Liebe Stillberaterinnen,
ich war letzte Woche bei der U6 und habe ganz schön "Ärger" von unserem Kinderarzt bekommen, da unser fast einjähriger Sohn nachts noch zwei Mal die Brust bekommt bzw. zwei Mal das Fläschchen, wenn ihn mein Mann hin und wieder füttert bzw. er bei seinen Großeltern übernachtet.
Der Arzt hat mich darauf hingewiesen, dass Kinder spätestens ab dem 10. Monat nachts keine Nahrung mehr brauchen, egal ob Brust oder Flasche.
Er sagt, ich würde ihn so lange Zeit nicht mehr davon losbekommen und vom Durchschlafen würde ihn das nur abhalten. Es wäre einfach nur Gewöhnung und ich sollte es ihm jetzt schnellstmöglich abgewöhnen.
Ich habe ihm darauf gesagt, dass ich davon ausgehe, dass es sich irgendwann von selbst legt und ich das Gefühl habe, dass er es braucht.
Er hat gelacht und gesagt, dass er da wissenschaftliche Studien kenne, dass sich das niemals von alleine legt und wie ich darauf käme, dass das normal sei. Ich sollte ihm vertrauen und zügig anfangen, dass nächtliche Stillen/Füttern zu lassen.
Ich soll ihm ansonsten Erfahrungen oder noch besser Studien bringen, die belegen, dass sich das ohne Einwirken irgendwann von alleine legt.
Mache ich tatsächlich was falsch? Sollte ich was ändern? Legt es sich wirklich irgendwann von alleine oder gewöhne ich ihm tatsächlich das nächtliche Essen nur an??? Bin etwas verwirrt und überrumpelt von meinem Kinderarzt...
Liebe Grüße
Caro
von
Caro1980
am 16.03.2015, 10:20
Antwort auf:
Nächtliches Stillen/Füttern bei 1jährigem
Liebe Caro,
der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die auch mit 12 Monaten noch nicht so weit sind.
Das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", dass es z.B. über La Leche Liga Deutschland zu kaufen gibt, kann hier tatsächlich hilfreich sein. Nicht, dass es große Auswege aufzeigen würde, aber es erklärt, warum das so ist mit unseren Babys, und warum das auch ok ist. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert.
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.03.2015