Hallo Frau Welter,
ich habe meine Hebamme aufgrund meines Umzugs leider verloren und habe einige Fragen zum Abstillen...
Derzeit stille ich meinen 8,5 Monate alten Sohn noch morgens gegen 6 Uhr und nachmittags gegen 16.30 Uhr. Nachts schläft er meist durch. Alle paar Nächte wacht er gegen 4.00 Uhr auf und lässt sich nur mit Stillen beruhigen.
Zu allen übrigen Mahlzeiten bekommt er Beikost und zwischendrin immer wieder Wasser.
Vor dem Schlafen gehen bekommt er abends nochmal einen Milch-Getreide-Brei mit etwas Obst und 200 ml Vollmilch, den er i.d.R. restlos verputzt.
Ich würde gerne allmählich abstillen und zunächst die Mahlzeit am Nachmittag gegen einen Obst-Getreide-Brei ersetzen. Ich habe aber gelesen, dass ein Säugling in diesem Alter noch 3 Milchmahlzeiten am Tag benötigt. Ist das richtig? Müsste ich dann noch mit Flaschennahrung anfangen? Ab welchem Zeitpunkt kann man ohne den Einsatz von Flaschennahrung abstillen? Und wenn nicht, würde ich das Fläschchen zusätzlich zum Nachmittagsbrei geben? Scheint mir zuviel. Und welche Menge wäre nötig?
Mein Sohn war von Geburt an propper (Geburtsgewicht 4,5 KG) und ist auch heute mit knapp 10 KG ein Wonneproppen. Beikost hat er fast problemlos akzeptiert, er liebt aber auch das Stillen. Ich möchte ihm keine künstliche Nahrung geben, die zu unnötiger Gewichtszunahme führt. Wäre dann in diesem Alter die Premilch immer noch ausreichend?
Vielen Dank vorab für eine Antwort
Nina & Co
von
Nina_und_Co
am 18.10.2016, 09:59
Antwort auf:
Abstillen mit 8,5 Monaten - noch Flasche notwendig?
Liebe Nina & Co,
im ganzen ersten Jahr sollte Milch die Hauptnahrungsquelle sein.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei.
Dein Baby ist zu jung für alleinige Beikost und ich würde zunächst eine Flaschenmahlzeit anbieten und nicht unbedingt einen weiteren Brei, Per-Nahrung kann nach Bedarf gegeben werden.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 18.10.2016