Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Forum Hilfe für kranke und behinderte Kinder

ADHS und Ergotherapie

Thema: ADHS und Ergotherapie

hat es euren Kindern was gebracht, bzw. geholfen? Es geht um meinen Sohn, 9,5, 4 Klasse.

von Marianna81 am 28.02.2018, 16:05



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Hallo Marianna, ich bin Psychologin und arbeite vorwiegend mit Kindern mit ADHS (allerdings in Amerika). Klare Antwort auf Deine Frage: Nein. Wir arbeiten hier nur nach den neuesten wissenschafltichen Erkenntnissen und die sagen ziemlich eindeutig: Pills and skills. Je nach Symptom kann Methylphenidate (Ritalin) sehr gut wirken. Allerdings brauchen die meisten Kinder Training, wie sie Strategien im Alltag nutzen koennen, die ihnen helfen Symptome zu managen. Das machen hier in den USA die Psychologen und wir sehen sehr gute Ergebnisse. Gruss, P

von paluja am 28.02.2018, 18:45



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Tochter hat ADS und ich kann von uns behaupten, dass die Kombi Ergotherapie und Neurofeedback (Therapiezeit etwas über ein Jahr) was gebracht hat. Pillen hätte es bei uns nur im äussersten Notfall gegeben und dann nicht Mph, sondern Strattera.

von mama von joshua am tab am 01.03.2018, 11:59



Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

dazu kommt, das die Diagnose bei meinem Kind nicht eindeutig ist. Also, kein 100 Prozentiges ADHS, sondern nur bestimmte Züge.

von Marianna81 am 01.03.2018, 12:14



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Also mein Sohn machte schon mit 11 Monaten Frühförderung. Ab den 3. Geburtstag Ergotherapie. Und ja es hat geholfen. Aber an seinem 5. Geburtstag ging es nicht mehr weiter. Es gab ein Stillstand bis hin in die totale Verweigerung. Seid er Tabletten nimmst geht es wieder Berg auf und macht sich die Ergo wieder Sinn.

von dana2228 am 01.03.2018, 14:18



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Meine Freundin hat eine pädagogische Praxis für AD(H)S Kinder. Sie schwört auf die multimodale Therapie; d.h. mehrere Formen der Therapien, die ineinandergreifen. Also neben der eventuell notwendigen medikamentösen Therapie (die alleine nicht zum Erfolg führt; glücklicherweise ist Deutschland nicht die USA, wo auch viel zu viele Erwachsene zu Psychopharmaka greifen) wird mit Lerntherapie/Konzentrationstrsining, Verhaltenstherapie und eben auch Ergotherapie an den Problemen des Kindes ganzheitlich gearbeitet. Deshalb ist Ergotherapie als ein Puzzleteil in der Behandlung für Kinder mit AD(H)S sehr geeignet und führt auch zu guten Erfolgen in Bezug auf die Körperwahrnehmung.

von 3wildehühner am 01.03.2018, 15:49



Antwort auf Beitrag von 3wildehühner

Richtig! So sehe ich das auch. Und sagte uns auch die Pychaterin. Nur Tabletten bekämpfen die Symptome das Problem ist aber in 10 Jahren immer noch da. Deshalb sind die Therapien für uns wichtig. Da wir uns wünschen das es irgendwann Mal ohne Tabletten klappen könnte.

von dana2228 am 01.03.2018, 16:13



Antwort auf Beitrag von dana2228

Hallo zusammen, ich wuerde gerne nochmal 'eingreifen'. Ich bin Deutsche, lebe, arbeite und forsche seit vielen Jahren an einer grossen amerikanischen Universitaet und habe nebenbei eine ADHS Praxis. Vorweg, empirische Forschungsergebnisse gelten laenderuebergreifend. Also was den amerikanischen Kindern hilft, hilft auch den deutschen.. Gute Langzeitstudien haben uns gezeigt, was die besten Interventionen fuer ADHS sind und welche Ergebnisse, welche Art von Intervention bringt. Die Datenlage ist recht klar und ich versuche hier in den USA (und heute hier im Forum), Eltern zu helfen, zielgerecht ihre Kinder zu unterstuetzen. Was wir wissen: 1. ADHS ist ein neuropsychologische Entwicklungsstoerung, die haeufig im spaeten Jungenalter verschwindet, aber bei ungefaehr 30% bis ins Erwachsenenalter besteht. 2. Stimulanzien plus Strategie (Verhaltens)training ergeben die besten Langzeitergebnisse fuer Kinder 3. Stimulanzien sind sehr effektiv in der Behandlung von Kindern mit Aufmerksamkeitstoerung. Weniger effektiv (oder kaum effektiv) zur Behandlung von Hyperaktivitaet. 4. Neurofeedback wirkt NICHT. Die in der Literatur beschriebenen Effekte sind Placeboeffekte. Gerade kam eine grosse Studie zu dieser Frage heraus. 5. Stimulanzien ohne gleichzeitige Entwicklung von kompensatorischem Strategietraining ist wenig erfolgreich. Ganz wichtig ist natuerlich die korrekte Diagnose! Ich weiss, dass Deutschland sehr viel Medikamentenfeindlicher ist als die USA. In vielen Bereichen ist das auch sehr gerechtfertigt (Antibiotika, Opioide etc, die hier schnell verschrieben und noch schneller geschluckt werden). Meine Kinder haben bisher auch ihre Erkaeltungen mit Zwiebelsaeckchen und Verletzungen mit Arnica behandelt. Aber fuer ADHD koennen Medikamente eine extrem wichtige Funktion haben. Ohne Fokus kann man nicht lernen in der Schule und Konzentrationstraining hilft den Kindern nachweisbar NICHT! Sorry fuer die lange Vorlesung hier, aber gute Information ist soooo wichtig bei dieser Diagnose und ich lese hier immer wieder Dinge, die einfach falsch sind. Meldet Euch, wenn ihr Fragen habt.

von paluja am 01.03.2018, 23:21



Antwort auf Beitrag von 3wildehühner

sorry, dem muss ich widersprechen, das kann ich so nicht stehen lassen. Es gab vor ein paar Jahren eine Studie der Uni Freiburg (wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, kann auch eine andere Uni gewesen sein), die Kinder mit ADS und ADHS mit Neurofeedback therapiert hat. Und die Ergebnisse fielen durchwegs positiv aus. Dass Neurofeedback nicht wirkt, ist also Blödsinn. Es wirkt und ist auf jeden Fall gesünder als irgendwelche Pillen. Sicher mag es auch Ausnahmen geben, die die Pillen wirklich brauchen, aber das sind wirklich Ausnahmen. Die Dinger werden mittlerweile wie Smarties verschrieben...den Auslassversuch nach einem Jahr macht fast keiner.

von mama von joshua am tab am 02.03.2018, 09:38



Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

dann werde ich ihn wohl einer Ergotherapeutin vorstellen.

von Marianna81 am 02.03.2018, 11:47



Antwort auf Beitrag von paluja

Hallo, Ich schließe mich dem Beitrag von paluja an. Mein Ältester hat eindeutig diagnostiziertes ADS. Erst mit Beginn der Medikation (Medikinet) ging es ihm endlich besser und er konnte endlich wieder die schulischen Leistungen bringen die seinem IQ entsprachen und sein Selbstvertrauen wieder aufbauen. Er besucht auch eine Verhaltenstherapie und geht auf ein Schulinternat mit kleinen Klassen bei dem speziell auf solche Kinder eingegangen wird.

von soanaz2 am 16.04.2018, 21:20



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Ich denke, das geht gut und hilft durchaus. Mein Sohn war in einer Gruppe mit ADHS-Kindern, es war ein Kurs bei einer Ergotherapeutin. Es hat allen Kindern sehr gut getan, wir hatten alle immer wieder gemeinsame Elternabende, wo berichtet wurde. Mein Sohn ist kein ADHS-Kind, d.h. es wurde nicht diagnostiziert. Er ist sehr impulsiv gewesen, sehr aktiv und manchmal unruhig. Daher habe ich ihn zu dem Kurs angemeldet, Marburger Konzentrationstraining war das. Er hat sich sehr zum Positiven verändert. Kann auch am Alter liegen, er ist jetzt 9, wird reifer und älter, verständiger usw. Aber ich glaube, die Ergo hat ihm sehr gut getan. Auch einfach die Gespräche mit der Therapeutin dort. Medikamente wären der allerallerletzte Weg. Es geht auch ohne, davon bin ich überzeugt. Viele aber leider nicht.... Dies soll aber nicht zur pro und contra Diskussion ausarten. melli

von sojamama am 08.03.2018, 10:29



Antwort auf Beitrag von sojamama

unserer. Schulamt bietet Beratungen dazu

von Marianna81 am 09.03.2018, 17:37



Antwort auf Beitrag von sojamama

Da habe ich meinen Sohn jetzt auch angemeldet. Und ja Medikament sollten der letzte weg sein. Aber oft geht es nicht anders. Mein Sohn währe ohne nicht beschuhlbar, stellt eine Gefahr für sich und andere da. Er hat es so stark ausgeprägt und wir haben Pflegestufe 2.

von dana2228 am 10.03.2018, 12:59



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Ich habe eine 6-jährige Tochter mit ADS-typischen Symptomen. Sie hat spezielle Ergotherapie seit sie 3 Jahre alt ist. Gleichzeitig habe ich eine Elternschulung mitgemacht und bin weiter in einem fachlich begleiteten Elterntreff. Unser Alltag hat sich dadurch deutlich entspannt. Ich verstehe mein Kind besser und habe gelernt mein Kind sinnvoll im Alltag zu unterstützen. Ohne unsere spezialisierte Ergotherapeuten hätten wir das nicht geschafft. Sie hat trotzdem weiter ihre Reizfilterschwäche und ihre emotionale/soziale Entwicklungsverzögerung und ihre hohe Intelligenz. Wir schaffen es aber inzwischen ohne eine Stunde Vorlaufzeit einen Termin wahrzunehmen und das Kind schreit nicht mehr mehrmals täglich 1-2 Stunden am Stück, sondern es lässt sich nach kurzer Zeit trösten. Die Mutter-Kind-Beziehung hat sich dadurch deutlich verbessert. Sie merkt, dass ich sie inzwischen anleiten kann, sich besser zu fühlen, besser zu sortieren und das gibt ihr Sicherheit. Ich habe noch einen 3-jährigen Sohn, der altersgerecht trotzt und das kommt nicht annähernd an die Stressdimension ran, die ich bei meiner Tochter erlebt habe.

von Halluzinelle von Tichy am 16.03.2018, 22:18



Antwort auf Beitrag von Marianna81

Mein Sohn 9j auch ADHS hat die Multimodale Therapie, mit Logopädie und Ergotherapie im wechsel. Es sind noch “Verhaltenstherapie und das Marburger Konzentrationstraining“ geplant. Er geht dort gerne hin und ja ich finde es verändert sich auch was.

von MartiSmarti am 09.05.2018, 07:57