Unzureichende Versorgung durch "schlechte" Muttermilch?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Unzureichende Versorgung durch "schlechte" Muttermilch?

Liebes Experten-Team Ich habe eine 6 Wochen alte Tochter und stille voll. Bis vor einiger Zeit lief alles auch wunderbar. Leider habe ich selbst ein etwas gestörtes Essverhalten. In der Schwangerschaft habe ich nur ca. 4 kg zugenommen, die Frauenärztin war aber immer zufrieden mit der Entwicklung des Babys. Bei der Geburt hatte sie 3090g. Im Krankenhaus (und in der ersten Woche zu Hause) hatte ich einen Bärenhunger und auch fleißig gegessen. Ungefähr doppelt so viel wie in der Schwangerschaft. Trotzdem hab ich in der ersten Woche nach der Geburt fast 10kg abgenommen und jetzt halte ich mein Gewicht bei ca. 51/52kg (bei 163cm - also kein Untergewicht, allerdings tägliche Kalorienzufuhr nur 1200-1500 kcal ein bis zweimal die Woche bis zu 2000). Bei Entlassung hatte meine Maus ihr Geburtsgewicht schon wieder erreicht und auch in den Wochen danach hat sie immer durchschnittlich 180-200g zugenommen. (Sie wird ca. 1mal wöchentlich gewogen). Beim letzten Wiegen hatte sie in 5 Tagen nur 10g zugenommen. Meine Hebamme meinte aber, das sei noch kein Grund zur Beunruhigung. Sie vermutet, dass sie gerade einen Schub macht. Dafür spräche auch, dass sie sehr unzufrieden ist. Sie schreit und strampelt relativ viel und lässt sich fast nur an der Brust beruhigen. Seit zwei Wochen schläft sie auch nur noch auf mir an der Brust. Sobald ich versuche sie neben mich zu legen, strampelt sie sich in Rage und fängt wieder an zu schreien. Einzige Ausnahme: tagsüber schläft sie fast immer sehr gut ein, wenn ich mit ihr im Manduca spazieren gehe. Da schläft sie dann auch mal mehrere Stunden, je nachdem wie lange ich mich bewege auch mal 3-4 Stunden am Stück. Ich kann das noch gut ertragen, da ich auch mit ihr im Arm mich gut erholen kann, wenn auch nicht effektiv schlafen, aber erholen. Meine Hebamme sagt, das ist alles noch im ok-Bereich. Jetzt ist nochmal eine Woche vergangen, aber es hat sich noch nicht wirklich was gebessert. Sie nukelt viel an der Brust, trinkt aber meiner Meinung nach nur noch recht kurz effektiv. Dafür halt häufiger. Jetzt hat sie seit vier Tagen (heute ist dann der fünfte) keinen Stuhl gehabt. Windeln sind aber trotzdem voll mit Urin. Bei Stillkindern sagt man ja, dass der Stuhlgang mal bis zu einer Woche ausbleiben kann, stimmt das? Oder könnten das Anzeichen dafür sein, dass sie eben nicht ausreichend versorgt wird, sei es zu wenig oder qualitativ schlechte/nicht nahrhafte Milch weil ich mich nicht optimal ernähre??? Es ist jetzt nochmal ne Woche her seit sie gewogen wurde, das nächste Mal steht aber erst am Mittwoch an. Der objektive Parameter fehlt also aktuell noch. Ich mache mir wirklich große Sorgen, dass ich mein Kind nicht richtig versorge. Und das nicht aus einem medizinischen Grund, sondern weil ich ein Problem mit mir, dem Essen und meinem Krperbild/-bewusstsein habe. Das wäre nicht fair einem so kleinen liebevollen Wesen gegenüber. Also "to cut a long story short": Kann es sein, dass ich durch meine geringe Kalorienzufuhr bei gleichzeitig sehr aktivem Lebensstil, die Milchproduktion so sehr negativ beeinflusse, dass mein Kind nicht ausreichend versorgt wird??? Vielen Dank im Voraus Beste Grüße Cassie Jane

von Cassie J am 11.09.2017, 06:16



Antwort auf: Unzureichende Versorgung durch "schlechte" Muttermilch?

Liebe Cassie, wenn du selbst nicht genug Kalorien und Nährstoffe zu dir nimmst, beeinträchtigt das in erster Linie DEINE EIGENE Gesundheit. Deine Milch wird - außer wenn du im Zustand extremer Mangelernährung wärst - für dein Baby immer genau richtig sein. Deine Hebamme hat Recht: Babys nehmen in Schüben zu, und es kann sein, dass das mal nur wenig ist. Wenn es dem Kind insgesamt gut geht, besteht kein Anlass zur Sorge. Du könntest, um einen Hinweis dafür zu bekommen, wie viel Milch sie so zu sich nimmt, den Windeltest machen. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Es sollten um die 400 Gramm Gewichtsunterschied sein, dann wäre alles im "grünen Bereich". Sollte sie weiterhin schleppend zunehmen, hilft möglicherweise die Brustkompression, weil sie dazu führt, dass pro Saugen mehr Milch fließt (und das kann dann wiederum auch dazu beitragen, dass mehr Milch gebildet wird). Ich hänge dir die Beschreibung unten an und hoffe, es hilft euch weiter. Alles andere, was du beschreibst, ist normal. So kleine Babys sind nicht dazu ausgelegt, alleine zu schlafen. Sie brauchen den Körperkontakt, um sich sicher zu fühlen. Vielleicht kannst du jemanden finden, der einen Spaziergang mit der Manduca tagsüber übernimmt, damit du in der Zeit mal tief und fest schlafen kannst? Das würde sicher schon einiges erleichtern. Und ja, das mit dem Stuhlgang braucht dich auch nicht zu irritieren :-) Vielleicht tut es dir auch gut, dich einer Stillgruppe anzuschließen? Dort findest du Mütter mit ganz ähnlichen Sorgen, und erlebst, wie normal es ist, dass wir Mamas uns fürchten, etwas falsch zu machen. Dort findest du Ermutigung und Zuspruch - und das fundierte Wissen einer Expertin. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 11.09.2017



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