Liebe Frau Höfel,
zunächst einmal vielen Dank für dieses Forum, das mir bereits einige Male als stille Mitleserin, aber auch in direkter Anfrage gut weitergeholfen hat.
Mein Sohn (6 1/2 Monate alt) tut sich in letzter Zeit sehr schwer mit dem Einschlafen und ich weiß momentan einfach nicht mehr weiter. Er hatte schon von Anfang an, Schwierigkeiten, allein einzuschlafen; war nach der Geburt 6 Wochen lang Brustschläfer und schlief danach nur auf dem Arm ein. Dass ich selbst um diese Situation verantwortlich bin, ist mir wohl bewusst, aber ich habe immer gedacht, dass dies sich mit dem Älterwerden lösen würde. Leider ist es ganz der Gegenteil der Fall:
Bis vor kurzem ist er wie gesagt, problemlos auf dem Arm eingeschlafen und ich konnte ihn auch gut ins Bettchen ablegen. Nachts ist er 2-3 Mal wach geworden und schlief nach einer Milch oder dem Nuckel weiter. Nun hatte er einen Magen-Darm-Infekt und seitdem erkenne ich ihn einfach nicht wieder. Er will weder auf dem Arm einschlafen, noch in seinem Bett. Sobald wir uns dem Schlafzimmer nähern, fängt er an zu weinen und wehrt sich auf meinen Armen gegen den Schlaf. Obwohl er sehr müde ist, schreit er also, ich lege ihn dann meist in sein Bett, woraufhin er noch mehr weint. Beim Herausnehmen und weiterem Schaukeln auf dem Arm schreit er bis zu 30 Minuten bis er dann erschöpft einschläft. Das kann doch nicht normal sein??? Hinzu kommt, dass er während der Krankheit 2 Nächte bei uns mit ihm Bett geschlafen hat. Nun will er nach dem ersten Aufwachen gegen 23.00 weiter in unserem Bett schlafen.
Ich weiß einfach nicht weiter; ein festes Abendritual haben wir auch.
Wie kann ich ihm das Einschlafen (auch tagsüber) insgesamt leichter machen? Soll ich ihn ins seinem Bett schreien lassen? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er auf meinem Arm gar nicht mehr einschlafen möchte...
Vielen Dank und herzliche Grüße
Lena
von
Lenamaus
am 14.10.2014, 20:14
Antwort auf:
Baby schreit sich (nach Krankheit) in den Schlaf
Liebe Lenamaus,
Ihr Sohn verhält sich völlig normal. Die Magen-Darm-Erkrankung hat es wahrscheinlich nur verdeutlicht.
Sie machen es ganz richtig. Er geht ins Bett. Wenn er dort nicht bleibt, dann auf den Arm. Und dann weint er seinen Frust von der Seele (nicht, weil er kreuzunglücklich ist, sondern weil er es nicht anders loswerden kann. Er kann ja noch nicht sprechen). Danach schläft er. Völlig okay.
Wichtig ist, dass er nicht alleine weinen muss!
Und dass er in Ihr Bett will, ist auch völlig normal. Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen (Sie erleben es ja gerade!)!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (robben, krabbeln, laufen, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie zügig für Beruhigung - umso schneller schlafen alle wieder! Und spätestens, wenn er alleine aus seinem Bett raus und in Ihr Bett rein kann, wird er nachts da sein! ;-)
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 15.10.2014