Ich bin seit einigen Tagen zu dem Entschluss gekommen demnächst abzustillen. Das Stillen zehrt sehr an mir und vor allem die Nächte sind sehr anstrengend. Meist meldet der Kleine (9 Monate) sich noch 3 Mal die Nacht (das hat sich seit der Geburt kaum verändert) und möchte gestillt werden.
Ich vermute, dass ihm die Muttermilch nicht mehr gehaltvoll genug ist?
Die Beikost funktioniert seit dem 6. Monat gut.
Wir haben zunächst einfach eine Folgemilch Nr. 2 - die günstige Rossmann Marke "Milasan" gekauft. Die habe ich gestern tagsüber einfach mal ausprobiert und der Kleine hat sie gut angenommen.
Da ich mich bisher überhaupt nicht mit Babynahrung beschäftigt hatte, bin ich mir nicht sicher, ob ich mit dieser Nahrung auch 'richtig' liege.
Einige meiner Bekannten aus den Babykursen füttern noch Pre Milch bzw. '1er-Milch' Die Pre-Milch sei Muttermilch ähnlicher und würde nicht so ansetzen wie die Folgemilch, die Stärke enthielte, die 1er sei ebenfalls nicht so gehaltvoll. Sie wollten nicht, dass ihr Kind 'dick' würde....
Natürlich möchte ich nicht, dass mein Kind 'dick' wird - er ist aber generell eher ein schlankes Kind und viel in Bewegung.
Er trinkt auch keine großen Mengen Milch, meist reichen ihm 100 - 120 ml in einer Zwischenmahlzeit. Trotzdem hat es mich schon auch stutzig gemacht, dass ihm die Fertigmilch auf Anhieb so gut geschmeckt hat.
Vielleicht enthält diese Zusätze, die nicht gut für ihn sind...?
Nun die Mail ist doch jetzt recht lang geworden...
Könnten Sie mir eventuell einen Tipp zur Folgemilch geben?
Viele Grüße
von
Anita81
am 22.11.2016, 11:47
Antwort auf:
Frage zum Abstillen & Folgemilch
Liebe Anita81,
es ist ein Irrglauben, dass die Kleinen aus Hunger wach werden oder weil "die Milch nicht mehr reicht".
Es scheint, dass Ihr Kind viel Nähe braucht, wenn Sie nun abstillen, wird Ihr Kind deswegen sicherlich nicht weniger anhänglich sein und genau so oft aufwachen wie bisher. Sie sollten sich bewusst sein, dass sich durch das Abstillen Ihr Leben nicht garantiert positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben sollten, könnten Sie nach dem Abstillen eine herbe Enttäuschung erleben.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Sie sichdie Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 22.11.2016