Frage: Medikamentöse Einstellung bei wiederkehrenden Depressionen

Guten Tag Herr Dr. Paulus, ich plane, nach meinem 2. Staatsexamen schwanger zu werden und habe dafür schon einige Vorkehrungen getroffen. Ich habe die Pille weggelassen, die Schilddrüsenwerte sind eingestellt und ich bin gegen MMR und Tetanus/Diphterie geipmpft worden. Während gut eines halben Jahres habe ich in Hinblick auf den Kinderwunsch Cipralex 10 mg schrittweise mit 0,1 mg Tropfen pro Woche reduziert. Ich dachte, ich wäre stabil und käme klar. Ich konnte trotzdem noch ein enormes Arbeitspensum leisten. Jedoch fingen seit mehreren Wochen Schlafstörungen an und ich konnte mich nicht mehr entspannen. Trotzdem habe ich weiter reduziert, denn ich merkte die schlimmen Absetzsymptome vom ersten Absetzversuch nicht. Seit wenigen Tagen bin nun auf 0 mg angekommen und auf einmal bekomme ich Heulkrämpfe und meine besiegt geglaubte Depression schlägt wieder zu. Versagensängste bauten sich jedoch schon über einen längeren Zeitraum auf. Meine Therapeutin riet mir, Cipralex wieder einzunehmen, das wollte ich jedoch nicht, da die Absetzsymptome bei mir so heftig waren. Von daher empfahl sie mir Johanniskraut Laif 900 Balance. Leider bin ich vor kurzem umgekippt und lag wegen ner Synkope 2 Tage im Krankenhaus. Kardiologisch ist alles ok, aber ich hab zu kleine rote Blutkörperchen und mein Eisenwert wird noch bestimmt. Ich mache mir Sorgen, dass ich nie vom Cipralex wegkomme und deshalb nicht schwanger werden kann. Zumal ich ja einige Vorerkrankungen und somit Risikofaktoren habe. Mein Hausarzt fand Johanniskraut wegen der zu geringen Wirkung und der Lichtempfindlichkeit nicht ratsam in meinem Fall. Wie kann ich meine Depressionen am besten behandeln und trotzdem Kinder kriegen? Eigentlich wollte ich gar nichts einnehmen, was nicht unbedingt sein muss, aber ich merke, dass ich im Moment nicht anders zurecht komme. Die Heulanfälle kommen aus heiterem Himmel und danach ist alles wieder ok. Bitte sagen Sie mir nicht, dass ich auf Kinder verzichten muss. Danke und viele Grüße JazzyM

von JazzyM am 15.08.2014, 14:09



Antwort auf: Medikamentöse Einstellung bei wiederkehrenden Depressionen

Bei Escitalopram (Cipralex) handelt es sich um das linksdrehende Enantiomer von Citalopram. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Cipralex in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Bei moderater Tagesdosis wären auch keine Anpassungsstörungen beim Kind nach Geburt zu befürchten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.08.2014



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