Hallo!
Hat denn jede Frau Vormilch? Ich bin morgen 39. SSW und habe in dieser Schwangerschaft genau wie in der letzten keinerlei Vormilch. Meine Brust ist auch wieder nicht größer geworden, nur etwas schwerer.
Nach meiner letzten Schwangerschaft kam kein Milcheinschuss, auch nicht nach Wochen. Auch die Stillberatung konnte nicht helfen.
Meine Hebamme meinte letzte Woche im GVK beiläufig beim Thema Vormilch, dass ich das ja auch schon kennen würde. Das hat mich sehr verunsichert.
Haben alle Frauen Vormilch? Hat es irgendwas zu bedeuten, dass ich keine Vormilch habe? Die anderen Frauen im GKV laufen alle schon aus obwohl die teilweise 10 Wochen weniger auf der Uhr haben als ich. :(
Heißt das, ich sollte mich eher darauf einstellen, dass es schon wieder nichts wird?
Danke schon einmal.
LG Lilly
Mitglied inaktiv - 11.07.2016, 10:11
Antwort auf:
Keine Vormilch?
Liebe Lilly,
es ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich, ab wann und wieviel Milch
bereits während der Schwangerschaft aus der Brust austritt. Bei manchen
Frauen kommt bereits recht früh etwas, bei anderen bis zur Geburt überhaupt
nichts.
Sie sollten nicht an Ihrer Brust herumdrücken und auch keine Milch
ausstreichen bevor Ihr Kind geboren ist. Das früher empfohlene
Ausstreichen von Kolostrum bereits während der Schwangerschaft wird
inzwischen als überholt angesehen. Bei dafür empfänglichen Frauen kann die
Stimulation der Brustwarzen durch das Ausstreichen sogar zu Wehen führen.
In extremen Fällen kann es durch eine Manipulation an den Brüsten sogar
bereits während der Schwangerschaft zu einem Milchstau oder einer
Brustentzündung kommen.
Es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das
muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen.
Es ist ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit
einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche
Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen
kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand.
Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen:
Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen.
Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt.
Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins.
Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung.
Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann.
Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird.
Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt.
Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus.
Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 11.07.2016
Antwort auf:
Keine Vormilch?
Danke für Ihre Antwort!
Ich habe schon nach der Srillberatung geschaut, die mich das letzte Mal betreut hat und sie arbeitet nach ihrer Pause inzwischen wieder, so dass ich sie bei Problemen kontaktieren kann. Sie arbeitet auch in dem KH, wo ich entbinden werde.
Es beruhigt zumindest schon mal, dass es nicht schlimm ist, wenn ich keine Vormilch habe. An der Brust manipuliere ich extra nicht rum, da ich gelesen hatte, man sollte sowas nicht machen.
Also nochmals danke, es beruhigt, dass ich immernoch eine Chance habe.
LG Lilly
Mitglied inaktiv - 11.07.2016, 20:46