Hallo,
meine Tochter ist mit 5190g zur Welt gekommen. Wegen niedriger Blutzuckerwerte habe ich noch im Krankenhaus begonnen, zuzufüttern. Sie nahm mehr als 10% ab und hat das geburtsgewicht erst nach drei Wochen erreicht. In der sechsten Lebenswoche habe ich dann auf der Brustseite, die weniger Milch produziert, eine Brustentzündung bekommen. Danach erschien es mir, als würde durch das viele Kühlen noch weniger Milch kommen. Jetzt in der siebten Lebenswoche habe ich es endlich geschafft, voll zu stillen. Allerdings traue ich nach den geringen Gewichtszunahmen nicht mehr meinen Instinkt, ob mein Kind wirklich satt ist. Bei meiner ersten Tochter konnte ich nie voll stillen und habe lange nur nachts gestillt. (Heute denke ich, es lag hauptsächlich am Temperament meiner Tochter.) Ich bin also trotz Erfahrung eher unsicher. Daher drei Fragen:
1) Beim Stillen kommt erst richtig viel Milch, sodass meine Tochter kaum hinterher kommt. Dann irgendwann saugt sie "ins Leere", sie schluckt kaum noch. Sie hat dabei wache, offene Augen und scheint sich auch anzustrengen. Manchmal kommt dann irgendwann doch noch eine Phase, in der sie viele Schlucke hintereinander macht. Ich weiß allerdings noch nicht, wie ich das beeinflussen kann. Kann es sein, dass der Milchspendereflex aussetzt und ein zweiter kommt, oder ist da wirklich erst einmal keine Milch mehr verfügbar? Kann ich das überhaupt beeinflussen?
2) Wie kann ich die Milchmenge auf der gerade gesundeten Brustseite wieder gezielt steigern? Geht das?
3) Abends sitze ich oft stundenlang zum Lagerfeuerstillen auf dem Sofa. Von Clusterfeeding hatte ich ja schon gehört, aber ich habe wie oben berichtet immer das Gefühl, sie bekommt nichts mehr (saugt, ohne zu schlucken), schläft dann langsam erschöpft ein, wacht dann nach einer halben Stunde wieder auf und will dann hungrig wieder an die Brust. Mit jedem Mal macht sie dann weniger Schlucke. An der Brust mit wenig Milch bekommt sie manchmal nur ein paar Schlucke. Gegen 23 Uhr schläft sie dann ein und fällt in Tiefschlaf, bis ich sie nach spätestens fünf Stunden wieder zum Stillen wecke. (Dann bekommt sie allerdings richtig viel und scheint auch pappsatt zu sein.) Ich habe Sorge, dass sie abends eigentlich noch hungrig ist und nur aus Erschöpfung einschläft. Ehrlich gesagt habe ich auch noch nicht meine Mitte als stillende Mutter gefunden, um "die Ruhe weg" zu haben. Mache ich mir zu viele Sorgen oder sehen Sie da ein Indiz dafür, dass ich zu wenig Milch habe?
Vielen lieben Dank für eine Einschätzung. Ich habe aus Ihrem Forum schon wertvolle Informationen gezogen. Ich weiß, dass bei uns eigentlich eine Stillberaterin draufschauen müsste, allerdings kann ich die ja auch nicht für 24 Stunden zu mir einladen, damit sie mal den ganzen Tag beobachtet. Aber vielleicht hören Sie aus meinem Bericht schon etwas heraus, auf das ich gezielt achten kann?
Viele Grüße
Babyhaar
von
Babyhaar
am 04.07.2014, 14:39
Antwort auf:
Zu wenig Milch oder normales Verhalten?
Liebe babyhaar,
ich finde es so schön, dass du nicht aufgegeben hast, sondern es weiter probiert hast und jetzt auch Erfolg hast! Toll!!!!
Auch dir empfehle ich den Windeltest, wenn du Zweifel daran hast, ob deine kleine Maus genug trinkt. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt.
Für die Ausscheidungen bei einem ausschließlich gestillten Baby gelten die folgenden Anhaltswerte:
Urin:
1. + 2. Tag: 15 - 60 ml pro Tag
3. - 10. Tag: 50 - 300 ml pro Tag
2. Monat: 250 - 400 ml pro Tag
Du siehst, die Bandbreite ist sehr groß, weil sie wirklich von Kind zu Kind sehr stark variiert, aber wenn die Differenz 200 oder mehr ist, dann kannst du davon ausgehen, dass sie genug bekommt. Ist die Differenz geringer, müssen wir noch andere Aspekte mit in Betracht ziehen, um eure Gesamtsituation beurteilen zu können.
Dann möchte ich dich ermutigen, deinem Instinkt zu folgen Auch wenn du dich unsicher fühlst, deine Mutternatur ist sehr weise und wird dir Signale geben, wenn du aufpassen musst.
Das Trinkverhalten, dass du bei Punkt 1 beschreibst, entspricht der Milchproduktion der Brust. Wenn der Milchspendereflex ausgelöst wird, fließt die Milch stark, und dieser Milchfluss wird im Laufe der Zeit immer schwächer, bis das anhaltende Saugen des Kindes den nächsten MSR auslöst. Und das geht immer so weiter, jedoch dauert es jedesmal etwas länger, bis der nächste Reflex ausgelöst wird. Du kannst das unterstützen, in dem du z.B. ein warmes Kirschkernsäckchen auf die Brust legst, oder die Brust zusammendrückst.
Um die Milchmenge zu steigern solltest du diese Seite häufiger verwenden als die andere, denn je mehr Nachfrage besteht, desto höher wird das Angebot. Da die Brust ein etwas träges Organ ist, dauert es ca. 76 Stunden, bis die Milchmenge deutlich erhöht ist.
Das abendliche Verhalten ist sehr typisch für so kleine Menschenkinder. Du kannst an Stelle des Dauerstillens probieren, ob es hilft, wenn du sie in ein Tragetuch oder eine gute Traghilfe packst. Das ermöglicht ihr einen ganz intensiven Körperkontakt, der ebenso wichtig ist wie die Milch an sich, und der oft dazu führt, dass der abendliche Stillmarathon etwas reduziert werden kann. Viele Stillgruppen verleihen Tragehilfen, und viele Stillberaterinnen können zeigen, wie man sie korrekt verwendet.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Wenn nichts hilft, dann bleib geduldig mit euch beiden. Ihr steht noch ziemlich am Anfang eurer erfolgreichen Stillbeziehung, und es wird leichter, je älter deine Maus wird.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 04.07.2014