Liebe Frau Welter, meine Tochter ist 7 Wochen alt und bereits im Kreißsaal habe ich ein Stillhütchen erhalten. Dennoch hat das Stillen weder im Krankenhaus noch zu Hause funktioniert. Meine Hebamme hat mir geraten, vorerst nur mit der Flasche zu füttern, da meine Tochter nur noch an der Brust geschrien hat, sich nicht hat anlegen lassen und lt. meiner Hebamme wohl vom Krankenhaus etwas traumatisiert war (dort wurde sie von einer Schwester mit dem Kopf ziemlich an meine Brust gedrückt. Damals dachte ich, im KH wissen sie es besser als ich...). Seit dem füttern wir mit der Flasche abgepumpte Muttermilch und füttern etwas zu. Über die Situation bin ich sehr traurig, da ich gerne voll gestillt hätte. Letzte Woche haben wir es, um es ein letztes Mal zu versuchen, mit dem Anlegen probiert und es hat sogar funktioniert. Seit dem lege ich sie vor jedem Pumpen an, was immer besser klappt. Allerdings gehe ich von einer Saugverwirrung aus, da sie immer nur ein paar Schlucke trinkt, dann nuckelt und einschläft. Sie hat auch 5 Wochen ausschließlich die Flasche bekommen. Ich wechsle dann die Brust und versuche sie immer wieder aufzuwecken, aber effektiv trinken hat sie wohl verlernt :-( ich Versuche es auch mit Brustkompression, aber auch das hilft nur kurz. Anschließend gebe ich ihr immer ein Fläschchen, damit sie satt wird. Meine Hebamme meint, ich könnte die Flasche sofort weglassen und versuchen sie umzugewöhnen, das könnte aber zu einer Essstörung führen und das möchte ich auf keinen Fall.
Gibt es noch eine Möglichkeit, zum stillen zurückzufinden? Und wie kann ich meine Tochter zum effektiven Trinken bringen?
Vielen Dank vorab und viele Grüße!
von
Mary12129
am 22.01.2024, 14:19
Antwort auf:
Von der Flasche zum Stillen
Liebe Mary12129,
ich befürchte, dass dein Baby an der Brust nicht effektiv und korrekt trinken KANN und deshalb keine Milch aus der Brust bekommt. Dein Baby braucht evtl. ein Saugtraining und du brauchst kompetente Hilfe, damit es bald besser gelingt.
Bitte setze die zusätzliche Milch nicht einfach ab!!!
Ich würde zunächst versuchen, die Milchmenge durch eine Pumpe zu steigern und gleichzeitig ein Saugtraining durchführen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen.
Wie wichtig ist es dir, dass dein Kind an der Brust trinkt? Wäre es eine Alternative für dich, abgepumpte Milch aus der Flasche zu geben? Wenn nicht, solltest du wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.01.2024