Hallo,
Mein Sohn ist 8 Monate alt und hat schon immer Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Bis 6 Monate zu Hause immer nur änder Brust und diese dann zu lösen hat ewig gedauert. Seit er 3 Monate alt ist wacht er zwischen 19 und 23 Uhr ständig und mehrfach auf. Er schläft erst tief wenn ich auch schlafengehe oder wenn er es nach 2-3 mal Aufwachen geschafft hat in den Tiefschlaf zufinden.
Seit 2 Monaten schläft er morgens und mittags in der Nonomo. Dort meckert er oft. So konnte ich ihm das Einschlafen mit Brust im Mund abgewöhnen. Jetzt stille ich ihn bis er fast weg ist und lege ihn abends ins Bett. Auch stillen plus unser Bett oder Federwiege bringt nichts.., er wacht auf und schreit nach der Brust.
Alle gängigen Bücher zum Themaschlaf habe ich gelesen. Weiß also das Aufwachen normal ist. Doch ich kann nicht mehr. Ich bin abends ein menschlicher Schnuller! Echte Schnuller nimmt er nicht mehr und Flaschen genauso.
Nun frage ich mich, ob er sich an die Nahrungsaufnahme am Abend gewöhnt hat und deshalb aufwacht. Tagsüber schläft er in der Federwiege immer 1,5 bis 2 Stunden. Auch im Kinderwagen wenn dieser nicht bewegt wird.
Daher habe ich beschlossen abends nicht mehr zustillen. Also nur noch das erste Einschlafstillen und dann erst wieder wenn ich ins Bett gehe. So könnte sich seine innere Uhr auf eine andere "Futterzeit" umstellen. Was meinen Sie? Oder gibt es einen anderen Ansatz?
Danke!
von
Tims_Mami
am 21.07.2017, 07:07
Antwort auf:
Stillpause am Abend
Liebe Tims_Mami,
der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es kann also gut sein, dass dein Bay tatsächlich schlicht und ergreifend Hunger hat und noch Nahrung braucht.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist.
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
Probiere es einfach aus, wie IHR am besten klar kommt, denn DU kennst DEIN Baby am besten und wirst spüren und wissen, wie lange es ohne Milch aushält.
Stehe deinem Baby bei und gib ihm Halt und Sicherheit und die Zeit, die es braucht sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Und wenn Du merkst, dass dein Kind das Stillen noch braucht, dann warte einfach noch ein paar Wochen ab.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.07.2017