Hallo,
meine Kleine ist nun 15 Wochen alt und wir konnten nie vollstillen. Nach 10 Tagen haben wir zugefüttert, da sie keinen Gramm zu noch abgenommen hatte.
Wir stillen meist und geben dann die Flasche so viel sie will. Sie trinkt aktuell 550-800 ml pro Tag. Die Brust biete ich ihr öfter an und manchmal versuche ich zu Clusterfeeden, allerdings lässt sie es kaum zu. Nachdem beide Brüste geleert wurden, saugt sie 2-3 Mal und erwartet hektisch ihr Fläschchen.
Eine Stillberatung habe ich hier nicht gefunden in Bochum und abpumpen hat mir mehr stress als Milch gebracht.
Obwohl sie so alt ist, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als sie voll zu stillen. Was kann ich tun? Kann ich überhaupt vollstillen (kleine Brüste, mache mir selbst viel stress). Beim abpumpen war mein maximum beidseitig zusammen 50 ml, wobei ich es nicht lange und nicht regelmäßig gemacht habe wegen dem stress. Wobei ja jetzt mehr Ruhe eingekehrt ist und ich es nochmal überlege. Melke meine Brüste ab und an nach dem Stillen mit der Hand und es kommen noch viele Strahlen Milch. Wenn es möglich ist, dann wäre ich glücklich, wenn es unrealistisch ist, dann sagen Sie dies bitte, damit ich mir nicht wieder falsche Hoffnungen mache. Es macht mich einfach so fertig, auch wenn es höhere Gewalt ist und es Schicksal ist. Aber ich habe das Gefühl nicht alles gegeben zu haben, um es vielleicht doch zu schaffen. Gleichzeitig mache ich mir so Vorwürfe es anfangs so zwanghaft versucht zu haben und unsere Tochter untergewichtig war. Meine Hebamme hatte mir der ernst der Lage verschleiert und wenn ich zurück denke, muss ich gleich wieder weinen...
LG Nadine
von
Taekdine
am 21.03.2017, 19:58
Antwort auf:
Wunsch zum Vollstillen
Liebe Nadine,
Deine Brust kann tatsächlich wieder mehr Milch bilden, wenn dein Baby wieder häufiger trinkt, denn die Nachfrage regelt das Angebot.
Du hast ganz sicher noch eine Chance, aber ja, Geduld wirst du benötigen!
Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch `Stillen eines Adoptivkindes und RelaktationA von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.03.2017