Frage: Stillen und Beikost

Hallo ihr beiden! Ich brauche gerade einen Rat. Vor zwei Wochen waren wir bei meiner familie für paar Tage zu Besuch und ich habe meine neun Monate alte Tochter aus praktischen Gründen überwiegend nur gestillt. Sie isst Brei, allerdings nur den Abendbrei mit Begeisterung. Nachts möchte sie auch eher zum kuscheln an die Brust. Mittlerweile schläft sie auch manchmal ohne einschlafstillen ein. Mein Mann ist jetzt der Meinung, dass ich das mit dem stillen einschränken soll, damit sie mehr isst und möglichst bald normal mitessen kann.Aber ich sträube mich dagegen, weil ich der Meinung bin, dass zwei bis dreimal am tag nicht zu viel ist und sie die Nähe wünscht. Außerdem würde sie doch zeigen, dass sie nicht mehr möchte, oder? Ich biete ihr immer essen, auch fingerfood, an, aber sie spielt damit mehr und ich möchte sie dann auch nicht dazu zwingen. Verhalte ich mich richtig? Vielen Dank nochmal! Viele grüße

Mitglied inaktiv - 08.04.2014, 07:04



Antwort auf: Stillen und Beikost

Liebe ally86, der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 08.04.2014



Antwort auf: Stillen und Beikost

Hallo, das erinnert mich an uns. Mein Kleiner wollte überhaupt nicht essen und alle Leute hatten immer ganz tolle Ratschläge. Meistens auch in die Richtung "still weniger, dann isst er mehr". Letztendlich habe ich 11 Monate voll gestillt (abgesehen von ein paar kleinen Häppchen, Obst, Gemüse, Brot... zwischendurch) und abgesehen von ein paar Momenten, in denen mich das gestresst hat, war es vollkommen ok. Als er Ein Jahr alt war habe ich noch immer drei/vier/fünf mal am Tag und nachts alle zwei Stunden gestillt und er ging in die Kita. Dort hat er dann immer mehr gegessen (Herdentrieb ;-) ). Und es ging von alleine immer weiter. Wir haben übrigens irgendwann aufgehört ihm den Löffel hinzuhalten. Wenn wir gegessen haben, hat er mit am Tisch gesessen und die Komponenten unseres Essens einzeln bekommen (am Anfang ungewürzt, später hat er einfach unser essen bekommen), damit er ausprobieren kann, wie das alles so schmeckt, wie es sich anfühlt und so weiter. Ich finde Deine Einstellung richtig und solange Du Dich damit wohl fühlst, ist es gut das Kind weiter zu stillen. Ganz egal was andere (inklusive Deinem Mann) sagen. Dein Kind weiß ganz genau was es braucht und wird es sich holen. Und auch wenn ich der Meinung bin, dass Väter in ALLE Bereiche der Erziehung gleichberechtigt eingebunden werden sollen, gibt es eben die eine Sache (abgesehen von Schwangerschaft und Geburt), die sie einfach nur von Außen kennen. Das ist das Stillen. Und hier müssen sie probieren nicht nur die Nahrungsfunktion zu sehen, sondern in erster Linie die Beziehung, die dahinter steht und dadurch gefestigt wird. Mein Kleiner (jetzt 20 Monate) isst übrigens so gut wie alles, am allerliebsten natürlich Nudeln ;-), und Obst. Er ist ein echter Obstfanatiker und über Weintrauben und Melone geht nichts. Also mach Dir keinen Kopf. Macht einfach weiter. LG

von luze am 08.04.2014, 10:44



Antwort auf: Stillen und Beikost

Genau das möchte ich vermeiden, dass das Essen zum Zwang wird. Ich fühle mich in dem was ich tue nochmals bestärkt. Vielen Dank für hierfür!

Mitglied inaktiv - 08.04.2014, 11:41



Antwort auf: Stillen und Beikost

Kann Dich auch bestärken. Unser Kind hat anfangs richtig viel gegessen (Fingerfood/BLW), ab ca. 10-11 Monate hat sie dann fast komplett wieder damit aufgehört, und die ganze Zeit hat sie wie immer sehr viel gestillt, mit Essen oder ohne, das war komplett egal. Heute ist sie 2,5 Jahre alt, isst bei Wachstumsschüben alles, was ihr in den Weg kommt, den ganzen Tag und große Mengen, ansonsten isst sie, was sie möchte und hat ein bewundernswertes Gefühl dafür, wann es genug ist, übrigens sogar mit Süßigkeiten, die es bei uns selten gibt. Lange Zeit war auch das Stillen um die Mahlzeiten herum sehr wichtig. Ich vermute, das ist dann wohl eine Hilfe für den Darm, mit den ungewohnten Speisen nach der MuMilch zurechtzukommen. Das war auch noch sehr lange so, genauso lange, wie man noch am Stuhl sehen konnte, was das Kind gegessen hatte, da vieles nahezu unverändert wieder rauskam. Für Deinen Mann ist Gonzalz' Buch sicher auch hilfreich. Kann es sehr empfehlen! Ein dickes Fell gegenüber der puckligen Verwandtschaft braucht man allerdings. In unserem Land ist man es einfach nicht gewohnt, die Kinder selbstbestimmt essen (und stillen) zu lassen. ;-) LG Sileick

Mitglied inaktiv - 08.04.2014, 14:25



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Stillen & Beikost 1 Jahr

Hallo, Ich bin total verzweifelt und irritiert. Ich komme gerade von der u6 mit meiner Maus . Sie ist gerade 1 Jahr alt geworden. Ich gebe ihr seit ihrem 6 Monat Beikost und stille sie seit dem ca. 3x am Tag.. morgens, mittags und Abends! Das Babys mit Verstopfung zu tun haben mit Beikoststart ist mir bewusst und man kann über die Beikost den Stu...


Stillen und Beikost

Hallo Frau Welter, Meine Tochter ist 13 Monate und war nie ein Freund von Brei und auch recht spät mit BlW begonnen, bzw isst sie jetzt so wie sie möchte am Familientisch mit. Ist aber nur mini Mengen und lange nocht nicht zum satt werden. Sie will sich überhaupt nicht füttern lassen und alles nur selbst machen, was für mich okay ist. Ich stille...


Stillanteil Beikost und nächtliches Stillen

Hallo liebe Biggi, ich hätte eine Frage zum Thema Stillen und Beikost, da ich eine Information bekommen habe, die mich verunsichert... Ist es so, dass ein Kind mit knapp 10 Monaten in der Nacht nicht mehr gestillt werden soll? Mein Sohn trinkt momentan nachts sehr häufig an der Brust (zwischen 2 und 5 mal), ich denke, die Zähne sind schuld… ...


Schlafverhalten geändert durch Beikoststart; Stuhlgang bei Beikost

meine Tochter ist 7,5 Monate. Vor 2 Monate haben wir mit Beikost gestartet. Eigentlich nach Bedarf und Zeit. D.h. mal ein Glas mit Fleisch und Gemüse, mal mit Fisch u.s.w. . Darüber hinaus selbst pürierte Bananen, Kartoffeln, Karotten. Nun hat sich das Schlafverhalten grundlegend geändert. Sie wird nun nachts zwischen 3 und 5 mal wach. Hat morge...


Beikost und Stillen

Hallo Frau Welter, Ich habe ein Beikost Seminar besucht. Die Empfehlung lautete dort, das man zum komplett aufgebauten Mittagsbrei zwei Stunden vorher und nachher nicht stillt. Jetzt habe ich gelesen, dass man auch weiterhin stillt nach Bedarf. Was empfehlen Sie mir? Meine Tochter wird jetzt 8 Monate. Mittagsbrei und Obst/ Getreidebrei sind aufgeb...


Beikost starten

Sehr geehrte Frau Welter, mein Baby ist jetzt 4 Monate und 3 Tage alt oder 18 Wochen alt und wiegt 8 kg (nur mit Mutter milch). Sie hat jetzt 2 Zähne. Mir ist aufgefallen, dass sie großes Interesse am Essen zeigt. Ich habe das Gefühl, sie möchte essen. Deshalb frage ich Sie: Ist es in diesem Alter noch zu früh oder ist es in Ordnung, mit fes...


11M, isst kaum Beikost, will nachts ständig stillen

Hallo Biggi, meine Tochter ist 11 Monate alt und noch keine gute Esserin. Ab und an geht mal ein kleiner Pancake rein oder ein halbes Gläschen, aber ihr scheint das nicht zu reichen - danach will sie immer noch die Brust. Sie zieht an meinem Shirt bis ich nachgebe. Auch beruhigt sie sich nachts nur an der Brust, sie kommt nach dem Einschlafstill...


Schwierigkeiten mit Beikost

Grüß Gott Frau Welter,    unsere Tochter ist im Mai auf die Welt gekommen. Wir mussten dann einige Wochen im Krankenhaus verbringen und sie lag aufgrund von einer Hüftdysplasie in einem Bett aus dem sie nicht rausgenommen worden durfte, bzw. die Position verändert worden durfte.  Trotz alledem wollte ich stillen, also bin ich jedesmal wen...


Weiterhin Probleme mit Beikost bzw. „Fester Nahrung“

Sehr geehrte Frau Welter, meine Tochter wird demnächst 10 Monalte alt und wird von Tag 1 an nach Bedarf gestillt. Jetzt ist es so, dass sie auch weiterhin so gut wie überhaupt keine Nahrung zu sich nehmen möchte :(. An Brei (sei es aus dem Gläschen als auch selbst gekocht) ist überhaupt nicht zu denken. Es ist auch egal, welche Gemüsesorten ode...


Stillen /zu füttern/Beikost

Hallo Frau Welter, meine Tochter ist 5 1/2 Monate alt,von Anfang an Stille ich es und gebe zusätzlich 4xTag Hipp Pre Nahrung Combiotik Trinkfertig da ich nicht genug Muttermilch habe.Diese Woche haben wir Mittags mit Einführung Beikost gestartet,sie nimmt es gut an. Meine Frage wäre: Wie lange darf ich die Hipp Pre Nahrung weitergeben ggf...