Guten Abend,
unser Sohn 7 Monate und 3 Wochen schläft nachts nur noch ein und weiter wenn er die Brust bekommt. Das geht jetzt bereits seit 2 Monaten so. Alle 20 bis 40 Minuten wird er wach und sucht die Brust.
Ich weiß das er das weiterschlafen in anderen Schlafphasen erst lernen muss und das Stillen mehr als nur Nahrungsaufnahme ist. All das, wirklich alles habe ich darüber gelesen. Wir haben versucht das mein Mann ihn in den Schlaf begleitet und ich mich rausziehe. Er lässt sich dann in den Schlaf tragen... alle 20-40 Minuten. So habe ich manchmal eine Nacht in der ich 3 Stunden am Stück schlafen kann.
Tagsüber schläft er in der Trage/oder bei meinem Mann auf dem Arm ein, er fordert dabei ganz klar immer wieder Bewegung. Weil ich ihn so auf den Armen nicht lange halten kann 10kg) versuche ich die Bewegung so weit es geht zu reduzieren und setze mich oft hin um ihn an ein Einschlafen ohne Bewegung zu gewöhnen. Er nimmt mittlerweile auch den Schnuller und trinkt auch bei Bedarf tagsüber Pre. Mittags- und Nachmittagsbrei funktionieren gut, beim Abendbrei gibt es schon Schwierigkeiten und ich merke wie sehr er meine Nähe sucht und eigendlich an die Brust möchte. Manchmal schafft er noch eine Flasche, manchmal ist die Sehnsucht so groß und die Müdigkeit so stark, das er im Bett direkt an die Brust möchte.
Es ist kein Hunger den er nachts verspürt, sondern die Nähe und die Hilfe in die nächste Schlafphase zu gelangen, die er benötigt.
Schnuller lehnt er in der Nacht konsequent ab. Ich habe wirklich alles ausprobiert und gelesen. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst mit 3 unterschiedlichen Schichten die Woche und wenn er kann, übernimmt er ab 3 Uhr nachts den kleinen sodass ich etwas Schlaf finde und Energie für unseren großen (6 Jahre) habe. Allerdings fährt er demnächst für mehrerer Wochen mehrmals im Jahr zur Meisterschule und ich bin quasi Teilzeit-Alleinerziehend. Absoluter Horror.
Ich habe kein Problem damit 3-4 Mal in der Nacht zu stillen, das wäre so ein Segen, aber ich schaffe es nicht mehr alle 20-40 Minuten ihm beim suchen der Brust zu helfen, wobei er sich mit seinen 4 Zähnen auch nicht unbedingt sanft daran fest hält.
Aufgrund des Schlafmangels habe ich auch nachts bereits Kreislaufprobleme so das ich das Gefühl von Ohnmacht im Bett verspüre und immer wieder mit Übelkeit kämpfe.
Meine Angst ohnmächtig und für die Kinder nicht da sein zu können ist mittlerweile so groß, dass meine Mutter oder Schwiegermutter bei uns übernachten wenn mein Mann wieder Nachtschicht hat.
Ich bin körperlich bei 43 Kilo angekommen und emotional wirklich über meine Grenzen gegangen.
Nun möchte ich wissen, wie lange wir mit unserem Sohn an anderen Einschlaf/Übergangsbegleitung üben können, ohne ihn in seinem Urvertrauen und unsere Beziehung/Bindung zu erschüttern?
Wie oft sollten Wiederholungen stattfinden und wie können wir seine Akzeptanz Unterstützung?
Mir ist wirklich alles Recht an Vorschlägen und Rat, aber bitte keine Belehrung welch Vorteile das Stillen beiderseits hat. Ich bin mir all dessen bewusst, aber eben auch das ein Baby nichts von einer so erschöpften Mutter hat.
von
JuliaNfd
am 06.10.2022, 19:54
Antwort auf:
Stillen als Einschlafhilfe Übergang in Schlafphasen
Liebe JuliaNfd,
wie du schon selbst schreibst, holt dein Kind sich in der Nacht viel Nähe und Geborgenheit, eine Extraportion Mama.
Ehe Du aber jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet.
Hast du schon einmal den so genannten Kinn-Trick ausprobiert?
Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen…probiere es mal aus.
Versuche, dir am Tag Nischen zu suchen, lege dich mit hin, wenn das Baby schläft.
In diesem Alter ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du schläfst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, solltest du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es bei dir in der Umgebung zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle gibt. Das Wort "Erziehungsberatungsstelle" klingt für dich jetzt möglicherweise erschreckend, muss es aber nicht. Dort arbeiten Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen, die mit dir zusammen nach einem Weg suchen können, wie Du ganz individuell auf dein Kind eingehen kannst und wie ihr euer Zusammenleben möglichst gut gestalten könnt.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter, glaube mir bitte, dass ich sehr wohl weiß, dass Schlafentzug Folter ist und ich dich nicht einfach abspeisen möchte.
Herzliche Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.10.2022
Antwort auf:
Stillen als Einschlafhilfe Übergang in Schlafphasen
Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ja, den Kinntrick kenne ich bereits, aber es funktioniert bei unserem Kleinen leider nicht.
Er weiß genau was er will, was ja auch gut so ist, aber ich hatte Hoffnung sein Bedürfnis mit anderen Beruhigungsmöglichkeiten etwas ablösen zu können. Wir werden es weiter versuchen und hoffentlich in 3 Wochen eine Lösung haben, damit mein Mann mit gutem Gewissen verreisen kann. Ich werde dann wohl in der Zeit sämtliche Hilfe von Omas und Opas in Anspruch nehmen müssen.
Es fällt einfach sehr sehr schwer bei all dem vielen körperlichen Kontakt und dem vielen kuscheln, hinzunehmen das ein kleiner Mensch noch so viel mehr von einem aufsaugen möchte.
Ich freue mich weiterhin über alle Hilfe und Ideen die anderen hierzu einfällt!!!
Vielen Dank nochmal und alles Gute
von
JuliaNfd
am 07.10.2022, 22:55