Liebe Stillberaterinnen,
Meine Tochter ist 13 Monate alt.
Anfangs habe ich voll gestillt, ab 6 Monaten Beikost zugefügt, und jetzt stille ich nach Bedarf.
Anfangs hatte sie sowohl Flasche (mit abgepumpter Milch) als auch Brust angenommen. Damals konnte mein Mann teils die Nächte übernehmen und ich konnte mal längere Abschnitte schlafen. Dann hatte er einige Monate eine sehr intensive Arbeitsperiode( er arbeitet beim Film und hat unregelmässige Arbeitszeiten), wo ich mich allein um die Nächte kümmerte.
Das nächste Mal, als er wieder zu Hause war, und wir versuchten die Flasche zu geben, verweigerte mein Kind sie. Wir versuchten es einige Male, aber es hat nicht geklappt.
Wahrscheinlich haben wir zu früh aufgegeben und hätten schon damals um Rat fragen müssen.
Ich möchte noch nicht abstillen, aber ich würde mir schon gern ein wenig mehr Freiraum schaffen, um mal einen Nachmittag oder Abend weg zu sein, sodass mein Mann ihr die Milch geben kann.
Nun zu meiner Frage:
Ist es sinnvoll bei einem Baby mit 13 Monaten noch die Flasche einzuführen?
Oder ist es besser ihr die abgepumpte Milch mit dem Trinkbecher zu geben?
Wasser tagsüber trinkt sie nämlich aus dem Trinkbecher.
Bei der Mutterschaftsberatung ( in Finnland, denn ich bin aus Finnland) wurde mir abgeraten noch die Flasche einzuführen.
Mein eigenes Gefühl sagt mir aber, dass die Flasche doch der Brust am meissten ähnelt, und somit für mein Kind angenehmer wäre als der Trinkbecher?
Was ist eure Meinung hierzu?
Habt ihr evtl. auch Ratschläge dazu, wie man ein Baby von 13 Monaten generell daran gewöhnen kann, die Milch mal anders zu trinken, als aus Mamas Brust?
Danke für eure Hilfe!
Liebe Grüsse,
Orchid
von
Orchid11
am 09.11.2015, 12:55
Antwort auf:
Mit 13 Monaten noch Flasche üben?
Liebe Orchid,
ich würde in diesem Alter auch keine Flasche mehr anbieten, sondern eine Tasse nehmen.
Stillen ist mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Wenn Du Dein Kind jetzt weniger stillen möchtest, dann ist das ok, doch Du solltest einfach wissen, dass Du nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes ersetzt.
Wenn Du beschlossen hast, dass Du Deine Tochter weniger stillen willst, so solltest Du es möglichst allmählich machen.
Ich werde dir jetzt ein paar erprobte Methoden beschreiben, die sich beim Ab- oder auch Wenigerstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was dir weiterhilft:
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deinen Sohn eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Womöglich wäre auch „punktuelles Abstillen" eine Lösung für dich. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass Du zu bestimmten Zeiten nicht mehr stillst oder versuchst dein Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun.
Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt.
Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) und im Buchhandel erhältlich ist. Und vielleicht hast Du Lust, eine kleine Broschüre, die die La Leche Liga gerade fertig gestellt hat, zu lesen? Sie heißt "Abstillen - Aber wann?", zu bestellen unter versand@lalecheliga.de
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.11.2015