Liebe Frau Neumann,
ich bin mit Beginn der Beikost für unser 6 Monate altes Baby etwas frustriert. Man liest so viel, bekommt viele Empfehlungen/Ratschläge, jeder macht es anders und man selbst fragt sich am Ende des Tages: Machen wir alles richtig?!
Beikoststart (ich stille voll sei noch erwähnt) war der 04.09. mit reinem Möhrenbrei ohne Zusatz von Salzen, Gewürzen und Fetten, wie von unserem Kinderarzt empfohlen. Der Stuhl hat sich durch die Möhre sehr verändert (knetartig, keine Brei mehr), vielleicht sogar etwas gestopft, sodass wir auf Pastinake umgestiegen sind. Nach gut zwei Wochen Gemüse sind wir dann auf Kartoffel-Fenchel-Brei umgestiegen. Unser Kinderarzt hat uns empfohlen den Brei vorzugsweise mit rotem Beerensaft (wegen des Eisens) anzureichern.
Nun haben wir sämtliche Muttersäfte von Bio-Beerensäften ausprobiert, die aber allesamt sehr sauer sind. Den Muttersaft der Heidelbeere hat unser Baby im Brei ganz gut angenommen, aber in den letzten Tagen hat sie diesen auch eher schlecht gegessen (vielleicht aber auch nicht auf den Saft zurückzuführen). Die Säfte der namhaften Babybreihersteller sind ja nun aber keine reinen Säfte, wie Mutter oder Direktsäfte. Es müssen ja nun auch nicht zwangsläufig diese Babysäfte sein, oder? Diesen sind meist Konservierungsstoffe etc. beigesetzt. Können die Muttersäfte/Direktsäfte unserem Baby im Brei schon geschadet haben? Wir dünsten übrigens das Gemüse, fügen dann etwas Butter und anschließend mit Garwasser den Saft hinzu und frieren diesen dann portionsweise ein. Jetzt lese ich überall, dass der Saft erst nach dem Auftauen und anschließendem erwärmen im Wasserbad (also kurz vorm Füttern) beigemengt werden soll. Haben wir nun alles falsch gemacht (Direkt und Muttersäfte statt Babysaft & Zubereitung) und unserem Baby geschadet?
Wie macht man es denn richtig?
Freundliche Grüße
B.
von
BabyFrühling
am 20.09.2016, 18:45
Antwort auf:
Fragen rund um Beikost, speziell Säfte im Brei
Hallo B.
es ist doch toll, wie viele Gedanken du dir zur richtigen Ernährung deines Babys machst. Du brauchst keine Sorgen zu haben, dass du irgendetwas falsch machst oder deinem Baby gar schaden könntest. Du hast als Mama einen guten Instinkt. Da du stillst, ist dein Baby bestens ernährt und die Beikost ist einfach vorerst einfach: BEI-KOST. Neben Mumi gibst du deinem Baby die Möglichkeit eine andere Kost, eine andere Esstechnik, neue Aromen, neue Konsistenzen kennen zu lernen. Mit einem behutsamen Einstieg in die Beikost kann sich der Verdauungstrakt langsam umgewöhnen und dein Baby kann sich langsam mit der neuen Essweise anfreunden. Dein Baby hat sogar schon sehr gut verschiedene Breie vom Löffel gegessen. Die erste Hürde habt ihr also gut gemeistert.
Als Stillmama kannst du die Beikost wirklich ganz gelassen angehen. Beikost kannst du wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby spielerisch und frei das Abenteuer Beikost gestalten.
Bei der Beikost (von gestillten Babys) geht es nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht viel mehr darum, neue Geschmackseindrücke, Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Es gibt hier kein richtig oder falsch.
Für die Entwicklung eines Babys und für die Allergieprophylaxe wird geraten, dass Babys im Zeitfenster zwischen dem 5. Lm (nach dem 4. Monat) und 7. Lm (nach dem 6. LM) mit Beikost konfrontiert werden sollten. Der ideale Zeitpunkt für den Start kann bei allen Babys verschieden sein. Manche Babys brauchen und wollen schon mit Beginn des 5. Lm Brei und andere Babys beginnen erst sehr viel später ein Interesse an festerer Kost als nur Milch zu entwickeln.
Dein Baby akzeptiert aber schon den Löffel und isst Brei. Manchmal nur nicht in der Menge, die du erwartest oder die wünschst. Beim Stilbaby kann der Appetit durchaus größeren Schwankungen unterliegen, da die Kalorienmenge bei einer Stillmahlzeit variieren kann. Brei essen macht für dein Baby aber nur dann einen Sinn, wenn es damit einen Nutzen spüren kann. Da heisst, wenn dein Baby hungrig ist, Brei isst und dann merkt, dass es damit satt und damit zufrieden wird, dann wird es weiterhin Brei essen.
Das Ganze ist sehr komplex.
Biete deinem Baby weiterhin Brei an und vereinfache die Sache vorerst, in dem du bspw vorerst gar keinen Saft zum Brei gibst. Gewöhne dein Baby schlicht an eine Sorte Brei mit Ölzusatz und füttere diesen Brei, wenn dein Baby hungrig wird. Die Menge ist nicht wichtig. Es zählt einzig, dass dein Baby Beikost isst.
Wenn der Gemüse/Kartoffel/Öl- brei (kurz: GKF) jeden Tag in einer kleinen Menge angenommen wird, könntest du mit dem GOB (Getreide-Obstbrei) weiter machen. Vielleicht gefällt deinem Baby der etwas süßliche Geschmack durch Obst besser und die Breimenge wird größer. Und vielleicht klappt es dann auch mit dem herzhaften Brei besser....
Der Saftzusatz im Mittagsbrei dient der besseren Eisenresorption. Das ist alles ein bisschen kompliziert. Um das Eisen aus dem Gemüse besser für den Körper resorbierbar zu machen, sollte zeitgleich bzw etwas zeitversetzt Vitamin C vorhanden sein. Früher galt als darum Saftzusatz im Brei die Empfehlung, dass man frisch gepressten) Orangensaft hinzuzufügen sollte. Denn Orangensaft (enthält ca 40mg Vit C/100ml) ist in der Regel säurereich. Weil leider viele Babys O-saft ( bszw allgemein Südfrüchte und säurereiche Säfte) weniger gut vertragen, gilt als Empfehlung heutzutage: Apfelsaft. Diesen gibt es mit einem Vit C-Zusatz und säurearm im Sortiment der Babykost. Gewöhnlicher A-Saft enthält, je nach dem, etwa 2,5-2,8 mg Vit C/100m). Mit dem Saft aus dem Sortiment der Babykosthersteller wärest du mit einem angepassten Maß an Vit C (ca 25-50mg Vit C/100ml) auf der sicheren Seite. Ab dem 8. Lm könntest du auch als Nachtisch, statt Saft, ein bis zwei TL frisch geriebenen Apfel geben. Das hat den gleichen Effekt, denn im frisch geriebenen (Bio-)Apfel hast du garantiert Vit C, und zwar Natürliches!
Wenn du O-Saft selbst pressen magst, ab dem 8. Lm, wäre das okay, wenn es dein Baby verträgt. Nimm dafür aber unbedingt unbehandelte/ungespritzte Orangen.
Und noch was: wenn du ganz frisch kochst, ist im Brei auch noch Vit C enthalten. Und wenn du stillst, bekommt dein Baby durch die Mumi bestimmte Stoffe, die die Eisenresorption ebenfalls günstig beeinflussen. Absolut unerlässlich ist der Vit C-Zusatz allerdings beim Brei in der vegetarischen Variante, wenn Haferflocken statt Fleisch als Breizutat verwendet werden und ein Baby mit Flaschenmilch ernährt wird. Das Vit C hilft hierbei ganz wesentlich, die Resorption des Eisens aus der pflanzlichen Nahrung so "umzuwandeln", dass es besser resorbierbar wird.
Es ist auch möglich, als Nachtisch nach dem Brei ein Obstmus (Vit C-reich) zu füttern oder etwas später den GOB zu geben.
Grüße
Birgit S.
von
Birgit Neumann
am 21.09.2016