Liebe alle,
mein Sohn ist jetzt knapp neun Monate und war noch nie ein guter Schläfer. In der Regel kommt er nachts alle zwei Stunden- das war für mich immer ok. Seit ein paar Wochen hat sich sein Rhythmus jedoch geändert und so langsam weiß ich mir keinen Rat mehr.
So sieht unser Ablauf im Moment aus:
18:00 Uhr Abendbrei
Zwischen 1900-2000 Uhr Zubettgehen mit stillen oder 1. Flasche
Ab jetzt wacht er ca. im 30 Minuten tackt auf, weint und lässt sich von uns nur mit Brust oder Flasche beruhigen. Selten schläft er einfach weiter. Manchmal beruhigt er sich, wenn er kurz aus seinem Bettchen genommen wird, man ihm gut zuredet und ihn anschließend wieder reinlegt - dann schläft er auch ohne 'Hilfe' ein!
Er schläft bei uns im Schlafzimmer in seinem eigenen Bett. Wenn wir ins Bett gehen und er das nächste mal wach wird, hole ich ihn zu uns ins Bett und stille ihn. Sobald er schläft oder nur am nuckeln ist und ich ihn abdocken will, fängt er an zu weinen und sucht die Brust. Das wiederholt sich ca zwei Stunden so lange, bis er feste schläft! Ich schlafe im Moment kaum vor ein Uhr nachts ein und dann kommt er alle 1,5-2 Stunden! Manchmal nuckelt er und schläft sofort weiter und manchmal spielt sich das beschriebene Prozedere wieder ab.
Als ich letztens krank war hat mein Partner mich ins Wohnzimmer ausgesiedelt, damit ich niemanden anstecken und mich erholen kann. In den Nächten bekam unser Sohn die Flasche. Er hat insgesamt ruhiger und länger am Stück geschlafen, hat sich durch zureden oder kuscheln beruhigen lassen und hat nur mal zwischendurch kurz an der Flasche genuckelt und ist sofort eingeschlafen.
Gestern haben wir dann wieder gemeinsam geschlafen und alles war wieder beim alten. Davor hat er ganz feste und fast vier Stunden am Stück geschlafen- kaum waren wir im Zimmer wurde er unruhig und ist kurz danach aufgewacht!
Ich weiß mir langsam keinen Rat mehr. Braucht er ein eigenes Zimmer um mehr Ruhe zu haben? Soll ich das nächtliche stillen durch die Flasche ersetzen? Machen wir irgendwas falsch?
Ich bin für jeden Rat/Tip aber auch Kritik dankbar.
Alles liebe
Pani
PS: Ich habe vorhin schon mal versucht einen Beitrag zu posten, der ist aber im Handy nirgendwo aufgetaucht! Ich hoffe, ich habe es jetzt nicht zweimal gepostet.
von
Panirosa
am 27.09.2016, 13:02
Antwort auf:
Ein Zeichen zum abstillen?
Liebe Pani,
ich glaube, dass dein Kind vielleicht wirklich gespürt hat, dass es nicht gestillt werden konnte, aber eigentlich ist es völlig normal, dass ein Baby in diesem Alter so oft kommt.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn es für Euch eine Lösung ist, dann versucht es, ob Euer Baby im eigenen Zimmer besser schläft, ich glaube allerdings nicht, dass es lange besser klappen wird.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.09.2016