Abschied von der Stillzeit - wie möglichst sanft vorgehen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abschied von der Stillzeit - wie möglichst sanft vorgehen?

Hallo liebe Frau Welter, liebe Frau Wrede, Sie haben mir schon einmal sehr weitergeholfen, daher wende ich mich mit einer weiteren Frage an Sie: Mein Sohn ist mittlerweile 19 Monate alt. Vor ca. 8 Wochen hatte ich den Eindruck, dass er dabei war, sich selbst abzustillen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir das nächtliche Stillen abgebaut und ich habe nur noch beim Ins-Bett-Bringen und nach dem Aufwachen morgens gestillt. Es gab dann eine Phase, in der er kaum mehr Interesse an der Brust gezeigt hat, er nuckelte nur manchmal kurz, ohne wirklich zu trinken, und ich dachte, die Stillzeit geht jetzt zu Ende. Dann hatte er aber einen Infekt und wurde wieder öfter gestillt (auch am Tag), und jetzt ist er seit Anfang Oktober bei der Tagesmutter. Die Eingewöhnung lief super, er geht auch sehr gern hin, aber er hat seither wieder verstärkt das Bedürfnis, gestillt zu werden - eigentlich nur nachts, aber dafür mehrmals. Ich habe keinen wirklichen Versuch gemacht, das nächtliche Stillen erneut einzuschränken, da ich den Eindruck habe, dass er das im Moment eben einfach braucht. Er wacht nachts ca. 4-5 Mal auf, wenn ich ihn dann nicht stille (und zum Beispiel nur Wasser oder Schnulli anbiete, oder wenn der Papa ihn trösten will), dann weint er so sehr, dass ich ihn dann doch stille. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass er beim Einschlafen und Aufwachen trinken darf, aber da er so aufgelöst und ohne Brust nicht zu beruhigen ist (und ich ehrlich gesagt zur Zeit auch sehr müde bin), habe ich das erst mal zurückgestellt. Es ist für mich auch in Ordnung, weil ich denke, dass sich das mit der Zeit von alleine wieder gibt - ich würde gerne auf seine Signale warten, wann es Zeit ist, mit dem Stillen aufzuhören. Nun habe ich leider heute erfahren, dass mein Glaukom am rechten Auge, das ich seit Kinderwunsch mit Betablocker-Augentropfen behandle (die einzigen, die in der Schwangerschaft und Stillzeit unproblematisch sind), sich wieder verschlechtert hat. Die Verschlechterung ist gekoppelt an den Blutdruck,. Dieser ist an sich schon sehr niedrig, wird durch die Augentropfen aber weiter gedrückt - der niedrige Blutdruck korreliert mit dem (hohen) Augendruck. Da ich ohnehin schon Aushöhlungen am Sehnerv habe und jetzt die Gefahr besteht, dass weitere Nervenfasern absterben, sollte ich möglichst bald auf ein anderes Medikament umstellen - dieses wäre aber nicht stillverträglich. Ich muss nun also doch darüber nachdenken, wie ich die Stillbeziehung - aus meiner Sicht vorzeitig - bald beende. Haben Sie mir einen Rat, wie ich so sanft wie möglich vorgehen kann? Ich tue mich damit sehr schwer, weil ich mir eigentlich immer vorgenommen hatte, dass mein Sohn selbst entscheiden darf, wenn er soweit ist. Da er zur Zeit noch so sehr weint, wenn er nachts nicht die Brust bekommt, bin ich etwas ratlos, wie wir die Stillzeit beenden könnten, ohne dass er zu sehr darunter leidet. Ich selbst habe innerlich auch noch Probleme, von dieser gemeinsamen schönen Zeit Abschied zu nehmen. Für Ihren Rat bin ich wie immer sehr dankbar! Herzliche Grüße Bea

von Bea0805 am 09.11.2015, 17:05



Antwort auf: Abschied von der Stillzeit - wie möglichst sanft vorgehen?

Liebe Bea, bitte lass dich zu nichts überreden, es gibt wahrscheinlich sehr wohl stillverträgliche Mittel! Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Nicht jedem Arzt ist bewusst, dass im Beipackzettel oder in der "Roten Liste" in der Regel steht, dass ein Medikament in der Stillzeit nicht gegeben werden darf, obwohl es doch möglich ist. Darum kann und sollte sich dein behandelnder Arzt bei der Embryotox in Berlin gezielt beraten lassen!! Es ist dein gutes Recht, das auch von ihm abzufordern... Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist unter der Telefonnr. 030 30308 111 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Bitte melde dich danach noch einmal, dann suchen wir weiter nach einer Lösung - aber nur, wenn es wirklich sein MUSS ;-). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.11.2015