Wie schafft es mein Freund, dass unser Sohn auch bei ihm einschläft?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie schafft es mein Freund, dass unser Sohn auch bei ihm einschläft?

Hallo! Wenn mein Sohn acht Monate alt wird, jetzt 6,5 Monate, gehe ich wieder arbeiten und der Papa übernimmt. Mein Sohn wird noch voll gestillt und soll es auch weiterhin werden, da er bis zum jetztigen Stand noch keine feste Nahrung zu sich nehmen will. Wir haben, außer an den Wochenende, keine "Übungszeit", da mein Partner lange arbeiten muss. Zudem ist mein Sohn ein anspruchsvolles Exemplar, er schläft nur an der Brust ein und da er ein schlechter Schläfer ist, tut er dies ca alle zwei Stunden. Er schläft neuerdings auch im Tragetuch ein, allerdings muss man mit ihm unterwegs sein. Nur in der Wohnung hin und her zu laufen geht nicht. Weiterhin beansprucht er mich bzw.uns rund um die Uhr und es ist schwierig Zeit für eine Abpumpzeit außerhalb der eigentlichen Einschlafstillzeit zu finden. Für meinen Partner und mich und vor allem für unseren Sohn ergeben sich daher viele Probleme und Fragen. Wir haben jetzt schon anfangen zu üben. Das Abpumpen von Milch funktioniert schon mal. Die Frage ist nur, wann ich abpumpen sollte. Wenn ich vor dem Einschlafstillen abpumpe, kommen ca.100ml aus beiden Brüsten zusammen. Mein Freund hat anschließend versucht unserem Sohn die Milch zu füttern. Er hat auch ein bisschen getrunken und dann die Milch aus dem Mund laufen lassen. Ich bin in der Zeit aus dem Raum gegangen, um ihn nicht zu verwirren. Weil er danach müde war, habe ich mich mit ihm hingelegt und dann wurden meine leeren Brüste angeschrieen und er konnte nicht einschlafen, wahrscheinlich vor Hunger, aber besonders aus Frust. Wenn ich allerdings nach dem Einschlafstillen abpumpe kommt meist keine Milch. Die weitere Frage, die sich auftat, sollte ich während unserer Übungsphasen überhaupt noch stillen? Ich bin der Ansicht Ja, denn ich bin ja anwesend und mein Sohn wird nicht verstehen, warum er darauf verzichten sollte. Argument meines Freundes: Er muss lernen, dass seine Mahlzeit in der Flasche ist. Sollte ich komplett Abwesend sein, also mit steigender Stundenzahl? Aber wird es mein Sohn verstehen, wenn wir dies nur am We so handhaben, dass die Mama weg ist? Und zu guter Letzt das dringenste Problem: Mein Sohn schläft nur mit mir und an der Brust im Bett ein. Sein Papa hat es schon öfters probiert, aber da fängt dann unser Sohn nach ein gewissen Zeit bitterlich und lautstarkt an zu weinen und schreien. Aber mein Freund kann ja auch nicht drei bis vier Mal täglich mit unserem Sohn im Tragetuch rausgehen. Wie können wir das Problem lösen? Herzlichen Dank für die Antwort.

von Kathrin234 am 06.01.2015, 08:47



Antwort auf: Wie schafft es mein Freund, dass unser Sohn auch bei ihm einschläft?

Liebe Kathrin234, nach Möglichkeit sollten Sie keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Sie müssen auch keine Sorge haben, dass Sie Ihrem Kind durch das Pumpen etwas wegnehmen. Ihre Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Ansonsten hilft wirklich nur Geduld. Ihr Sohn wird sich daran gewöhnen, dass der Papa das Füttern übernimmt und er wird auch bei ihm einschlafen. Das allerdings erfordert Geduld und viel Einfühlungsvermögen, denn im Moment sind einfach SIE die Bezugsperson. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das „Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Lassen Sie Ihren Mann so viel Zeit wie möglich mit dem Baby verbringen! Er kann das Kind tragen, baden, füttern und versorgen und mit der Zeit WIRD Ihr Baby ihm vertrauen. Haben Sie schon einmal versucht, die Milch nicht mit der Flasche, sondern einer alternativen Fütterungsmethoe zu geben? Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung. Das Baby wird ein paar Anläufe brauchen (und Ihr auch) bis es den Dreh raus hat, wie es die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 06.01.2015