Frage: Bulimie

Hallo Dr. Bluni, bin im 3 Monat ss und leide unter Bulimie seit paar Jahren. Leider habe ich es bis heute nicht geschafft, die Brechanfälle ganz zu unterlassen. Es passiert immernoch, zwar nicht mehr täglich, aber manchmal eben auch 2x am Tag. Ich weiß, dass dies alles andere als ok ist und ich bin auch schon dabei, mir hilfe zu suchen, da ich es alleine anscheinend nicht schaffe. Ich weiß, dass diese Krankheit ernstzunehmen ist, und dass sie meinen ganzen Elektrolyten-, Salz- und Nährstoffhaushalt durcheinander bringt, doch es ist nicht so, dass ich nichts an Nahrung in mir behalten kann, ich bin auch Normalgewichtig und nicht etwa unterernährt. Meine eigentliche Frage ist, ob es ein unterschied gibt zwichen Erbrechen in der Bulimie und dem Erbrechen in der Frühschwangerschaft? Gibt es unterschiedliche Folgen für den Körper und das Baby? Ich mache mir ja ständig Vorwürfe, dass ich meinem KInd damit schade, doch ich versuche mich zu trösten, dass sich viele Frauen in der SS übergeben, und wenn das Kind doch genug Nährstoffe etc. kriegt, es ihm vielleicht doch noch nicht bisher geschadet hat? Wie sehen Sie das? Wenn ich mich übergebe, dann ist es meist nur ein mal am Tag, abends, dann müsste doch vom Frühstück/Mittagessen ja doch noch etwas geblieben sein. Oder muss ich bereits mit Folgen für das KInd rechnen, d.h. habe ich ihm evtl. schon geschadet? Gibt es physisch gesehen einen Unterschied Erbrechen Bulimie und Erbrechen in der SS? Danke für Ihre Antwort! Tanja

von tanja4444 am 28.03.2012, 20:50



Antwort auf: Bulimie

Liebe Tanja, 1.es ist zwar richtig, dass es zwischen dem Erbrechen bei Übelkeit in der Frühschwangerschaft und dem provozierten Erbrechen bei der Bulimie im Zustand des Hervorwürgens des Essens faktisch keinen Unterschied gibt, aber, das worauf es hier ankommt ist erstens, dass die Übelkeit der Frühschwangerschaft ein meist nur temporäres Ereignis ist, was irgendwann nach der 12.SSW aufhören wird und zweitens die psychische Situation der Frau mit der Essstörung, von der wir wissen, dass Sie dieses nach der Geburt ja sehr wahrscheinlich ebenso wenig einfach so abstellen können. 2.Wir wissen, dass es leider nicht alle von einer Essstörung betroffenen Frauen schaffen, während der Schwangerschaft ihre Essstörung komplett abzulegen. Aus diesem Grund kann es bei diesen Frauen auch häufiger zur Geburt eines Kindes mit einem deutlichen Untergewicht zur Welt kommen. Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen, zunächst offen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt zu sprechen und in jedem Fall auch zeitnah eine Psychotherapeutin/Psychotherapeuten einzubinden die/der Sie den Rest Ihrer Schwangerschaft begleitet. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat übrigens ein Beratungstelefon, das Sie nutzen können: http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=4 / (letzter Abruf 29.3.12) Telefon: 0221 – 89 20 31 Die Telefonberatung ist Montag bis Donnerstag zwischen 10.00 und 22.00 Uhr und von Freitag bis Sonntag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr zu erreichen. Dies gilt auch für Feiertage! Und dieses auch anonym. Weitere Kontaktadressen sind z.B. http://www.hungrig-online.de/ (Kommunikationsangebot des gemeinnützigen Vereins Hungrig-Online e.V. zum Thema Essstörungen. letzter Abruf 29.3.12) http://www.lebenshungrig.de/ (Informationsplattform von einer ehemals Betroffenen, die nun als Beraterin unterwegs ist, letzter Abruf 29.3.12) Liebe Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 29.03.2012