Liebe Stillberaterinnen,
mein Baby ist 19 Wochen alt und schlägt mir seit ca. drei Wochen das Essen aus der Hand. Er versucht immer an meinen Teller zu kommen und wenn er etwas zu packen kriegt muss ich schnell sein, sonst landet es im Mund. Er wird manchmal auch richtig wütend dass nichts für ihn dabei ist wenn wir essen.
Vor zwei Tagen habe ich ihm dann beim Essen einen Löffel Karottenbrei angeboten, weil ich dachte wenn er merkt wie "blöd" das schmeckt, ist seine Neugier befriedigt und er lässt mein Essen in Ruhe.
Er fand Brei löffeln aber total super! Ich habe dann gestern noch einen zweiten Versuch gewagt und er war wieder total begeistert, schob sich den Brei selbst in den Mund, leckte den Löffel ab und hatte sichtbar Spaß an der Matscherei.
Nun möchte ich ihn natürlich nicht abstillen, ihm aber den Spaß auch nicht nehmen. Kann ich ihm einfach ab und zu ein bißchen Brei anbieten wenn er danach "verlangt" und sonst normal weiter stillen oder muss ich befürchten dass dann in zwei Monaten Schluss ist mit Stillen? Ich hatte vor ihn so lange zu stillen wie er möchte, auch über das erste Jahr hinaus wenn es gut läuft, geht das dann noch? Muss ich einen "Beikostplan" einhalten oder kann er selber aussuchen wann er mal ein Löffelchen Brei dazu haben mag?
Vielen Dank für Eure Antwort!
Liebe Grüße
von
Franz_mama
am 25.08.2015, 17:26
Antwort auf:
Beikost mit vier Monaten?
Liebe Franz_mama,
wir empfehlen in Anlehnung an die WHO auch weiterhin, Babys noch nicht so früh mit artfremder Nahrung zu füttern. Will heißen: Erst so um den vollendeten 6. Lebensmonat herum, wenn das Kind diese Reifezeichen zeigt:
• es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Dein Kind sollte einigermaßen ohne Stütze oder nur mit sehr wenig Unterstützung sitzen können, so dass es in der Lage ist, selbst Nahrung in die Hand zu nehmen und in den Mund zu führen. Wenn es dir die Nahrung aus der Hand reißt und voller Begeisterung in den Mund steckt, dann ist sicher der Zeitpunkt gekommen, dass Du ihm ergänzend zur Muttermilch auch andere Nahrung anbietest :-).
Du kannst also jetzt mit der Beikost beginnen und dann ganz normal weiterhin Muttermilch anbieten. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit
der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können.
Gerade die bei uns so beliebten Karotten für Babys führen nicht selten zu Verstopfung (beim Obst gilt dies für Banane), andere Gemüse wie Zucchini, Kürbis, Pastinake, Brokkoli und auch Obstsorten wie Birne werden oft besser vertragen und tragen zu weicherem Stuhlgang bei. Ein Wechsel der Gemüse und Obstarten kann deshalb sehr sinnvoll sein. Außerdem sollte unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat.
Auch interessant ist der Ansatz des "Baby led weaning", über den du sicher viel im Netz finden wirst.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.08.2015