Liebe Biggi,
ich wende mich heute mal zum Thema Abstillen/Beikost an euch. Ich habe dazu auch schon viel in den anderen Foren gelesen, und eure Antworten, wo du zB schreibst, dass die BEIkost auch parallel zum Stillen eingeführt werden kann (oder sogar soll), woran ich mich bisher orientiert habe. Meine Tochter ist 8 Monate alt und ich stille sie voll. Wir haben vor drei Monaten zu "üben" begonnen, aber mehr als 10 Löffelchen Brei zu Mittag schafft sie noch immer nicht. Ich habe es schon mit Fingerfood, verschiedenen Snacks, stückigem Essen probiert. 10 Löffel sind schon ein absoluter Erfolg - meistens isst sie nicht mal drei. Vorgestern war es zB eine halbe (!) Scheibe (!!) Banane, dann war Schluss. Ich bin langsam ratlos. Ich stille gerne- also daran liegt es nicht- aber ich mache mir einfach Gedanken, warum es nicht klappt. Ich stille etwa alle 2-3 Stunden tagsüber und circa 2-3x nachts. Sollte ich mal versuchen, richtig Hunger aufkommen zu lassen? Ich weiß zum Beispiel, dass meine Tochter gerne um 9, 11 und 13 Uhr (circa) hungrig ist. Einfach mal um 13 Uhr statt der Brust die Beikost anbieten? Bis jetzt habe ich es immer "zwischen" den Mahlzeiten probiert, also ca. eine Stunde nach dem Stillen. Gleichzeitig wird ja immer geraten, dass hungrige Babies keine Experimente lieben. Und irgendwie kommt mir das so "brutal" vor. Was meinst du?
Danke und lg Kathrin
von
kathrinundclara
am 03.03.2017, 17:22
Antwort auf:
Beikost schwierig
Liebe Kathrin,
so schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach weiterhin keinen Kampf ums
Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern
sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften
Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Lass dich leiten von deiner Kleinen, sie WEISS genau, was sie braucht. Wenn sie nichts oder nur wenig essen mag, dann lass sie. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut.
Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst“.
Klar kannst Du mal versuchen, de Beikost anzubieten, wenn dein Kind sehr hungrig ist, aber meist wird sie dann mit noch mehr Vehemenz abgelehnt.
Sei getrost, dass sie solange du weiter stillst bekommt, was sie braucht.
Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel.
Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt."
Hab Geduld, wenn Du sehr besorgt bist, kann der Arzt einmal den Eisen- und Zinkwert kontrollieren.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.03.2017
Antwort auf:
Beikost schwierig
Liebe Biggi,
vielen Dank!!! Es beruhigt mich zu wissen, dass ich der Dinge ihren Lauf lassen kann. Danke auch für den Buchtipp!
Liebe Grüße
Kathrin
von
kathrinundclara
am 03.03.2017, 21:26
Antwort auf:
Beikost schwierig
Hallo Kathrinundclara, nicht nur beim Schlafen sind sich unsere Mäuse ähnlich, sondern auch beim Essen. Unsere Celine ist genauso, mal zwei Löffel, mal wird was geknabbert aber am liebsten Stillen. Ich hoffe einfach das ändert sich irgendwann noch. Lg
von
Celibe88
am 04.03.2017, 16:32