Wie gehe ich bei der Intimreinigung beim Mädchen vor?

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Wie gehe ich bei der Intimreinigung beim Mädchen vor?

Sehr geehrte Frau Simon, ich erwarte mein zweites Kind, welches ein Mädchen wird. Wir freuen uns sehr über den Nachwuchs. Jedoch gibt es bei mir Gedanken bzgl. der Intimreinigung. Ich wurde in meiner Kindheit über Jahre sexuell missbraucht. Ich kann damit relativ gut umgehen und habe es akzeptiert, dass das Erlebte zu meinem Leben gehört. Nun ist mir der Gedanke ganz unbehaglich wenn ich daran denke, dass ich eine Intimreinigung sprich Windeln wechseln werde. Vielleicht mache ich mich doch nur schon im Vorfeld zu sehr verrückt... Aber wie gehe ich ohne Angst ran?

von Annimais am 09.06.2016, 20:41



Antwort auf: Wie gehe ich bei der Intimreinigung beim Mädchen vor?

Liebe Annimais, ich kann Ihre Bedenken/ Ihre Angst sehr gut nachvollziehen und finde Ihre offene und konstruktive Art mit der neuen Situation umzugehen sehr mutig :): Da die Gedanken in Ihnen schwehlen und Sie das Bedürnfnis verspüren, das befremdliche Gefühl zu bearbeiten, sollten Sie es auch unbedingt tun. Was rate ich Ihnen? - ich vermute, Sie sind in Betreuung einer Hebamme, die die Nachsorge bei Ihnen und Ihrem Baby durchführt? Suchen Sie hier das Gespräch mit ihr, um die Situation von vorneherein zu klären und demnach auch den behutsamen Umgang mit der Wickelsituation zu überdenken - ausserdem rate ich Ihnen eine Beratungsstelle für Frauen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, aufzusuchen, um noch einmal zu schauen, WARUM, die Bedenken sich nun einstellen und welche Lösungen es geben kann. Denn- die Pflege und Achtsamkeit im Bereich der Intimhygiene endet bei einer Tochter nicht nach dem Wickelalter. Es wird einige Situationen geben, die Sie als Mutter fordern z.B. auch eine Scheideninspektion durchzuführen oder verbal Erklärungen an die Tochter zu geben bis hin zum Hygieneverhalten oder der eigenen Wahrnehmung des Körpers Ihrer Tochter in Bezug auf Lustverhalten ( Masturbation); auch schon im Säuglings-Kleinkindalter. Vielleicht wäre es einfach noch einmal gut, wenn Sie ins Gespräch gehen :). Selbst, wenn es "nur" zur Reflektion oder Einschätzung dient, wo Sie in der Thematik "stehen"- wie es IHnen grundsätzlich in der Situation geht und Sie sich stärken können. Haben Sie eine gute Kontaktadresse? Das Hilfeportal - sexueller Missbrauch- ist eine bundesweite Einrichtung mit Wegweisern für die jeweiligen Betroffenen. Aber auch regional/lokal gibt es i.d.R. Vereine, die sich für die Belange der Betroffenen organisieren. Ihre Hebamme, Ihr Frauenarzt oder die Fachberatung, falls Sie eine in Anspruch genommen haben, können Ihnen vor Ort weiterhelfen. Melden Sie sich gerne wieder :). Ich freue mich von Ihnen zu hören und helfe gerne weiter, wenn Sie meine Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 11.06.2016