Einführung feste Kost

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Einführung feste Kost

Liebes Ernährungs-Team, meine Frage mag etwas eigenartig klingen, aber ich weiß nicht so richtig, wie ich mit dem Essen meiner Tochter weitermachen soll. Wie funktioniert die Einführung fester Speisen? Wie geht man mit dem Stillen weiter um? Meine Tochter ist genau 9 Monate alt. Sie hat noch keine Zähne und kann sich noch nicht alleine aufsetzen. Sie wird in einem schrägen Babystuhl (Aufsatz Stoke) oder auf dem Schoß gefüttert. Wenn man sie in einen Kinderstuhl setzt, dann kann sie sich noch nicht halten und „rutscht“ zusammen. Mit 5,5 Monaten habe ich den ersten Brei eingeführt, dann immer nach ca. 4-6 Wochen den nächsten, so dass mittlerweile 3 Breis am Tag angeboten werden. Meine Tochter hat sehr lange gebraucht, um mehr als wenige Löffel zu essen. Mittagsbrei und Abendbrei funktionieren jetzt ganz gut. Nachmittagsbrei wird eher nur „gekostet“. Zeitgleich stille ich noch viel. Das Stillen stört mich nicht. Im Moment sieht der Speiseplan wie folgt aus: ca. 3.00 nachts – Stillen ca. 6.00 – Stillen manchmal auch 9.00 – Stillen 11.30 - 170g selbstgekochten Mittagsbrei (Gemüsebrei mit Fleisch oder Fisch) – dann KEIN Stillen 15.00 – ca. 2 EL Obst-Getreide-Brei, mehr isst sie nicht 18.00 – 190g Abendbrei (Getreidemilchbrei) 19.30 – kurzes Stillen vorm Schlafen 23.00 – Stillen Wie mache ich jetzt weiter? Wann sollte man mit fester Kost beginnen? Fängt man an, auch wenn noch kein Zahn da ist? Im Moment isst sie noch keinen stückigen Brei. Sie würgt, hustet und verschluckt sich, sobald ein gröberes Stück in ihrem sonst feinen Brei ist. Dadurch traue ich mich auch nicht, ihr mal ein Stück Brot oder Obst zu geben. Im Moment hat sie auch kein wirkliches Interesse an meinem Essen. Selbst beim Breifüttern macht sie einfach den Mund auf, nur sehr selten greift sie nach dem Löffel und matscht im Brei rum. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir einen Tipp geben können, wie und wann es weitergeht. Vielen Dank für Ihre Antwort!

von KristinBuchecker am 12.07.2017, 10:54



Antwort auf: Einführung feste Kost

Liebe „KristinBuchecker“, Ihr Speisplan gefällt mir, aber achten Sie auf die Milchmenge. Die Milchaufnahme in Ihrem Speiseplan sollte zurückgehen. Noch benötigt Ihr Mädchen 400-500 ml/g und nach dem ersten Geburtstag nur noch 300ml/g Milch und „Milchhaltiges“ (wie Milchbrei, Müesli, Joghurt, Käse, etc.). Wenn Sie zum derzeitigen Speiseplan die Einschlafmilch und die nächtlichen Milchen beibehalten, ist die Ernährung Ihrer Kleinen zu „milchlastig“. Bauen Sie also die Beikost weiter aus. Ideal wäre auch am Vormittags ein zweiten Getreide-Obst-Brei, damit das klappt habe ich ein paar Tipps. Und dann versuchen Sie die Einschlafmilchen und Nachtmilchen zu reduzieren und auszuschleichen. Wie könnte es mit dem Nachmittagsbrei besser klappen? Sie könnten den Getreide-Obst-Brei jederzeit auch „deftig“ zubereiten. Gemüse isst Ihr Mädchen ja sehr gern Also einfach die Getreideflocken mit Wasser und etwas püriertem Gemüse verrühren. Neu gibt es von HiPP Bio-Getreidebreie mit "Mehrkorn-Kürbis", http://www.hipp.de/beikost/produkte/milch-getreidebreie/bio-getreidebreie-zum-anruehren/hipp-bio-getreidebrei-mehrkorn-kuerbis/ ). Diese Getreideflocken können Sie auch ganz einfach zu einem Getreide-Gemüse-Brei zubereiten. Vielleicht werden in dieser Mischung auch ein paar Löffel Obst akzeptiert. Vielleicht liegt es an der Konsistenz? Manchmal wiederum hilft es auch den Brei etwas flüssiger zu machen, damit er einfacher rutscht. Sie könnten in den Getreide-Obst-Brei auch etwas Babykeks oder Babyzwieback dazu bröseln, so wird der Brei schön griffig. Auch Fingerfood in Form von weichem, reifem Obst und „Getreidehaltigem“ zum Knabbern wir Hirsekringel sind „Getreide und Obst“ und wären, möglich und altersentsprechend. Solange Ihre Kleine aber noch nicht aufrecht sitzen kann, wäre ich mit dem Thema Fingerfood noch etwas zurückhaltend. Auf Ihren Schoß ist es natürlich kein Problem, aber in einem schrägen Babystuhl lieber nicht. Könnte Ihr Mädchen aufrecht mit Kissen oder ähnlichem gestützt einigermaßen aufrecht in einem Hochstuhl sitzen? Dann darf sie auch gerne kurz zu der Mahlzeit aufrecht sitzen. So hat sie einen besseren Rundumblick und kann vielleicht auch Familienmitglieder beobachten, die gleichzeitig mit ihr essen. Dann könnte Sie auch selbst ihr FingerFood essen und begreifen. Aber nur im Rahmen der Mahlzeit kurz im Hochstuhl sitzen lassen, solange Ihre Kleine nicht eigenständig sitzt. Gehen Sie beim Übergang zur Familienkost ganz auf die Bedürfnisse und das Tempo Ihrer Kleinen ein. Alles ohne Druck und Zwang und Eile. Ihr Mädchen isst noch mit Begeisterung ihre Breie und zeigt kaum Interesse an Fingerfood und Familientisch. Klingt nicht, als könne Ihre Kleinen es kaum erwarten von ihren Breien Abschied zu nehmen. Aber das können Sie am besten einschätzen. Manche Kinder sind von selbst aus, schon so erpicht auf den Familientisch, dass nichts vor ihnen sicher ist, andere mögen es lieber noch pürierter und schätzen Ihre Breie. Beides ist in Ordnung. Hier lässt sich nichts erzwingen, Ihr Kleiner muss es selbst wollen. Da jedes Kind ein individuelles Entwicklungstempo hat, lässt sich kein genauer Zeitpunkt angeben zu dem ein Kind aktiv kauen und schlucken kann/muss. Wie bei allen Entwicklungsschritten gibt es auch hier "kleine Spätzünder". Zudem haben Kinder nun mal auch einen sehr empfindsamen Würgereflex. Das kennen Sie bestimmt, wenn ein Spatel bei einer ärztlichen Untersuchung in den Mund gelegt wird, dass wir dann automatisch würgen. Manche Babys sind hier sehr sensibel. Ein kleines Stückchen Gemüse im Brei bzw. etwas Druck im hinteren Rachen kann schon den Würgereflex auslösen. Für manche Kinder sind Breie mit Stückchen irritierend. Kennen Sie doch den Brei nur feinpüriert und möchten ihn direkt herunterschlucken. Und dann kommt plötzlich ein „hinterlistiges“ Stückchen Kartoffel oder Gemüse, mit dem sie gar nicht rechnen. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll Ihre Tochter an stückige Mahlzeiten heranzuführen, denn das Kauen lernen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Die Kauerziehung ist für die Ausbildung des Kiefers, für die Mundmotorik und vor allem für die Sprachentwicklung sehr wichtig. Das Kauen und den Umgang mit Stückchen muss Ihre Kleine wirklich lernen. Das kommt nicht von ganz allein, sondern muss geübt werden. Versuchen Sie Ihre Kleine ganz langsam mit der ungewohnten Konsistenz vertraut zu machen. Klappt es schon mit den 6 Monatsgläschen? Dann bleiben Sie dabei. Rühren Sie löffelweise etwas vom stückigeren 8. Menü darunter und steigern Sie die Menge allmählich. Auch das Zerdrücken mit einer Gabel ist hilfreich. Bis Ihr Mädchen es gelernt hat, wird Sie ausreichend mit Nährstoffen versorgt, auch wenn sie vorwiegend pürierte Mahlzeiten bekommt. Geben Sie die Breie aber in der Menge, in der sie es essen möchte, das darf gerne eine größere Portion sein. Viele Knabberartikel fürs Baby sind schon ab dem 8. Monat geeignet. Ideal für den Knabberstart sind z.B. unsere Hirsekringel, sie lassen sich sehr einfach abbeißen, sehr gut „einspeicheln“ und lösen sich gut auf. Kekse und Co. könnten Sie vorübergehend auch in etwas Tee oder Saft tränken, so werden diese noch weicher und lassen sich leichter Kauen. Gewiss gelingt es Ihnen Ihre Kleine an die Stückchen zu gewöhnen. Natürlich braucht das viel Geduld und etwas Gewöhnungszeit, aber es lohnt sich. Sonnige Grüße, Annelie Last

von Annelie Last am 13.07.2017