Sollte/Kann Einschlafstillen ab einem bestimmten Alter nicht mehr erfolgen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Sollte/Kann Einschlafstillen ab einem bestimmten Alter nicht mehr erfolgen?

Sehr geehrte Frau Welter, mein Sohn ist 5 Monate geworden und wird seit Anfang einschlafgestillt. Bisher ist er am Abend in meinem Arm eingedöst, ich konnte ihn vorsichtig in sein Bettchen legen, die Hand leicht auflegen, er hat sich nochmal geräkelt und ist dann eingeschlafen. Seit ca. 3 Wochen habe ich den Eindruck, dass er bereits nach kurzer Zeit sehr tief in meinem Arm einschläft, dann allerdings plötzlich wach wird und aus Angst weint. Er kuckt sich im leicht abgedunkelten Schlafzimmer schreckhaft um und kann sich auch durchs Stillen nicht beruhigen. Mein Mann und ich tragen ihn dann etwas herum und probieren immer wieder ihn anzulegen. In den meisten Fällen hält ihn mein Mann im Fliegergriff und ich stehe vor ihm und „übernehme“ ihn, sobald er die Brust akzeptiert hat. Die Beruhigung dauert mittlerweile 1 bis 1,5 Stunden. Während der letzten Wochen haben wir als ersten Brei den Abendbrei eingeführt (Pre-Milch, Wasser und Schmelzflocken), den er richtig hungrig am Abend isst. Können Sie mir sagen, ob dieses Weinen mit seiner Entwicklung (evtl. schlechten Träumen) zu tun hat, ggf. Bauchschmerzen wegen der Breieinführung oder mit dem Stillen zusammenhängt? Meine Kinderärztin meinte, dass beim Einschlafstillen ab einem halben Jahr Vorsicht geboten ist, da die Kinder immer mehr verstehen und andere Methoden benötigen. Neben dem oben beschriebenen Ablauf kann ich ihn ab und zu zwar schlafend ablegen, allerdings hat er dann die Augen einige Minuten starr auf mich gerichtet (ohne Augenblinzeln) und fängt dann nach ein paar Minuten schrecklich das Weinen an. Tagsüber ist er fröhlich und spiel sehr viel. Vielen Dank für Ihren Rat.

von MariaXY1980 am 29.08.2016, 08:08



Antwort auf: Sollte/Kann Einschlafstillen ab einem bestimmten Alter nicht mehr erfolgen?

Liebe MariaXY1980, vielleicht hat dein Baby tatsächlich Bauchschmerzen vom Brei, ich würde mit der Beikost nicht unbedingt am Abend beginnen, denn es kann schon sein, dass dieser schwer im Magen liegt. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht und auch nicht mehr einschlafen soll beim Stillen entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind und einfach die Nähe brauchen. Dein Kind kann ruhig fest auf deinem Arm einschlafen und dort auch bleiben, wenn es deine Nähe spürt, wird es ruhig bleiben und sich sicher und geborgen fühlen! Du könntest es am Abend auch einfach ins Tagebuch binden, so hast Du die Hände frei. Das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", dass es z.B. über La Leche Liga Deutschland zu kaufen gibt, kann hier tatsächlich hilfreich sein. Nicht, dass es große Auswege aufzeigen würde, aber es erklärt, warum das so ist mit unseren Babys, und warum das auch ok ist. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.08.2016



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Einschlafen ohne Einschlafstillen

Hallo Biggi, mein Sohn ist 14 Monate alt und bisher ist er immer beim Stillen eingeschlafen. Über Weihnachten hatte er einen Magen Darm Infekt und musste sich nach dem Stillen oft übergeben. Seit dem klappt das Einschlafstillen nicht mehr. Prinzipiell bin ich froh, wenn wir einen Weg finden ohne stillen einzuschlafen. Als er krank war, hat er beim ...


Abstillen bzw Einschlafstillen abgewöhnen

Guten Tag, ich habe interessiert den Beitrag von Marielajob zum Thema Abstillen in der Nacht gelesen und hierzu noch eine Frage. Mein Sohn ist nun genau ein Jahr alt, wollte nie einen Schnuller und hat auch nie eine Milchflasche bekommen/angenommen. Beikost hat er von Anfang an sehr gut angenommen und interessiert sich sehr für unser Essen. Nur...


Nachts Einschlafstillen aber starker Milchspendereflex. Was kann man tun?

Hallo Frau Weller, Sie schreiben immer so tolle, verständnisvolle und kindorientierte Nachrichten, daher wende ich mich an Sie. Eigentlich habe ich 3 Fragen, aber als erstes die Situation. Meine Maus und ich machen Einschlafstillen. Nachts kommt sie ca. aller 1,5 bis 2 h. Sie ist 8 Monate alt. Das viele Stillen nachts stört mich überhaupt nicht...


Einschlafstillen und Entbindung zweites Kind

Liebe Biggi, ich bin mit meinem zweiten Kind schwanger, der errechnete Termin ist Ende Juli und wir freuen uns schon sehr auf den Familienzuwachs :) Nun ist es aber so, dass ich meine 2 1/2 Jahre alte Tochter noch sehr viel stille, vor allem Nachts zum ein- und weiterschlafen. Wir genießen es beide noch sehr und eigentlich möchte ich von mir...


Einschlafstillen und häufiges Aufwachen

Liebe Biggi, Mein Sohn wird in 2 Wochen 1 Jahr alt. Er wird noch viel tagsüber und nachts gestillt. Ich biete es von mir aus nicht mehr an, aber er fordert es von sich aus ein, zeigt auf meine Brust, macht Schmatzgeräusche ect. Vor allem Nachts und tagsüber zum Einschlafen geht es nicht ohne Brust. Eigentlich stille ich gerne, auch weil ich mer...


Stillen nach Bedarf auch gleich Einschlafstillen

Hallo, ich hoffe ich bekomme meine Frage gut formuliert, weil Momentan habe ich etwas Chaos im Kopf. Meine Tochter ist nun 3 Monate alt und wir stillen von Anfang an und nach Bedarf. Eigentlich lief es bis jetzt immer gut. Zwischen den jahren mussten wir nun ins Krankenhaus mit ihr und ich hatte sie dort häufiger an der Brust. Nun seit wir zuha...


Einschlafstillen

Hallo Mein Sohn ist nun 5 Monate alt. Tagsüber möchte er am liebsten jede Stunde gestillt werden. Bisher habe ich ihn in den Schlaf gestillt. Doch es dauert zunehmend länger bis er schläft und er ist dann auch alle 1-2 Stunden wach.  Er hat oft (fast immer) den Mund geöffnet und wir haben nun eine Überweisung zum Logopäden bekommen. Er pupst...


Nächtliches Einschlafstillen soll die soziale Entwicklung behindern???

Hallo Frau Welter, Unsere fast dreijährigen Tochter wurde mit Sodbrennen diagnostiziert. Im Rahmen dessen, müssen wir nun die Ursache finden und einige Verhaltensweisen ändern. Unter anderem sagte die Fachärztin, dass beim nächtlichen Stillen Luft in den Bauch gelangen könnte, welche dann ausgerülpst wird. Inwieweit das der Fall ist, können ...


Einschlafstillen/ Still-Schlaf-Assosiation

Hallo Biggi, unsere Tochter ist jetzt 14 Monate alt. Sie nimmt keinen Schnuller und keine Flasche. Sie stillt noch zwischen 2 und 4 mal tagsüber, zum schlafen abends und nachts. Das stillen an sich ist für mich kein Problem. Meine Herausforderung sind die Abende. Sie schläft abends eigentlich nur mit stillen ein und somit kann mein Mann sie ...


Einschlafstillen re-etablieren

Hallo, habe mal Fragen zum Einschlafstillen. Unsere Kleine ist jetzt 4 Monate, die Trage und Schunkeln wird lästig. Würde das gerne als alternative Einschlafbrücke etablieren. Nachts als "Weiterschlafstillen" funktioniert's momentan. Vorher auch tagsüber bis Monat 2 o.ä. .   Kann das jetzt noch klappen oder ist die schon zu "alt"dafür? ...