Unruhiges Trinken - schreien und drücken

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Unruhiges Trinken - schreien und drücken

Hallo liebes Expertenteam, mein vier Monate alter Sohn trinkt seit ca. drei Monaten immer wieder (3-4 mal am Tag) sehr unruhig an der Brust. Mit unruhig meine ich, dass er die Brustwarze ständig los lässt, den Kopf hin und her schmeißt, seinen ganzen Körper überstreckt und ständig versucht zu drücken. Er schreit auch immer verzweifelt auf dabei. Ich denke er hat richtig Hunger und kann dann dadurch nicht in Ruhe trinken. Ich vermute dass es sich hierbei um Blähungen bzw. Bauchweh handelt die evtl. durch das Saugen an der Brust stärker auftreten als sonst. Wenn ich ihn im Halbschlaf stille haben wir dieses Problem überhaupt nicht. Er hat schon von Anfang an ziemliche Verdauungsprobleme - viel Luft im Bauch. Wenn er dann so unruhig trinkt kommt natürlich auch wieder jede Menge Luft mit in den Bauch. Dazu kommt auch noch, dass ich ihm seit dem 2. Lebensmonat immer beim drücken und Stuhlgang absetzen helfen muss. Von alleine hat er nach dem ersten Monat keinen Stuhlgang mehr abgesetzt. Habe auch schon 12 Tage nicht geholfen, aber das Leid konnte ich mir dann nicht länger mit ansehen. Ich helfe ihm indem ich seinen After massiere und es ein bisschen auf drücke. Verträgt er vielleicht meine Milch nicht? Ich weiß leider nicht mehr was ich machen soll. Habe schon überlegt abzustillen, da es wirklich oft eine Tortur ist. Aber ich habe Angst vor seiner Reaktion auf die künstliche Flaschennahrung - noch mehr Blähungen? Die Flasche akzeptiert er übrigens sehr gut, ab und an hat der nämlich so schon abgepumpte MuMi bekommen, da ist auch die Unruhe nicht ganz so schlimm. Außerdem haben wir diese Woche auf Anraten des Kia mit Beikost angefangen. Er ist ein sehr guter Esser. Er wollte gar nicht mehr aufhören. Die ersten beiden Tage war keine Reaktion, normale Blähungen wie immer, aber heute Nacht war er sehr sehr unruhig und um vier Uhr war er dann wach und hat sehr geweint... Könnte das die Reaktion auf die Beikost sein? Ich habe mit Kürbis begonnen, da leichter verdaulich als Karotte. Das war jetzt sehr viel Text. Hoffe Sie können mir ein paar Tipps geben? Vielen Dank und Grüße!

von Midea am 29.07.2015, 15:30



Antwort auf: Unruhiges Trinken - schreien und drücken

Liebe Midea, Sie schreiben, dass Ihr Baby gut aus der Flasche trinkt und ich denke, dass Ihr Baby saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Gerade wenn ein Baby dann im Halbschlaf gut trinkt, deutet das sehr auf eine Saugverwirrung hin. Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Für den Darm des Kindes bedeutet die Einführung von Beikost verständlicherweise eine Umstellung und es kann gelegentlich zu Verdauungsproblemen kommen sowohl in die eine, wie in die andere Richtung und das kann den Kindern durchaus mehr oder minder ausgeprägtes Unwohlsein verschaffen. Eine Angabe in Form von „xx Tage kein Stuhlgang ist tolerierbar" lässt sich nicht machen, denn das hängt auch vom Befinden des Kindes ab. Es sollte jedoch nicht massiv eingegriffen werden (z.B. mit der Fieberthermometermethode, Abführmitteln oder Klistieren). Dies ist immer ein Eingriff in den „normalen" Ablauf und kann auch zur Gewöhnung führen, so dass sich ein langfristiges Problem daraus ergeben kann. Leichte Bauchmassage ist in keinem Fall schädlich. Wenn ein Kind allerdings längerfristig Probleme mit festen Stuhlgang oder gar Verstopfung hat sollte auf der einen Seite darauf geachtet werden, dass es genügend Flüssigkeit zu sich nimmt (eventuell einfach häufiger stillen) und auf der anderen Seite sollte die Beikost so gewählt werden, dass sie eher stuhlauflockernd als stopfend wirkt. Gerade die bei uns so beliebten Karotten für Babys führen nicht selten zu Verstopfung (beim Obst gilt dies für Banane), andere Gemüse wie Zucchini, Kürbis, Pastinake, Brokkoli und auch Obstsorten wie Birne werden oft besser vertragen und tragen zu weicherem Stuhlgang bei. Ein Wechsel der Gemüse und Obstarten kann deshalb sehr sinnvoll sein. Außerdem sollte unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.07.2015



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