Hallo Frau Höfel,
gestern habe ich einen Bericht im Fernsehen gesehen wo ein "sanfter Kaiserschnitt" gezeigt wurde. Die werdende Mutter durfte bei der Entwicklung aus dem Bauch zusehen (das Tuch wurde dafür entfernt) und hat ihr Kind unmittelbar nach der Geburt auf die Brust gelegt bekommen. Wie bei einer natürlichen Geburt. Mir kamen die Tränen weil es mich so berührt hat.
Leider wurde es bei unserer großen Tochter aufgrund von Geburtsstillstand und pathologischem CTG ein sekundärer Kaiserschnitt. Ich leide heute noch unter dem fehlenden "Geburtserlebnis" und wünsche mir so sehr bei unserem 2. Kind eine natürliche Geburt. Mir wurde jetzt aber schon gesagt, dass mein Becken vermutlich zu schmal ist. Und wenn der Kopf unseres 2. Kindes genauso groß ist, wird es wohl wieder ein Kaiserschnitt werden. Wir versuchen es aber auf jeden Fall erstmal spontan. Die Hoffnung stirbt zuletzt ;)
Aber nun zu meiner Frage: Warum läuft der Kaiserschnitt in den Krankenhäusern nicht grundsätzlich so ab? Warum muss dieses Tuch sein? Und warum kriegt man sein Kind nicht auf die Brust gelegt.
Wenn ich als Patientin es mir zutraue zuzusehen bei der Entwicklung (das wäre mein größter Wunsch) sollte das doch eigentlich machbar sein?
Um Keime kann es da doch nicht wirklich gehen, oder? Als Mutter greift man ja nicht ins Geschehen ein, ob da nun ein Tuch zwischen ist oder nicht.
Ich freue mich über Ihre Einschätzung.
Herzliche Grüße,
LeLa
von
LeLa258
am 27.06.2017, 08:56
Antwort auf:
Kaiserschnitt
Liebe LeLa,
ich muss Sie enttäuschen, es gibt keinen sanften Kaiserschnitt! Das ist ein reiner Marketing-Schachzug.
Bei jeder Sectio wird das Gewebe massiv traumatisiert und die Frau bis ins Innerste eröffnet. Und das geschieht nicht sanft! Es wird geschnitten und gespreizt, die Gebärmutter angeritzt und dann mit den Fingern weiter stumpf eröffnet.
Und dabei ist es wichtig, dass die Frau liegt und zwar entspannt und nicht mit immer wieder erhobenem Kopf, damit Sie schauen kann.
Ja, und um Keime geht es auch! Und deshalb ist es in einem OP auch kalt (Keimreduzierung). Und in diese "Kälte" wird das Kind geboren. Und manchmal aus dem Nichts, also ohne Vorwarnung. Es muss auf einmal selber atmen, der schützende Kokon ist weg, es ist gefühlt kalt und im OP gefühlt bitterkalt! Und Wärmehalten kostet massiv Energie!
Darum kann man das Kind der Frau nicht einfach im Handtuch auf den Bauch legen - es muss zumindest in einen Bonding-Schlauch, damit der Hitzepunkt der Mutter (Brust) genutzt werden kann.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 29.06.2017
Antwort auf:
Kaiserschnitt
Zum einen geht es tatsächlich um keime. Das Tuch am Kopf erstellt zusätzlich einen Schutz vor keimen die unter anderem auch über die atemluft verteilt werden. Man bedenke bitte dass diese wunde im Bauch riesig ist und nach wie vor so steril wie möglich gearbeitet werden soll. Zum anderen möchten/können viele Frauen mit solchen Bildern nicht unbedingt umgehen. Sicher wird eine Kaisergeburt (so heißt das ganze) immer mehr zum Trend werden aber noch bieten es nicht viele Kliniken an. Am besten du telefonierst dich mal durch wo dies möglich wäre. Ach so, wenn es zur Not sectio kommt, wird egal in welchem Krankenhaus keine Kaisergeburt gemacht weil dafür weder Zeit noch Ruhe ist
von
Murmel2017
am 27.06.2017, 09:28
Antwort auf:
Kaiserschnitt
Also wenn ich "sanfter Kaiserschnitt" lese, dann vergeht es mir. An einem Kaiserschmitt gibt es nichts Sanftes!!! Mir wurden bei meinem 2. Kaiserschnitt (der leider notwendig war), zwei Rippen gebrochen. Und das sicher nicht, weil es so sanft zuging. Ich finde, das ist ein Irrglaube und Verarschung der gebärenden Mutter! Man muss sich klar machen, dass das Kind irgendwie ja raus muss, und der Schnitt ist im Verhältnis zu dem Kinderkopf wahrlich nicht groß!
Im Übrigen wurden mir meine Kinder anschließend immer auf die Brust gelegt. Die mit Sicherheit schönsten Momente meines Lebens!
von
philimonia
am 30.06.2017, 17:23