Wie kann ich die Essgewohnheiten meiner Tochter ändern?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Wie kann ich die Essgewohnheiten meiner Tochter ändern?

Hallo, ich bin im Moment etwas ratlos, was die Essgewohnheiten meiner Tochter (21 Monate) betrifft und hoffe das Sie mir vielleicht ein paar Tips geben können wie ich diese änderen kann. Als erstes kann ich Ihnen von meiner Tochter sagen, dass sie ein absoluter Wurst- und auch Fleischesser ist. Frühs ißt sie am liebsten ihre Leberwurstschnitte, Würstchen, Bärchenwurst oder Fleischwurst. Und das jede Menge.Keine Marmelade. Nichts. Achso Käse auch nicht. Alles schon versucht. Am Abend das gleiche nochmal. Mittags ißt sie gerne was kräftiges. D.h. Kartoffeln, Fleisch und Erbsen. Nichts mit Grießbrei oder Michreis. Da haut sie mir nur den Teller um die Ohren. Da ißt sie lieber gar nichts. Aber auf Dauer kann das doch echt nicht gesund sein immer nur so viel Wurst und Fleisch zu essen. Und mein größtes Problem ist eigentlich, dass sie kein Obst ißt. Das einzige Obst was sie zu sich nimmt, ist Banane. Das wars. Nicht anderes. Wir haben ihr schon vieles abgeboten. Und sie sieht es ja eigentlich auch beim großen Bruder was man an Obst so essen kann. aber nichts zu machen. Selbst püriert in Quark oder Joghurt funktioniert nicht. Sie lässt sich nicht veräppeln. Ich mache mir nur ein bischen Sorgen darüber, das sie einfach zu wenig Vitamine bekommt, die sie ja eigentlich braucht. Vielleicht ist sie deswegen auch ständig Erkältet bzw. hat Dauerschnupfen. Gibt es denn vielleicht eine andere Möglichkeit ihr Vitamine usw. zuzuführen bis wir sie dazu haben wenigstens ein bischen mehr als nur Banane zu essen? Für Erwachsene gibt es doch auch diese Vitamintabletten usw. Gibt es denn sowas auch für Kinder? Macht sowas denn auch Sinn es ihr zu geben? Ich hoffe Sie können mir ein bischen weiterhelfen. Danke im vorraus!!!

von ClaudiaS. am 03.08.2015, 22:03



Antwort auf: Wie kann ich die Essgewohnheiten meiner Tochter ändern?

Liebe „ClaudiaS“, Ihr Mädchen isst wirklich sehr gerne Fleisch und Wurst. Das richtige Maß für die Ein- bis Dreijährigen wäre zwei- bis dreimal pro Woche eine kleine Menge Fleisch oder Wurst oder umgerechnet 30 bis 35 Gramm pro Tag. Wenn es morgens, mittags und abends Fleisch gibt, sollte es natürlich in der Menge reduziert werden. Eines vorweg: Sie als Eltern bzw. Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost, nicht Ihr Kind. Ihr Mädchen darf lediglich daraus auswählen und entscheiden, wie viel sie davon essen mag. Ihre Tochter ist noch jung und weiß nicht, was gesund und gut für sie ist, sie weiß nur was ihr schmeckt. Deshalb müssen Sie sie beim Erlernen eines gesunden Ernährungsverhaltens unterstützen. Ihr Mädchen braucht Ihre Hilfe dabei! Wurst ist bei Kindern oft sehr beliebt. Wurst ist aber meist sehr fettreich, salzig und kann zudem viele Zusatzstoffe enthalten. Deshalb bieten Sie immer mal wieder auch Schnittkäse, Frischkäse, vegetarische Aufstriche oder Gemüse als Brotbelag an. Eine „Vielfalt an Brotbelägen“ ist immer empfehlenswert. Auch ein pures Butterbrot kann es geben. Wenn es bei Ihnen am Abend und Morgen belegte Brote gibt. Soll Ihre Kleine natürlich auch selbige erhalten. Bieten Sie einfach für die ganze Familie eine Auswahl an gesundem Essen an. Richten Sie auch für Ihre Kleine einen Teller mit ein paar Stückchen Brot mit Belag (bisschen Wurst, aber auch Käse, vegetarischer Aufstrich, etc.) und etwas Gemüse oder Obst. Da können ruhig auch die „unbeliebten“ Sachen dabei sein. Erfüllen Sie nicht jeden Extrawunsch. Es spricht nichts gegen ein paar Stückchen Brot mit Wurst zu belegen. Aber die Menge bestimmen Sie. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Kleine abends und morgens fast ausschließlich Wurst isst, bieten Sie ihr nicht täglich diese an. Was halten Sie von dieser Idee? Richten Sie den Teller wie oben geschrieben an und lassen Ihre Kleine essen, wie und was sie mag. Sicher wird sie die Wurstbrote mit Wurst zuerst essen, was auch okay ist. Wenn Sie aber „mehr Wurst“ einfordert, erklären Sie ihr, dass sie erst die anderen Brotstückchen aufessen muss. Es sollten nicht zu viele Brotstückchen sein, sonst verliert Ihre Kleine schnell die Lust 3 bis 4 Stückchen mit Käse und Co. zu Beginn reichen sicher aus. Zum Obst: Sie machen es genau richtig. Probieren Sie verschiedenste Sorten aus. Leicht zu kauendes Obst wie Melone, Aprikose oder Erd/Blaubeeren könnten gut ankommen. Machen Sie immer wieder das Angebot. Gerne können Sie Obst auch verstecken, mal ein Fruchtpüree, -shake oder ein Fruchtsaft. Vielleicht kommt auch ein Fruchtspieß auf dem sich gerne auch 2 Stückchen Banane befinden können, gut an. Oder ein buntbelegtes Obstbrot. Oder einfach 2 bis 3 Obststücke mit auf den oben erwähnten Brotzeitteller legen. Verweigert Ihr Mädchen das Essen oder mag sie nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihr ganz ruhig, dass das Essen jetzt für sie beendet ist. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Mehr gibt’s dann nicht. Nehmen Sie sie aus ihrem Stühlchen und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts. Das ist nicht so schlimm. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Mädchen ist da viel zu schlau, sie wird das nehmen, was sie braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!! Denn nun gebe ich Ihnen noch den wichtigsten Rat: Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch". Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kind verhungert nicht vor vollem Teller. Der Hunger ist auf Ihrer Seite. Wie viele Kinder in diesem Alter macht Ihr Mädchen gerade recht deutlich, welche Vorlieben sie hat und was gerade nicht so der Hit ist. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor und bringt die Eltern zum Verzweifeln. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht. Kinder loten beim Essen einfach ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Ihre Maus ist schlau, sie wird auch etwas anderes essen, wenn sie Hunger hat. Vertrauen Sie drauf. Eine Extra-Portion Geduld und Gelassenheit für diese Phase wünsche ich Ihnen. Viele Grüße aus Pfaffenhofen, Annelie Last PS.: Ich persönlich denke, ihr Mädchen benötigt keine Nährstoffe und Vitamine in „Tablettenform“. Auch wenn der Speiseplan etwas einseitiger ist, wird Ihr Kind so schnell keine Mangelerscheinungen bekommen. Bieten Sie weiterhin gesundes Essen an, sicher wird sich Ihre Kleine bald an diese gewöhnen. Über die ständigen Erkältungen und den Dauerschnupfen sprechen Sie bitte mit Ihrem Kinderarzt.

von Annelie Last am 04.08.2015