Langsames Abstillen Kleinkind - Schreien am Abend

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Langsames Abstillen Kleinkind - Schreien am Abend

Hallo Biggi, meine Tochter wird in 2 Monaten 2 Jahre alt und ich stille sie noch nachts, Abends zum Einschlafen und am Wochenende wenn sie nicht in der Kita ist mittags zum Einschlafen. In der Kita schläft sie problemlos alleine. So langsam würden wir gerne das Stillen reduzieren, damit sie nicht nur auf Mama fixiert ist, sondern auch vom Papa ins Bett gebracht werden kann (der meint er habe keine Chance, solange sie gestillt wird. Bisher hat es nicht geklappt). Eigentlich haben wir auch angepeilt, zum 2. Geburtstag abzustillen, aber das sehe ich noch nicht und will auch nicht wochenlang Kämpfe mit ihr austragen - ich habe das Gefühl, dass sie die Brust nicht freiwillig aufgeben wird. Seit 2 Wochen versuche ich sie Abends wirklich erst um 19 Uhr zu stillen, wenn es ins Bett geht (also nach dem Abendessen). Sonst habe ich sie schon immer 17:30-18 Uhr gestillt, wenn wir vom Spielplatz o.ä. nach Hause kamen. Ich merke, dass sie dieses Stillen sehr braucht, um runterzufahren, anzukommen... um sich danach aufs Abendessen etc. einlassen konnte. Nun ist es so, dass sie sobald die Tür ins Schloss fällt erstmal eine halbe Stunde/Stunde total schreit, ohne sich von irgendwas beruhigen zu lassen. Kein Essen, kein Arm ... Das ist unglaublich anstrengend. Nach dem Stillen zur Bettgehzeit wird sie dann gerne wieder munter, läuft dann in die Küche um mit Essen weiterzumachen. Ich habe das Gefühl es bringt überhaupt nichts ihr dieses Stillen zu verweigern und nach hinten zu schieben - außer Stress für alle. Wie viele Tage/Wochen muss man warten, bis sich eine neue Routine ausbildet? Wird sie es auch irgendwie anders schaffen, den Stress des Tages abzubauen ohne eine Stunde hysterisch zu schreien? Wochenlang halten wir das nicht durch - und mit dem eigentlichen Abstillen haben wir noch gar nicht angefangen. Eigentlich wollte ich als nächsten Schritt das Einschlafstillen angehen, aber momentan akzeptiert sie ja noch nicht mal diesen Schritt. Wird es leichter, wenn sie älter werden und man besser mit ihnen reden kann? Dann würde ich noch ein halbes Jahr aushandeln in der Hoffnung, dass sie das Stillen dann weniger braucht. Ich habe auch Angst vor den Nächten, wenn man sie nicht mehr in 3 Sekunden mit der Brust beruhigt bekommt und bisher habe ich die Nächte komplett alleine übernommen. Ich stille sie gerne und habe persönlich keinen Drang das sofort zu ändern, weshalb ich auch nicht bereit bin, wochenlang Kämpfe mit ihr auszufechten und ihr was aufzuzwingen. Ich habe schon öfters Versuche unternommen, das Einschlafstillen zu lassen etc., das ging nur unter vielen Tränen und Protest, der sich auch nach ein paar Tagen/1-2 Wochen nicht gelegt hat. Es fällt mir so schwer ihr das zu verweigern, was ihr sofortige Entspannung bringt, vor allem weil ich weiß, dass sich das nicht in ein paar Tagen wieder gibt und sie sich dran gewöhnt. Ich möchte nicht auf ewig alleine fürs ins Bett bringen zuständig sein, bei bisherigen Versuchen hat sie Papa nicht ansatzweise akzeptiert, auch wenn sie tagsüber ein sehr enges Verhältnis haben. Würde Abstillen da wirklich helfen? Ist ein Sommerurlaub eine gute Gelegenheit Routinen zu ändern oder eher gerade nicht wegen der fremden Umgebung? Vielen Dank für Tipps! Viele Grüße Magdalena

von Magdalena9 am 17.07.2023, 22:10



Antwort auf: Langsames Abstillen Kleinkind - Schreien am Abend

Liebe Magdalena, ich kann dich gut verstehen und spüre deine Unsicherheit.
Wichtig ist es jetzt erst einmal, dass DU dir Klarheit verschaffst.

 Höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl?
Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Vielleicht ist es jedoch auch so, dass dein Umfeld dir zum Abstillen rät und du es eigentlich noch gar nicht möchtest? Solange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger oder gar nicht mehr stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. 

 Je klarer und sicherer DU bist, umso leichter machst du es deinem Kind. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Es ist nicht schlimm, wenn du jetzt deinem Kind noch eine Frist gewährst, wenn es für dich okay ist. Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Wenigerstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch weniger stillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Dein Kind wird diese Phase hinter sich lassen, auch ohne Druck. Und das Abstillen wird auch nicht leichter oder schwieriger. Vielleicht möchtest du ein Buch zum Thema lesen? Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Auch das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", das es z.B. über La LecheLiga Deutschland zu kaufen gibt, kann hilfreich sein. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 17.07.2023



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