Hallo!
Vielen Dank für die Möglichkeit online eine Frage zu stellen. Die Hebamme meiner Wahl zieht demnächst in eine andere Stadt um, und außerdem habe ich keine Verordnung mehr. Also ist das hier wunderbar!
Mein Sohn ist 22 Monate alt und ich stille noch. Ich mache das wegen der Empfehlung der DG??, Kinder bis 2 Jahre zu stillen, und weil er es möchte. Er nimmt normal an allen Mahlzeiten teil, und wird darüber hinaus nach Bedarf gestillt. Wir genießen das beide. Leider ist es in letzter Zeit sehr anstrengend für mich geworden.
Besonders nachts und zum Einschlafen macht es mich zeitweise fertig. Er schläft nachts nur an der Brust ein, auch nach nächtlichem Aufwachen. Mittags hat mein Mann ab und zu die Güte, da schläft er auch mal auf seinem Bauch. Nachts rollt sich der beste Mann der Welt aber lieber auf die andere Seite, und ich quäle mich.
Oft kann ich selber nicht einschlafen, bevor mein liebstes Kind nicht schläft. Das kann schon mal ne Stunde dauern, in der er unruhig ist, immer wieder die Brust wechselt. Und zwar nach der Stunde, die es schon gedauert hat bis er nicht mehr aufstehen will und ins Wohnzimmer geht, solange der Papa nicht auch im Bett ist. Dann wacht er noch 1-6 (!!) Mal auf (Papa rollt zur Seite) und ich habe das Gefühl, gar nicht zu schlafen. 6x bei Krankheit, normal 1-3x. Wenn er dann schläft, steh ich oft nochmal auf, trinke, esse manchmal, oder schau einen Film. Es ist dann manchmal 2 Uhr nachts.
Seit kurzem, aber auch immer mal wieder davor, schläft er die ganze Nacht (zumindest gefühlt) nuckelnd auf meinem Bauch. 12 Kilo. Auf meinem Bauch.
Ich bin müde!! Was kann ich tun?
Ich habe gehofft dass er sich so mit 2 von selber abstillt.
Vielen Dank für die Antwort!
von
Jawi-s Mama
am 02.08.2017, 00:34
Antwort auf:
Stillkind mit 22 Monaten...Wie kann ich wieder ruhig schlafen?
Liebe Jawi-s Mama,
eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“.
So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Abende und Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihm ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat.
Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es...
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 02.08.2017