Hallo Frau Höfel,
ich bin 29 Jahre alt und habe 2013 und 2015 meine zwei Kinder spontan und auf natürlichem Weg entbunden. Das Erste war ein Sterngucker (3800 g, 52 cm, KU 36, 5 Tage vor ET) mit 3 stündiger AP. Bei der zweiten Geburt (4000 g, 51 cm, KU 37, am ET) trat eine Schulterdystokie auf. Beide Kinder hatten apgar 10 und keinerlei Spätfolgen. Beide Geburten waren ohne Einleitung, ohne pda und ohne Saugglocke o.ä.. Geburtsverletzungen (Scheide und Schamlippe gerissen) hatte ich nur beim Sterngucker, bei der Schulterdystokie gab es keine Verletzungen.
Ich selbst bin gesundheitlich topfit, normalgewichtig, keine Diabetes oder sonstiges, also liegen von "Grund auf" keine Risikofaktoren vor.
Nun bin ich mit dem dritten Kind schwanger und die Ärzte legen mir einen Kaiserschnitt ans Herz... Ich wiederum möchte diesen auf gar keinen Fall, da ich beide Geburten zwar als schwer, aber nicht als extrem schmerzhaft oder schlimm empfand. Auf der anderen Seite habe ich natürlich Bedenken, dass bei der Vorgeschichte erneut Komplikationen auftreten könnten, die das Kind oder auch mich in eine gefährliche Situation bringen. Gerne würde ich nun Ihren Rat hören, ob Sie als Hebamme eine spontane Geburt als riskant einstufen und ebenfalls einen geplanten Kaiserschnitt empfehlen würden oder dies auch notfalls beim normalen Geburtsverlauf entschieden werden kann?
Vielen lieben Dank im Voraus und freundliche Grüße
Adriana
von
AdrianaS88
am 21.04.2017, 20:55
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Sterngucker und Schulterdystokie?
Liebe Adriana,
der Sternengucker hat eine ungünstige Startposition gewählt, deshalb die Verletzungen in der Scheide.
Bei der Schulterdystokie muss man schauen, ob man einen Grund findet, den man umgehen kann. Was ich meine: kann es sein, dass die Geburt sehr zügig war und das Kind deshalb wenig Zeit hatte, sich im Geburtskanal einzustellen? In dem Fall könnte man von vorn herein, das Tempo aus der Geburt nehmen (Hecheln ist hier das Zauberwort!) und eine entsprechende Gebärposition in Betracht ziehen.
Falls die Größe bei der Schulterdystokie zum Thema wird: auch wesentlich kleine Kinder erleiden eine solche.
Haben Sie das Verlaufsprotokoll der Geburt eingesehen? Auch an den ergriffenen Maßnahmen erkennt man den Grad der Problematik.
Primär eine Sectio zu empfehlen, ist vermeintlich die absolut sichere Seite. Man tauscht evtl. Schulterdystokie gegen OP-Risiken und einen voroperierten Bauchraum.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 23.04.2017
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Sterngucker und Schulterdystokie?
Hallo Frau Höfel,
vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Die Geburt verlief zwar schneller als die Erste, aber Presswehen gingen trotzdem über 30 Minuten (zwischen Muttermund 4 cm und Geburt lagen 6,5 Stunden, beim Sterngucker von 8 cm bis Geburt über 10 Stunden). Das Problem war, welches bei beiden Kindern vorkam, dass sie immer wieder hochrutschten, wie die Hebammen und Ärzte sagten. Könnte das auf ein anatomisches "Problem" hindeuten und könnte ich das überprüfen? Es wurde auch mit mir "geturnt", eine sectio möchte ich unbedingt vermeiden - insofern es geht. Geburtsprotokolle rückt die Klinik nicht gern raus, ich würde es dann aber versuchen anzufordern! Müssen Sie es mir aushändigen, wenn ich es verlange?
Vielen Dank nochmal für Ihre Hilfe
von
AdrianaS88
am 23.04.2017, 22:22
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Sterngucker und Schulterdystokie?
Liebe adriana,
Sie haben nach § 810 BGB das Recht der Einsichtnahme. Dabei muß man Ihnen nicht die Originale aushändigen, sondern kann Ihnen eine Kopie zukommen lassen (BGH, Az. VI ZR 222/79 und Az. VI 177/81)
Bitte NICHT den Geburtsbericht, sondern Kopien der Akte (Name, Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum angeben) für den Zeitraum von-bis....... anfordern!
Manchmal muss man a) hartnäckig sein und b) mit einem Paragraphen wedeln.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 24.04.2017