Hallo liebe Frau Neumann,
ich habe eine Frage bezüglich den Speiseplan meiner 6-monatigen Tochter. Wir haben vor kurzem mit der Beikost begonnen, also Brei, Karotte, Kartoffel, Kürbis und so. Sie scheint aber kein großes Interesse an der Beikost zu haben und isst nur ein paar Löffelchen dann wird sehr schnell mürrisch...In den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass sie sehr wahrscheinlich einen Milchstreik hat. Ich habe sie mit der Flasche Muttermilch gefüttert. Normalerweise trinkt sie 800 bis 900 ml und zuletzt nur noch gegen 700, wird auch ziemlich schnell gereizt beim Trinken. Ich weiß auch nicht woran das liegt, denn sie ist auch am Tag munter und happy beim Spielen, also total gesund...Ist das ein durchaus übliches Verhalten für Babys in diesem Alter?
Danke !
Liebe Grüße!
von
KUSCHELKATZE
am 09.08.2023, 03:41
Antwort auf:
Milch und Beikost für Baby 6 Monate
Hallo KUSCHELKATZE
mache ruhig mit der Beikost weiter und ergänze den Gemüsebrei mit Öl und Kartoffeln.
Als Orientierung kannst du nehmen:
halb so viel Kartoffeln wie Gemüse:
2 Teile Gemüse : 1 Teil Kartoffel plus die entsprechende Menge an Öl, die anteilig dazu gehört. Bei ca 200 g Brei kommen ca 1 EL Öl dazu.
=
zum Beispiel:
50g Gemüse + 1/2 -3/4 TL Öl + 25 g Kartoffeln
oder:
100g Gemüse + 1 TL Öl + 50g Kartoffel
oder 130 Gemüse + 70g Kartoffel
ca 1 EL Öl (ca 8 g)
2 EL Obstsaft
das alles sind grobe Richtwerte.
Dein Baby sollte und darf jetzt jeden Tag ein Löffelchen mehr Brei essen. Gehe langsam vorwärts und dränge nicht.
Zur Breizeit sollte dein Baby etwas hungrig sein, damit es überhaupt etwas essen kann.
Da deine Tochter momentan auch weniger Milch trinken möchte als bisher üblich, könnte es sein, dass deine Tochter zur Breizeit einfach noch keinen rechten Hunger hat, drum
einfach gar nicht mehr Brei schlucken kann.
Finde die richtige Uhrzeit für die ersten Beikostabenteuer, sowie einen guten Brei-Fütterrhythmus und biete ihr die Muttermilch im Fläschchen ruhig sinnvoll rhythmisch in den Alltag eingebunden an und auch nach Bedarf.
Die Trinkmengen können schwanken. Das ist ganz normal. Sofern deine Tochter trinkt und isst und es ihr prinzipiell gut geht, dann passt das.
Hier ist nochmal das Grundrezept GK-Brei:
130g Gemüse
70g Kartoffeln
in wenig Wasser garen. Mit dem Garwasser pürieren
optional 2 EL Obstsaft (Vit C-reich) zugeben
und 8g Öl (ca 1 EL) darunter rühren.
Grüße
Birgit N.
P.S.
hier noch ein bisschen Text, ganz allgemein:
Ein (Still)Baby braucht nicht zwingend Brei, aber es braucht ganz allgemein begrifflich "Beikost". Denn Beikost erfüllt verschiedene Zwecke, dient nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist auch wichtig für die Entwicklung. Beikost lässt sich weitreichender und individueller gestalten als gemeinhin und bisher häufig angenommen.
Es ist richtig, dass Babys im Zeitfenster zwischen 5. -7. Lm Beikost (ab individueller Beikostzreife) erhalten sollten. In der Regel sind auch fast alle (gesunden) Babys in diesem Zeitfenster entwicklungsbedingt beikostreif.*
Ob man nun mit Brei oder festen (BLW-geeigneten) Speisen beginnt - das ist bei nach Bedarf gestillten Babys (auch bei Pre-Milch nach Bedarf) erst einmal eher egal und darf und sollte auch anhand der Vorliebe (d)eines Babys gewählt werden.
Würde dein Baby vielleicht gerne selbständig essen anstatt gefüttert zu werden?
Baby und Brei, das hat sich Generationen als sinnvolles und gut funktionierendes Konzept für Beikost in unser aller Köpfe eingeprägt. Seit längerem derzeit, essen immer mehr Babys auch vermehrt breifreie Beikost. Das Konzept der breifreien Beikost (u.a. BLW) hat sich inzwischen gut bewährt.
Das will ich dir nur der Vollständigkeit halber mit auf den Weg geben. Vielleicht hat dein Baby damit mehr Beikostfreuden.
Als Stillmama kannst du deinem Baby Brei füttern (wenn du dun dein Baby möchten) und immer auch ergänzend stillen bzw anschließend das Fläschchen mit Muttermilch geben. Als Stillmama kannst du die Beikost als Ergänzung zur Mumi sehen, die deinem Baby vor allem Abwechslung und Annäherung (s.o.) ermöglicht.
Beikost hat auch das Ziel, dass dein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann.
Es darf langsam vorangehen.
Beikost ist viel mehr als nur das Ersetzen von Mumi oder Säuglingsmilch.
Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc.
Wichtig ist momentan auch hauptsächlich eher "nur", dass dein Baby Beikost - sofern beikostreif - bekommt, und sich mit kleinen Mengen mit dieser neuen Essweise anfreunden kann. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht unbedingt ersetzen) die Muttermilch wunderbar.
*
Ein (gesundes) Baby gilt als beikostreif, wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch kann es sich selbst aufrecht halten) und wenn es 3. sehen und greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination).
von
Birgit Neumann
am 09.08.2023