Guten Morgen,
Ich bin total verunsichert, da mein 8 Woche altes Kind zu wenig zunimmt.
Wir haben leider keine Hebamme in Deutschland und das Gewicht daher unregelmässig kontrolliert (ich komme eigentlich aus der Schweiz).
Ich habe folgende Daten
Geburt 10.1. 3520 gr, 14.1. 3170 gr. , 18.1. 3480 gr., 7.2. 3820 gr, 3.3. 4260 gr
Gefühlt ist mein kleiner sehr unzufrieden (hungrig?) und schreit viel.
Ich lege bei Bedarf an, tagsüber in unterschiedlichen Abständen von alle halbe Stunde bis selten 3 Stunden Pause (wenn er schläft).
Er trinkt leider gefühlt sehr schlecht, die ersten 1-2 Minuten ca. schluckt er bei jedem 2. Zug und dann erst nach 5-10 Zügen oder er nuckelt nur noch. Oftmals docke ich ihn dann vorsichtig ab, was mit Gebrüll quittiert wird. Wenn ich ihn dann wieder an die Brust nehmen möchte spielt er nur noch mit der Brustwarze.
Aus Verzweiflung haben wir die letzten 3 Tage pre Milch zugefüttert nach dem stillen, jeweils 1x abends mit einer Medela Calma Flasche, da beim bechern alles ausgespuckt wurde und er nicht geschluckt hat (Trinkmenge 1. Abend 90 ml, 2. Abend 50 ml, 3. Abend 40 ml).
Bei der flaschenfütterung hat er ordentlich gesaugt und getrunken und da es nach dem stillen war, hatte er wohl tatsächlich noch Hunger und bei mir kommt zu wenig Milch?
Ich weiss nicht wie ich weitermachen soll, beim Kinderarzt war ich schon, Zungenband ist in Ordnung und nächste Woche sollen wir wieder zum wiegen kommen. Ansonsten ist der Kleine, abgesehen von seiner Unzufriedenheit, fit.
Ich möchte eigentlich voll stillen, der Arzt hat aber dazu geraten nach dem stillen jeweils die Flasche anzubieten um zu schauen ob er noch Hunger hat und eine Zunahme zu gewährleisten.
Stillberaterinnen der LLL oder AFS oder ICBLC habe ich in unserer Gegend leider nicht gefunden
Vielen Dank für Ihre Hilfe !
von
Ankahu
am 08.03.2019, 06:47
Antwort auf:
Schlechte Zunahme
Liebe Ankahu,
es bedeutet sicher nicht, dass Du zu wenig Milch hast, wenn Dein Kind aus der Flasche trinkt.
Es kann aber sein, dass Dein Kind durch Flasche und Schnuller saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken kann.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Allerdings kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Auch wenn Du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt!
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird Dein Baby ganz sicher einen Schub machen!
Wenn Du magst, können wir auch gerne miteinander telefonieren!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.03.2019