Thema:
Erste Gedanken an Beikost
Hallo Ihr Lieben,
mein Sohn ist jetzt 12 1/2 Wochen und mache mir natürlich schon Gedanken wie ich dann am besten Anfangen kann wenn er dann irgendwann mal so weit ist. Wenn es nach mir geht muss er nicht mit 4,5 o. 6 Monaten schon Essen bekommen, nur denke ich wird er wohl doch eher schon dazu bereit sein.
Dachte bei den ersten Breis dann so an Karotte, Kartoffel, Pastinake ... nun habe ich aber schon mehrfach darüber gelesen das sich Avocado wohl auch ganz gut für den Anfang eignet, da diese wohl der Muttermilch ähnliche Inhaltsstoffe besitzt.
Was haltet ihr davon? Hat jemand Erfahrung damit?
Liebe Grüße
Stephie+Harun
von
steph_92
am 22.04.2015, 22:30
Hallo Stephanie,
es ist gut und richtig erstmal abzuwarten, wann das Baby selbst zeigt, dass es bereit für Beikost ist - das beugt Fütterungs/Verdauungsproblemen vor. Anzeichen an denen man Beikostreife erkennen kann, sind folgende:
- mit nur wenig Unterstützung aufrechtes Sitzen (auf dem Schoß) möglich
- Baby zeigt Bereitschaft zum Kauen/Kaubewegungen und
- Kind kann sich selbst Nahrung selbst in den Mund stecken
- Baby hat ein nicht nur vorübergehend gesteigertes Bedürfnis nach Milch, das nicht an einem Schub, einem Infekt, dem Zahnen o.ä. liegt
- und vor allem: der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung zu seinem eigenen Schutz automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat deutlich nachgelassen
Ich würde erstmal abwarten, wann es soweit ist und dann schauen, welches Gemüsesorten dann Saison haben - egal ob es Zucchini, Kürbis, Pastinake oder Avocado ist. Für Babys, die nicht zu festem Stuhl oder Hautreaktionen neigen ist auch Karotte gut geeignet.
Da ein Brei aus einer Zutat leichter verdaulich ist als mehrere Zutaten und Kartoffeln tendenziell stuhlfestigend wirken können, würde ich einige Gemüsesorten pur einführen und die, die gut vertragen wurden, dann mit Kartoffeln kombinieren.
Auch möglich ist mit Getreide zu beginnen, was weltweit gesehen die meisten Babys als erste Beikost bekommen. Wenn Du Dich dafür interessiert, kann ich Dir hierzu gerne Näheres schreiben.
LG
von
lanti
am 22.04.2015, 23:18
...der Deutschen Gesellschaft für Ernährung findest Du hier:
http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/erstes-lebensjahr/zeit-fuer-breikost/
von
lanti
am 23.04.2015, 12:38
Hallo lanti, Danke erst mal wieder für deinen ausführlichen Erklärungen, finde ich immer sehr super :)
Karotte werde ich für den Anfang meiden, da er doch eher zu Verstopfung neigt.
Aber ich komme gern auf dein Angebot bezüglich Infos mit Getreide zu beginn.
Danke dir schon mal
von
steph_92
am 23.04.2015, 20:44
Hierzulande starten die meisten Mamas ganz klassisch mit Gemüse in die Beikost. Weltweit gesehen bekommen jedoch wie schon erwähnt die meisten Säuglinge Getreide als erste Beikost. Womit man beginnt ist vor allem Geschmackssache ;)
Da Milch im ersten Jahr Babys wichtigstes Nahrungsmittel ist und Beikost nur zum kennenlernen von ergänzen dient (nicht vorrangig als Ersatz), kommt es nicht darauf an, ob man zuerst Gemüse Kartoffel Brei, der komplett eingeführt recht viele neue Zutaten enthält, gibt oder eine Milchgetreidebrei, der nur Getreide als neue Zutat benötigt.
Wenn man Getreide als erste Beikost anbietet, ist milchfreier bio Getreidebrei zB von Alnatura oder Holle gut geeignet. Diese Getreidebreie erkennt man daran, dass sie lt. Zutatenliste nur die jeweilige Getreidesorte und Vitamin B enthalten (kein Milchpulver o.ä. denn Fertigmilchbrei ist nicht empfehlenswert und enthält viel Zucker).
Im Gegensatz zu Getreideflocken muss Getreidebrei nicht aufgekocht werden, sondern löst sich einfach in warmer Flüssigkeit auf, da er durch Wärme und Feuchtigkeit vor-aufgeschlossen ist. Dadurch ergibt er eine feinere Breikonsistenz, ist leichter verdaulich und zudem praktisch.
Es gibt diese Getreidebreie in verschiedenen Sorten:
Reis ist leicht verdaulich, aber wenig nährstoffreich und tendenziell stuhlfestigend. Er kann bei empfindlichen Babys ohne Verstopfungsneigung (also eher nichts für euch) gut geeignet sein, sollte aber langfristig gesehen auf nährstoffreicheres Getreide umstellen.
Hirse ist eisenreich und stuhlauflockernd, kann aber blähen. Sie ist sehr gut für den GOB und als Fleischersatz im Gemüsebrei geeignet. Allerdings wurden die puren Getreidebreie Hirse von Alnatura und Babydream aktuell vom Markt genommen, so dass es fast nur noch mit Reis versetzte Produkte gibt. Daher würde ich statt dessen Hafer oder später normale Hirseflocken (aufkochen) verwenden.
Hafer ist ebenfalls eisenreich, stuhlauflockernd und kann blähen - sprich auch gut für GOB und als veg. Eisenquelle im Gemüsebrei (statt Fleisch) geeignet.
Als erstes Getreide in einem Milchbrei würde ich allerdings eher zunächst mal Dinkel probieren. Er ist nährstoffreicher als Reis und Grieß (Weizen: weniger nährstoffreich und stuhlfestigend - würde ich nicht geben), stuhlnormalisierend und bläht nicht.
Getreidebrei Dinkel gibt es zB von Alnatura bei dm:
http://www.alnatura.de/Alnatura%20Produkte/Produktsuche/Bio-Baby-Dinkel-Brei-nach-4-Monat-400g
Den Getreidebrei kannst Du:
- mit Wasser anrühren und später stillen für den Milchanteil der Mahlzeit (oder mit abgepumpter Muttermilch anrühren, aber das wird sehr schnell sehr sehr flüssig) ohne Zusatz von Obst oder Öl, weil die Muttermilch genug Vitamine und Fett enthält
- mit fertig zubereiteter Pre Milch anrühren (ebenfalls ohne Obst oder Öl, weil die Milch genug Vitamine und Energie liefert)
- ab etwa 6 Mon. mit abgekochter Vollmilch als Voll- oder Halbmilchbrei zubereiten
Halbmilchbrei (in der Einführungsphase o. bei 2 Kuhmilchbreien am Tag)
100 ml abgekochte Vollmilch mit 3,5 % Fett
100 ml Wasser
3-5 EL Getreidebrei Dinkel oder Hafer unterrühren
1 Teel. Öl zum Ausgleich des im Wasser fehlenden Fetts zugeben
2 EL rohes Obst oder 3 EL Apfel-/Orangensaft fürs Vitamin C zugeben
Vollmilchbrei (max. eine volle Portion pro Tag)
200 ml abgekochte Vollmilch 3,5%
3-5 EL Getreidebrei unterrühren oder Getreideflocken mit aufkochen
2 EL rohes Obst wie zB geriebene Birne oder zerdrückte Banane beifügen
(gekochtes Obst liefert nicht genug Vitamin C, weil es durchs Erhitzen zerstört wird)
Für einen Halb- oder Vollmilchbrei kann man wie beschrieben sowohl Getreidebrei verwenden, den man einfach unterrührt oder auch normale Getreideflocken wie zB Haferschmelzflocken, die aber mit aufgekocht werden sollten, um vom Baby besser verdaut werden zu können.
Bei einem Babys, das mit Pre Milch ernährt wird und/oder jünger als 6 Mon. ist, würde ich eine Pre Milchbrei nach Gefühl bis zur gewünschten Konsistenz mit Getreidebrei (Getreideflocken sind hier unpraktisch weil Pre Milch nicht aufgekocht werden sollte, Getreideflocken aber schon) anrühren zB 100 ml der gewohnten Pre Milch wie fürs Fläschchen zubereiten, in eine Schale geben und 2-3 EL Getreidebrei unterrühren - fertig ist der gut verträgliche Milchbrei mit nur einer neuen Zutat und ohne Zuckerzusatz o.ä.
von
lanti
am 23.04.2015, 21:10
Danke dir vielmals für die ausführlichen Infos :)
Ich denke ich werde es mit Getreide zu anfangs probieren wenn er soweit ist.
Vielen Dank und einen schönen Abend noch :)
von
steph_92
am 23.04.2015, 21:21
Jedes Kind startet auf seine Weise. Du kannst ab der vollendeten 16. Lebenswoche den ersten Versuch machen. Mit 6 Monaten sollte allerdings spätestens begonnen werden. So wird es gerade empfohlen.
Als Start fand ich Pastinake ganz toll. Als nächstes Kartoffel ist auch super. Das macht dann auch schon gut satt. Gemüse allein sättigt ja kaum. Karotte als Start habe ich nur beim ersten Kind gemacht, weil es halt so der Klassiker ist. Gibt aber ziemlich Flecken und macht gern Verstopfung. Ansonsten habe ich für den Anfang gute Erfahrungen mit Zucchini, Schwarzwurzel, Sellerie und Kürbis gemacht. Wir haben recht schnell alle Gemüsesorten nacheinander eingeführt. Nur ein paar Tage dazwischen gewartet, wurde alles vertragen. Avocado haben wir erst viel später gegeben, eher so als Brotaufstrich ab etwa 9 Monate. Da habe ich keine Erfahrung wie ganz kleine Babies das am Anfang vertragen.
von
Halluzinelle von Tichy
am 23.04.2015, 14:57
Achtung. Nicht alle Babies halten viel von den aktuellen Empfehlungen! Unsere Kleine wurde zehn Monate voll gestillt; und an Beikostreife fehlte es nicht. Sie wollte einfach nicht. Sie hat dann einfach die Breiphase übersprungen und direkt mit "richtigem" Essen angefangen.
Es ist auch nicht Ziel der Beikost, direkt Stillmahlzeiten zu ersetzen! Sie soll nur dazu dienen, das Baby im Schutz der Muttermilch an andere Nahrung zu gewöhnen. Dass "alle" Babies möglichst nach ein paar Tagen eine 150g-Portion essen sollen, ist eigentlich ziemlich unnatürlich... Im ersten Lebensjahr sollte Muttermilch den Hauptteil der Ernährung ausmachen (auch wenn die Industrie da was anderes erzählt).
Wenn du es dir leicht und für das Kind spannend machen willst, fang mit gut erkennbarer Beikostreife an und gib ihm dann das Essen zum Spielen. So siehst du, was ihm schmeckt und womit er schon klarkommt.
Hier sind Pastinaken und Brokkoli ganz hoch im Kurs gewesen von Anfang an, Kartoffel garnicht; super gehen auch Gurkensticks und Birne. Zerdrückt und püriert wurde alles abgelehnt :-), und ich bin auch nicht traurig drum...
LG
Conny
von
ConnyJ
am 23.04.2015, 20:16
Sellerie würde ich ebenso wie Grünkohl und Spargel im ersten Jahr nicht geben und auch danach nur einmal pro Woche eine dieser Gemüsesorten, da sie alle stark entwässernd wirken.
Spinat und rote Beete sind nitrathaltig und sollten daher erst ab etwa 10 Mon., ebenfalls nur 1 mal pro Woche und auch nur in bio Qualität gegeben werden.
Pilze (und Salat) sind recht schwer verdaulich und zudem oft schadstoffbelastet. Beides würde ich ebenfalls im ersten Jahr nicht geben.
Viele andere Gemüsesorten wie Zucchini, Kürbis, Pastinake, Karotte, Fenchel, Gurke, Aubergine, Avocado, Brokkoli, Blumenkohl und später auch Kohlrabi sind gut geeignet und können je nach individuellem Geschmack und Verträglichkeit ausprobiert werden, wenn das Kind reif dafür ist ;)
von
lanti
am 23.04.2015, 20:26
