Hallo liebe Stillexpertinnen,
meine Tochter ist jetzt 4,5 Monate alt. Mit dem Stillen hat es eigentlich noch nie gut geklappt. War auch mehrfach im Stillcafé und habe hier schon Fragen gestellt.
Tags schreit sie beim oder nach dem Stillen sehr oft oder guckt in der Gegend rum. Damit kann ich mich noch arrangieren, denn sie trinkt dafür in der Nacht bisher besonnen und recht viel.
Jetzt haben wir aber eine ganz blöde Situation:
Sie schreit momentan auch nachts manchmal beim Stillen (entweder, wenn ich sie in ihren Augen zu langsam hochgehoben habe, obwohl das aus dem Beistellbett ja sehr schnell geht) oder danach, wenn sie noch müde ist und nicht mehr einschlafen kann.
Das andere Problem ist, dass sie nachts oft nicht mehr richtig andockt: Sie hat nur die Brustwarzenspitze im Mund (ich dachte, Babies können so gar nicht richtig trinken), nimmt die Brustwarze schräg in dem Mund oder beißt (zum Glück noch zahnlos) einfach wahllos irgendwo an. Habe schon kleine Knutschflecke.
Auch dreht sie den Kopf dann oft weg ohne loszulassen. Wie kann ich ihr das abgewöhnen? und woran merke ich dann, wann sie fertig getrunken hat? Ich habe schon ein helleres Nachtlicht im Dauerbetrieb, damit ich wieder besser sehen kann, wie sie andockt.
Mein Mann meinte, ich solle evtl. Stillhütchen nehmen, damit sie mich nicht so verbeißt. Die haben wir noch da aus ihren ersten Lebenswochen auf anraten der Hebamme, haben sie aber eigentlich nie benutzt. Möchte keinen zusätzlichen Sauger einführen, denn sie ist schon ein Schnullerkind.
Ich bin bereits in eMail Kontakt mit einer Stillberaterin, aber sie konnte noch nicht kommen. Es wohnen alle so weit weg, sie ist die einzige, die immerhin versucht es mal einzurichten.
Besten Dank für jeden Tipp und die tolle Arbeit im Forum!
Einen schönen Wochenstart,
Claudia
von
CB85
am 20.02.2017, 09:05
Antwort auf:
Wie dockt mein Kind wieder richtig an?
Liebe Claudia,
dein Kind KANN nicht mehr richtig saugen.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Leider stoße ich hier an die Grenzen der Fernberatung, denn für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, nuckelt vielleicht nur und trinkt nicht effektiv. Das könnte dazu führen, dass die Milchmenge sich nicht steigert und dem Bedarf des Babys nachkommt.
Da ich nun weder dich noch dein Kind sehen kann, weiß ich nicht, wie dein Kind angelegt ist und wie es saugt. Solche Probleme stoßen einfach an die Grenzen einer Fernberatung und deshalb kann ich dir nur dringend ans Herz legen, dich an eine Kollegin vor Ort zu wenden, die sich anschauen kann, wie dein Kind an der Brust trinkt und dir dann gezielte Tipps geben kann, was du tun kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.02.2017