Sehr geehrter Dr. Bluni,
nachdem ich in diesem Jahr zwei missed abortion (jeweils 9.Woche) hatte, war ich zur Blutuntersuchung beim Hämatologen. Heraus kam, dass mein Lipoprotein a bei 60 liegt und mein Eisenspeicher ziemlich leer ist (7,??).
Ansonsten ist alles in Ordnung, ich habe auch schon ein gesundes Kind (3J.) Die erste Schwangerschaft verlief völlig problemlos.
Irritiert hat mich jetzt allerdings, dass im Bericht des Hämatologen nun steht, eine Therapie bezüglich des Lipoprotein bei einer erneuten Schwangerschaft wäre eine Ermessensentscheidung, obwohl sie gleichzeitig schreiben, dass mit einem erhöhten lipa-Wert das Abortrisiko steigt. Meine Frauenärztin meinte daraufhin, ich könnte bei einer erneuten Schwangerschaft Heparin nach dem 3. Monat spritzen. Was bringt mir das aber, wenn ich schon gar nicht so weit komme???
Nun hätte ich einfach gerne mal eine zweite Meinung zu dem Thema, weil ich im Internet nun mehrfach gelesen habe, dass man schon von Beginn einer Schwangerschaft Heparin nehmen solle. Da ich auch schon Mitte 30 bin, ist jetzt auch nicht mehr allzu viel Zeit für Experimente und ich weiß auch nicht, für wie viele Fehlversuche ich noch Kraft habe.
Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung!
von
diehoffnungstirbtzuletzt
am 04.11.2011, 08:44
Antwort auf:
lipoprotein a - erhöhung und kinderwunsch
Hallo,
bei einer Erhöhung von Lipoprotein a handelt es sich um einen angeborenen thrombophilen Risikofaktor. Das bedeutet, dass Menschen mit dieser Stoffwechselstörung ein insgesamt erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien haben. Dieses vor allem in besonderen Risikosituationen, wie z.B.
-langes Liegen wegen Krankheit oder nach Unfall
-Schwangerschaft
-Einnahme von Östrogenen, z.B. in Form einer Pille/eines Hormonersatztherapiepräparates
-Langstreckenflug
Frauen, mit einer solchen Thrombophilie haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, die Entwicklung einer Plazentainsuffizienz mit Wachstumsretardierung des Kindes oder Schwangerschaftskomplikationen wie eine Präeklampsie („Gestose“/HELLP-Syndrom).
Liegt bei einer Frau „nur“ eine Lipoprotein-A-Erhöhung ohne zusätzliche Risikofaktoren, wie Adipositas, wiederholte Fehlgeburten, Präeklampsie, Infektion, Trauma oder Bettlägerigkeit vor, dann hat sie nach den aktuellen S3-Leitlinien ein niedriges Risiko und es würde keine Blutverdünnung mit Heparin indiziert sein.
Liegt aber eine Vorgeschichte mit wiederholten Fehlgeburten vor, dann läge ein mittleres Risiko vor.
Im Fall eines mittleren Risikos wird nach der geltende Leitlinie sofort bei nachgewiesener Schwangerschaft und mindestens bis 6 Wochen nach der Geburt eine Heparinisierung empfohlen.
Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen, dass Sie das optimale Vorgehen zusammen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und einer Gerinnungsambulanz abstimmen.
Liebe Grüße
V.B
Quellen
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Kurz_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Version vom 18. März 2009 mit eingearbeitetem Addendum vom 08. Mai 2010, letzter Abruf:28.9.2011)
M. von Depka, U. Nowak-Göttl, R. Eisert, C. Dieterich, M. Barthels, I., Scharrer, A. Ganser, S. Ehrenforth, Increased lipoprotein (a) levels as an independent risk factor for venous thromboembolism Blood, 2000; 96: 3364-3368
Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9.
Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S
Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583
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von Pampus, et al., Lipoprotein(a) Concentrations in Women with a History of severe Preeclampsia - a Case Control Study. Thromb Haemost, 1999. 82: p. 10-13.
Var, et al., Atherogenic profile in preeclampsia. Arch Gynecol Obstet, 2003. 268(1): p. 45-47.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 04.11.2011