Hallo,
Vor 5 Tagen habe ich meinen Sohn im Krankenhaus auf die Welt gebracht. Leider hat er nicht geatmet und wurde sofort abgenabelt und weggebracht. Er musste künstlich beatmet werden und verbrachte zwei Nächte auf Intensivstation und eine Nacht auf der Kinderstation. Zum Glück ist alles ganz gut ausgegangen und wir konnten nun schon nach Hause.
Leider haben die Schwestern in der Klinik einen Schnuller antrainiert (mit Glucose, mit Tuch im Mund fixiert).
Ich wollte meinem Kind eigentlich keinen Schnuller anbieten, weil ich davon überzeugt bin, dass es diesen einfach nicht braucht und man die eigentlichen Bedürfnisse des Kindes stillen muss und er zudem die Stillbeziehung gefährden kann.
Leider ist er jetzt so, dass wir zu Hause angekommen merken, dass er zb beim Wickeln sehr viel weint und wir ihn nicht beruhigen können. Auch beim Schlafen wird er sehr häufig wach und möchte nuckeln.
Ich bin verzweifelt, da ich merke wie sehr er nach dem Schnulli sucht, andererseits widerstrebt es mir total ihm diesen zu gebem.
Meine Hebamme ist leider total für den Schnulli, da ich sonst ein „Brustabhängiges“ Kind bekomme das mein Mann nicht ohne mich beruhigen könne. Mein Mann ist zweigespalten, da er merkt dass er ihn aktuell tatsächlich nicht beruhigen kann ohne Schnuller aber auch meine Sicht verstehen kann.
Das Stillen klappt bisher Glücklicherweise gut, jedoch ist meine Sorge schon dass sich das möglicherweise noch ändert.
Was können wir in der Situation tun?
Liebe Grüße
Marina
von
Marina11
am 30.06.2023, 21:46
Antwort auf:
Schnuller wieder abgewöhnen oder nicht?
Liebe Marina,
aus der Sicht der Stillberaterin, ist von einem Gebrauch des Schnullers in den ersten Wochen abzuraten, da er zu einer Saugverwirrung führen und einen negativen Einfluss auf die Milchproduktion der Mutter und die Gewichtszunahme beim Baby haben kann.
So lange dein Baby die Brust gut annimmt, ist alles in Ordnung, leider kommt es manchmal jedoch auch erst nach Wochen zu einer Saugverwirrung.
Babys (und Kleinkinder) haben ein natürliches Saugbedürfnis. Dieses Saugbedürfnis dient dazu, dass sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen um zu wachsen und zu gedeihen. Saugen beruhigt das Kind außerdem. Von der Natur ist es vorgesehen, dass ein Kind sein Saugbedürfnis an der Brust befriedigt und so gleichzeitig seinen Hunger und auch sein Saugbedürfnis stillt. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein:
o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese so genannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen.
o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann.
o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen.
o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen.
o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen.
o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung
Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet.
Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonst wie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen.
• Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun.
• Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen.
• Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt.
• Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen.
Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an.
Mögt ihr das evtl. einmal ausprobieren?
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.06.2023
Antwort auf:
Schnuller wieder abgewöhnen oder nicht?
Liebe Marina,
Deine Schilderung erinnert mich sehr an unsere Situation, weshalb ich dir auch antworten möchte. Auch meine Tochter musste auf die Intensiv und wurde dort angeschnullert.
Ich bereue sehr, dass ich ihr daheim weiterhin einen Schnuller gegeben habe. Allerdings hatten wir ein Neugeborenes mit Schnupfen Daheim und waren komplett überfordert und jedes Weinen hat die Nase noch mehr belegt.
Der Schnuller war wie ein Stöpsel, total gruselig eigentlich.
Stillen hat zwar geklappt aber ich hatte viel zu viel Milch und zusätzlich der Schnuller war eine grausige Kombination. Es wurde die ersten vier Monate nur geweint beim Stillen. Und ich war oft kurz vorm Abstillen. Der Schnuller wäre rückblickend überhaupt nicht nötig gewesen wenn wir etwas ruhiger an die Sache rangegangen wären.
Meine Tochter ist inzwischen 10 Monate den Schnuller braucht sie inzwischen fast gar nicht mehr. Aktuell quälen sie die Zähne da ist er zum Einschlafen manchmal(!!) gebraucht. Meistens pfeffert sie ihn aber wütend im hohen Bogen weg - die will nur das Original…
Also wenn dir dein Bauchgefühl sagt, der Schnuller ist Mist, dann lass ihn weg. Ich bin mir sehr sicher dein Mann findet auch ohne Schnuller einen Weg euer Baby in den Schlaf zu begleiten, meiner hat das auch geschafft obwohl es erst nur den Schnuller gab. Singen und Kniebeugen sind sein Tipp:D
Liebe Grüße und eine schönes Ankommen.
von
Svenja_B
am 03.07.2023, 16:26