Frage: Scheidenentzündung

Hallo Doktor Paulus, mein FA hat eine Scheidenentzündung bei mir diagnostiziert und mir Arilin verschrieben. In der Packungsbeilage hab ich gelesen, dass dieses Medikament in die Muttermilch übergeht, weswegen ich es bis jetzt noch nicht genommen habe, da ich zur Zeit noch voll stille. Mit Vagisan Zäpfchen und Actigel haben bis jetzt noch keinen Erfolg gebracht. Kann ich Majorana Gel versuchen? Wie sieht es mit Vagihex aus, dass ich noch von der Schwangerschaft habe. Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Ich finde es toll, dass man hier kompetente Ansprechpartner hat für alle Fragen rund um die Schwangerschaft und das Stillen. Viele Grüße Sonnschein21

von Sonnschein21 am 04.03.2016, 12:36



Antwort auf: Scheidenentzündung

Wenn Ihnen die Stärkung der natürlichen Scheidenflora durch Actigel und Vagisan nichts gebracht hat, werden Sie vermutlich auch mit dem Majorana Gel keinen Erfolg haben. Oberflächlich desinfizierende Wirkstoffe wie Hexetidin (z. B. Vagi-Hex) können bei Scheideninfekten in der Stillzeit ohne Bedenken verwendet werden, da sie praktisch nicht in den Organismus aufgenommen werden. Ob das Präparat ausreicht, kann ich aus der Distanz nicht beurteilen. Sie könnten es aber durchaus versuchen. Zur Behandlung von Vaginalinfektionen mit Gardnerella vaginalis ist Metronidazol das geeignetste Antibiotikum. Metronidazol geht in die Muttermilch über. Daten liegen vor allem für die orale Anwendung vor. Nach Gabe einer Einmaldosis von 2 g traten die Spitzenkonzentrationen in der Muttermilch nach 2 bis 4 Stunden auf. Bei Fortsetzung des Stillens erhält der Säugling eine Gesamtdosis von ca. 25 mg Metronidazol während der nächsten 48 Stunden. Die Exposition des Säuglings lässt sich mit einer Stillpause von 12 Stunden auf ca. 10 mg reduzieren, mit einer Stillpause von 24 Stunden sogar auf 3,5 mg (Erickson et al 1981). Bei kontinuierlicher oraler Gabe von 600 bzw. 1200 mg/d erreicht Metronidazol in der Muttermilch die gleichen Konzentrationen wie im mütterlichen Blut. Beim Säugling betragen die Metronidazol-Spiegel im Blut ca. 20% der mütterlichen Werte (Heisterberg & Branebjerg 1983). Bei derartigen Expositionen wurden keine vermehrten Komplikationen beobachtet. Nach vaginaler Applikation können nur ca. 20 % im Serum gefunden werden, wobei das Maximum hier noch später, nach 8 bis 24 Stunden, erreicht wird. Die Serumhalbwertszeit beträgt ca. 8 Stunden. Andererseits darf Metronidazol auch bei Infektionserkrankungen von Säuglingen in der ersten Lebenswoche in Dosen von 7,5 mg/kg direkt angewandt werden (Jager-Roman 1982). Zur Behandlung einer bakteriellen Vaginose in der Stillzeit ist im Allgemeinen die einmalige Anwendung von 1000 mg Metronidazol (Arilin Rapid Vaginalzäpfchen) ausreichend. In schweren Fällen ist die „Zweitagestherapie“ mit je 1 Vaginalzäpfchen Arilin Rapid Vaginalzäpfchen pro Tag zu bevorzugen. Dabei ist eine Stillpause von 12 bis 24 Stunden anzuraten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 06.03.2016