Frage: Gerinnungsstörung

Hallo Herr Dr. Bluni! Ich hätte gerne Ihren Rat. Bei mir wurde eine humangenetische Untersuchung nach 2 FG (10. SW + 12.SW Missed abort) durchgeführt, dabei wurde als Hinweis auf ein erhöhtes Abortrisiko ein D/D-Genotyp im ACE-Promotor und 4G/4G-Genotyp im PAI-Promotor gefunden. Es existieren noch keine generell akzeptierten Behandlungsschemata für diese Konstellation. Die Empfehlung lautet hier, wie bei anderen Thrombophiliefaktoren eine Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin vor. Präkonzeptionell soll ASS 100, bei Nachweis einer SS Umstellen auf Heparain bis 6 Wo. postpartal. Diese Empfehlung ist allerdings ein sog. "off Label use". Ich habe bereits einen Sohn, bei ihm verlief die SS völlig problemlos. Wie sind Ihre Erfahrungen? Welche Nebenwirkungen gibt es? Was passiert im Falle einer Thrombozytopenie? Meine Frauenärztin als auch mein HA stehen dem ganzen sehr skeptisch gegenüber und ich bin nun ganz verunsichert was ich tun soll. ASS 100 nehme ich seit 10 Tagen, seither habe ich vermehrten Juckreiz und Schwindel. Kann das vom ASS kommen? Jetzt habe ich Sie mit so vielen Fragen überschüttet, ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Hilfe! MfG A. Baier

von LuMa2011 am 19.09.2014, 10:33



Antwort auf: Gerinnungsstörung

Liebe Frau Baier, 1. die Empfehlung der Experten, sich hier an die dazu vorliegenden Ratschläge bei ähnlicher Situation, jedoch mit anderer Gerinnungsstörung und wiederholten Fehlgeburten zu orientieren, ist medizinisch absolut nachvollziehbar. 2. wenn auch bei einer anderen Gerinnungsstörung mit wiederholten Fehlgeburten wird dazu in den Leitlinien die Blutverdünnung mit Heparin bis zum Ende des Wochenbettes ausgesprochen. 3. selbstverständlich werden wir auch über das geringe Restrisiko einer Thrombozytopenie aufklären und durch wiederholte Blutbildkontrollen in den ersten Wochen darauf achten. 4. insofern ist es am Ende eine Abwägung, die Sie treffen müssen. Herzliche Grüße VB Quellen http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Kurz_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Stand:Juni 2010, letzter Abruf:12.04.2014) Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9. Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 19.09.2014