Erhebliche Verkürzung der Stillmahlzeiten?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Erhebliche Verkürzung der Stillmahlzeiten?

Hallo, mein Sohn ist 9 Wochen alt und wollte bisher alle 2 - 2 1/2 Stunden für 15min je Brust gestillt werden. Seit über einer Woche passiert nun folgendes: er weint oder zeigt Hungeranzeichen, ich lege ihn an. Er trinkt maximal 5 Minuten wunderbar, dann fängt er an wie wild zu zappeln, weint, stößt sich weg und will die Brustwarze nicht mehr in den Mund nehmen. Oder aber er schaut mich nur mit großen Augen an, fängt an zu grinsen und kaut lustlos auf der Brustwarze herum. Wenn ich hartnäckig versuche ihn anzulegen, fängt er irgendwann an sich in Rage zu schreien. Nehme ich ihn dann von der Brust weg, wirkt er aber auch nicht sonderlich zufrieden und sofort wandert die Faust in den Mund und er nuckelt wie wild daran. Nun ist es mittlerweile so schlimm, dass er nur noch alle 3-4 Stunden ein paar wenige Schlucke trinkt. In 5- 10 Minuten ist das Stillen vorbei, dann will er nicht mehr. Kann es wirklich sein, dass sich sein Bedarf so drastisch verringert hat und er nur noch alle 3,4 Stunden so kurze Mahlzeiten braucht? Er ist zwischendurch dann auch sehr entspannt und weint wenig. Ich kann mir das gar nicht vorstellen und mache mir auch Sorgen um meine Milchmenge, die sich grade nach langer Durststrecke wunderbar gesteigert hat...

von pecanpie am 10.07.2017, 16:34



Antwort auf: Erhebliche Verkürzung der Stillmahlzeiten?

Liebe pecanpie, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.07.2017