Liebe Frau Höfel,
unsere Tochter ist 6,5 Monate. Seit der Geburt schläft sie bei mir mit im Bett. Das war für uns sehr erholsam besonders wegen dem Stillen.
Nun ist es so das sie die letzten Nächte sehr knatschig und unruhig ist. Sie schläft seit ein paar Tagen die ersten drei Stunden in ihrem Bett bei uns im Schlafzimmer. Wenn ich aber ins Bett gehe wird sie wach und lässt sich nicht mehr beruhigen (vorher geht das ohne Probleme). Ich nehme sie dann mit ins Bett, stille sie und behalte sie dann bei mir, aber sie wird dauernd wach und knatscht vor sich hin.
Könnte es sein das sie ruhiger und besser schlafen würde, wenn sie in ihrem eigenen Zimmer schlafen würde, sodass sie nicht durch unsere knarrendes Bett gestört würde? Wie sieht es dann aus mit dem SIDS Risiko?
Auch über andere Verbesserungsvorschläge wäre ich dankbar.
Vielen Dank.
von
Nada89
am 18.09.2017, 10:48
Antwort auf:
Sehr unruhige Nächte
Liebe Nada,
das quietschende Bett stört Ihre Tochter nicht, denn dieses Geräusch kennt sie.
Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Dieses Schlafverhalten ändert sich häufig! So, wie jetzt bei Ihrer Tochter.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama – oder Papa (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie weiterhin zügig für Beruhigung/Nahrung - umso schneller schlafen alle wieder!
Und ja, die Empfehlung lautet: das Kind sollte im ersten Lebensjahr im Schlafzimmer der Eltern schlafen, weil die Atmung der Eltern das Kind zur eigenen Atmung animiert.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 18.09.2017