Liebe Biggi,
ich hatte mich schon einmal an das Forum gewendet, da ich unsicher war, ob meine Tochter (damals 9M, mittlerweile fast 1 Jahr) zu oft stillt. Damals hieß es, am besten Stillen ist nach Bedarf, was wir noch immer so praktizieren, jedoch wird die Kleine demnächst 1 Jahr, isst mal mehr mal weniger Beikost (pro Mahlzeit aber nie besonders viel) und stillt noch immer fast alle 2 Stunden, sowohl tagsüber als auch nachts, was mir einfach sehr oft vorkommt gerade für ihr Alter.
Teilweise hatte ich sie vor einigen Wochen tagsüber schon so weit, dass sie nur alle 4-5h getrunken hat, wir sind dann aber wieder in den ca. 2h-Rhythmus gerutscht, weil ich mir erhofft habe, dass die Frequenz dafür nachts abnimmt, wenn sie tagsüber genug bekommt (dass sie auf jeden Fall genug bekommt, sieht man ihr jedenfalls an -sie ist sehr gut genährt). Es wird aber einfach nicht weniger, im Gegenteil: die letzten Tage will sie fast ständig an die Brust und die Abstände sind eher bei 1,5 Stunden...
Meine Fragen also:
1. Macht es Sinn tagsüber einen Rhythmus einzuführen und sie nicht so oft zu stillen? Aktuell biete ich ihr die Brust zu den Mahlzeiten (ca. alle 2,5h) an sowie zusätzlich wenn sie danach verlangt. Soll ich sie weniger stillen, damit sie mehr Festes isst?
2. Nachts scheinen wir eine Schlafassoziation drin zu haben, denn sie wird ziemlich regelmäßig alle 2h wach, trinkt im Halbschlaf und schläft sofort weiter. Gibt es einen tipp, wie man diese möglichst sanft auflösen könnte? Ich stille sie gern in den Schlaf (was sie teilweise auch sehr vehement einfordert), es scheint jedoch keinen Unterschied zu machen, ob ich sie mit Brust oder Schnuller eingeschlafen ist und hin und wieder schafft sie wie aus dem Nichts plötzlich 3-4h am Stück zu schlafen...
Vielen Dank schon im Voraus und viele Grüße!
von
kitty.cat
am 11.07.2021, 20:29
Antwort auf:
Stillrhythmus einführen mit 1 Jahr?
Liebe kitty.cat,
erst einmal musst Du Dir keine Sorge um die Nahrungsaufnahme machen. Muttermilch ist und bleibt im ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle und auch darüber hinaus bietet das weitere Stillen viele Vorteile für Dein Kind. Ich kenne viele Kinder die erst mit 12 Monaten angefangen haben überhaupt zu essen.
Zeigt Dein Kind Interesse am Essen? Nimmt es sonst gut zu und ist fit?
Vielleicht will es auch lieber selbst essen als gefüttert zu werden? Hast du schon mal versucht Sachen vom Tisch anzubieten? Manche Kinder sind wirkliche Brei-Verweigerer und essen einfach nach und nach vom Tisch mit.
Dass Dein Kind nachts häufig gestillt werden will ist unabhängig von der Stillhäufigkeit tagsüber. Nachts verarbeitet Deine Tochter viel von den Erlebnissen des Tages. Zudem ist der Einschlafprozess und der Schlaf an sich eine Frage der kindlichen Reife und nicht wirklich beeinflussbar. Dass „Loslassen“ und in den Schlaf finden ist für Kinder in diesem Alter oft mit einer Art „Trennungsangst“ verbunden und durch das Stillen und Nuckeln beruhigen sie sich und versichern sich, dass Mama noch da ist.
Dass ein Kind mit 12 Monaten noch nicht durchschläft und nachts einfach weiterhin vermehrt sein Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit stillen möchte ist völlig normal und eben über das Stillen oftmals für Mutter und Kind der einfachste Weg.
Natürlich aber kannst Du Dein Kind auch auf andere Weise in den Schlaf begleiten, wenn Du durch das häufige Stillen an Deine Kraftreserven kommst. Ob Dein Kind dadurch allerdings weniger erwacht kann ich Dir nicht garantieren.
Eine Möglichkeit ist es, dass Du nach und nach die Zeit und Häufigkeit des Stillens oder Nuckelns nachts reduzierst und Dein Kind weiterhin mit viel Nähe, Liebe und Kuscheln begleitest. Auf diese Weise vermeidest Du es auch, dass es zu einem Milchstau kommt und Deine Brust stellt sich auf die geringere Nachfrage ein.
Deine Tochter wird wahrscheinlich vehement nach der Brust verlangen, wütend und traurig sein und das darf sie auch.
Solange Du ihr weiterhin mit viel Liebe Nähe vermittelst und Dich nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird sie es lernen, dass es die Brust vielleicht nur noch abends und dann wieder morgens gibt (oder wie Du es eben möchtest). Wichtig ist, dass du dabei in deinem Entschluss klar bist. Kinder spüren wenn man als Elternteil zweifelt.
Auch tagsüber ist die Stillhäufigkeit nicht immer mit Hunger sondern auch mit der Suche nach Nähe, Rückzug, Entspannung verbunden. Biete Deinem Kind weiterhin Beikost an (in welcher Form auch immer), aber versuche dabei keinen Druck aufzubauen. Wichtig ist, dass Dein Kind grundsätzlich Interesse am Essen hat, die Menge ist dabei noch Nebensache.
Muttermilch ist und bleibt weiterhin eine sehr nahrhafte Quelle und deckt vieles an Nährstoffe auch über das erste Lebensjahr hinaus ab.
Sollte Deine Tochter allerdings den Eindruck machen eher appetitlos zu sein, so kannst Du mal den Eisenwert von einem Arzt überprüfen lassen.
Manchmal kann das eine Ursache hierfür sein.
Alles Liebe
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.07.2021