Hallo Frau Höfel,
vielen Dank, dass Sie sich hier so ausdauernd den großen und kleinen Problemen widmen!
Ich habe eine Frage zum "Trinkverhalten" meiner Tochter. Sie ist 6,5 Monate alt und isst mittags ca. 100g Brei. Tagsüber trinkt sie recht wenig, dafür in der Nacht umso mehr. Ist diese "Verteilung" in irgendeiner Weise ungünstig für sie? Sie ist ein sehr aktives Kind, daher frage ich mich, ob sie tagsüber nicht etwas mehr "Brennstoff" bräuchte...
Den Mittagsbrei haben wir seit 4 Wochen eingeführt, mal isst sie gern, mal weniger (unabhängig von der Breisorte). Ersetzt ist die Stillmahlzeit noch nicht ganz (wenn man davon ausgeht, dass 150-200g ein komplettes Mittagessen ausmachen). Sollte ich mit der Einführung des Abendbreis warten, bis die Stillmahlzeit am Mittag komplett ersetzt ist oder kann ich auch so schon damit beginnen?
Viele Grüße,
Mari
von
Mari12
am 01.09.2014, 08:55
Antwort auf:
Baby trinkt haupsächlich nachts, ist das ok?
Liebe mari,
ein Kind ist bis zum Ende des 1. Lebensjahres ein Säugling - und befriedigt durch Saugen sein Saugbedürfnis. Da dieses tagsüber immer weniger befriedigt wird, weicht das Kind auf die Nacht aus.
Ihr Kind scheint im Moment nachts die Mahlzeiten zu brauchen. Geben Sie sie ihm - allen guten Ratschlägen zum Trotz. Natürlich kann ein Kind nachts ohne Nahrung auskommen (im Sinne von: es wird nicht verhungern), aber manche Kinder können nachts einfacher Nahrung aufnehmen (im Sinne von: Bauch voll, wohl fühlen, Bedürfnis befriedigt, nicht soviel Ablenkung wie tagsüber).
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen (Sie erleben es ja gerade!)!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie zügig für Beruhigung - umso schneller schlafen alle wieder!
Bitte die Mittagsmahlzeit nicht komplett ersetzen, sondern als Beikost belassen! Der Abendbrei kann angefangen werden.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 01.09.2014