Liebe Stillberaterinnen!
Mein Sohn wird am Samstag 14 Wochen alt, ich stille ihn voll.
Seit ca. 2 Wochen möchte er sehr oft an die Brust, das hat sich irgendwie immer mehr gesteigert. Anfangs als er noch mehrere Stunden am Stück geschlafen hat, hat er alle 2 - 3 Stunden getrunken. Dann haben sich die Abstände auf 1,5 - 2 Stunden (meistens 1,5) verkürzt und jetzt will er jede Stunde, manchmal sogar gleich nach 30 min wieder an die Brust.
Auch ist mir aufgefallen, dass er seit neuestem immer zum, bzw. vor dem Einschlafen gestillt werden will (er braucht nach dem Stillen, obwohl er eigentlich schon schläft noch den Schnuller). Das mochte er bisher überhaupt nicht, da ich einen starken MSR habe und er sich dabei nicht entspannen konnte, weil zu viel Milch kam.
Es kann z. B. vorkommen, dass ich ihn stille, dann nach 30 min gleich wieder und dann merke ich 15 min später, dass er müde ist und lege ihn hin, da gibt er sich nicht mit dem Schnuller zufrieden, sondern möchte nochmal gestillt werden (und danach den Schnuller haben, um endgültig einzuschlafen).
Dabei schluckt er aber immer hörbar große Mengen, er ist allerdings ein schneller Trinker, nach 5 - 10 min mag er nicht mehr, daher ist das häufige Stillen nicht störend für mich, ich frage mich nur, warum er plötzlich dieses starke Verlangen nach der Brust hat? Reicht ihm die Muttermilch etwa nicht mehr?
Welche Trinkmenge ist denn bei gestillten Babys in dem Alter normal? Ich weiß nur von einer Freundin, dass "Flaschenkinder" in dem Alter 180ml pro Mahlzeit trinken können und sollten. So viel trinkt mein Kleiner bestimmt nicht auf einmal.. :-/
Evtl. noch zur Info, die Zähne plagen ihn leider schon sehr, obwohl es noch recht früh dafür ist. Er hat da wohl die Gene vom Papa, der hatte mit 4 Monaten schon mehrere Zähne :-O
Kann das irgendwie auch damit zu tun haben?
Achja, bei meiner Beschreibung geht es hauptsächlich um tagsüber, in der Nacht schafft er schon 5 - 6 Stunden Schlaf am Stück und kommt danach ca alle 2 Stunden.
Vielen Dank im Voraus,
liebe Grüße, Tina
von
Tina_1992
am 28.07.2016, 19:14
Antwort auf:
Reicht meine Milch nicht mehr?
Liebe Tina,
die Muttermilch reicht sicher aus, so lange dein Baby gut zunimmt und es ist oft so, dass Babys nach einem Schub vermehrt an die Brust wollen.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat!
Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Du hast also sicher nicht zu wenig Milch!
Ich kann dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie dein kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 28.07.2016