Muttermilch

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Muttermilch

Hallo, So kurz vor dem langen Wochenende quält mich eine Frage. Kann es wirklich sein, dass Muttermilch dem Kind nicht genügend Vitmine und Mineralstoffe zuführen kann, obwohl laut Blutbild der Mutter keine Mangelerscheinungen vorliegen? Ich traf vorgestern eine Freundin, die mir von einer anderen Bekannten erzählte, ihr Kind (6Monate) läge mit akutem Vit B12 Mangel in der Klinik. Das Kind wird voll gestillt, die Mutter ernährt sich "stark vegetarisch". Was das genau heißt, weiß ich nicht. Ich verhalte mich essenstechnisch auch eher zurückhaltend und vegetarisch, stille meine 20 Monate alte Tochter noch. Sie isst sehr verschieden, aber eher sparsam. Daher gehe ich davon aus, dass alleine über die feste Nahrung ihren Bedarf nicht decken kann. Bisher beruhigte ich mich damit, dass sie wichtige Stoffe aus der MuMi nimmt. Wenn sie tagsüber in der KiTa ist (bis Mittag, 2-3 mal/Woche bis 17Uhr) isst sie dort meist kein Frühstück, Mittagessen oft auch nicht. So hat sie oft außer MuMi morgens nichts imBäuchlein. Hole ich sie ab, nimmt sie noch ein riesigen Schluck aus der Brust. Auf dem Heimweg futtert sie etwas Brötchen oder/und Obst. Das hab ich fast immer einstecken. Ihr Papa aber nicht. Das hält er nicht für nötig. Scheinbar isst sie wirklich eher nur bei mir, ab und an wenn Oma was gibt. Gummibärchen gehen immer und überall. Phasenweise futtert sie mir aber auch den Salat weg, aber nicht regelmäßig. Mal isst sie Müsli, oft aber nicht. Viele Gemüse lehnt sie grundsätzlich ab, manche Kostet sie, aber nie eine ganze Kinderportion essend (außer vielleicht letztens meine Rote Beete). Ich habe hier immer gelesen, dass eher die Speicher der Mutter leer gemacht werden als das am Kind (MuMi) gespart wird. Und dann die Geschichte mit dem Kind in der Klinik. Meine Freundin erzählte auch, dass sie gute Eisenwerte (macht Kuren mit Kräuterblut) hat und ihr Sohn dennoch tendenz nach unten hat (wurde kontrolliert). Er ist 7 Monate und Stillkind.. Wie kann das sein? Ich bin total verunsichert, obwohl das sonst nicht meine Art ist. War bisher eher dem Denken, sie holt sich was sie braucht.. Mein Kind ist fidel und munter. Aber wenn ein Mangel sich körperlich bemerkbar mcht, ist es eigentlich schon zu spät. Myra

Mitglied inaktiv - 09.05.2008, 14:36



Antwort auf: Muttermilch

Liebe Myra, meinte deine Freundin stark vegetaisch oder evtl. vegan? Eine Ernährung absolut ohne tierische Eiweiße wie dies bei veganer oder makrobiotischer Ernährung der Fall ist, kann in der Tat ein Problem sein, und zwar bereits in der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit. Diese Form der Ernährung hat Einfluss auf die Eiweiße in der Muttermilch und auf den Gehalt an Vitamin D, B12 und Eisen. Ich zitiere dir zu diesem Thema aus dem Fachbuch "The Breastfeeding Answer Book" 1997: "Stillende Mütter, die keinerlei tierische Produkte essen, müssen ihre Ernährung unter Umständen durch Nahrungsmittelzusätze ergänzen, um einen Vitamin B12 Mangel bei ihrem gestillten Baby zu vermeiden. Vegetarische Ernährungsformen, die keinerlei tierische Produkte enthalten, wie die vegane oder makrobiotische Ernährung, können bei Mutter und Baby zu Vitamin B12 Mangel führen, da Vitamin B12 in erster Linie in tierischem Protein vorkommt. Es wurde von einem Fall berichtet, in dem das gestillte Baby einer Mutter, die keinerlei tierische Produkte aß, einen schweren Vitamin B12 Mangel entwickelte. Die Symptome erstreckten sich von Appetitverlust über Rückschritte in der motorischen Entwicklung, Teilnahmslosigkeit, Muskelatrophie und Erbrechen bis hin zu abnormalen Veränderungen des Blutbildes. Die Mutter zeigte keinerlei Anzeichen für einen Vitamin B12 Mangel (Kuhne, 1991). Zwei Studien ergaben niedrigere Vitamin B12 Konzentrationen in der Muttermilch und andere Anzeichen von Vitamin B12 Mangel bei Müttern, die sich makrobiotisch ernährten (Specker, 1994; Dagnelie, 1992). Will eine Mutter, die sich vegan oder makrobiotisch ernährt, keine tierischen Produkte essen, dann schlagen Sie ihr vor, ein Vitamin B12 Präparat einzunehmen und/oder zusätzlich fermentierte Sojabohnenprodukte und Hefe in ihren Speiseplan aufzunehmen, da beides etwas B12 enthält. Eine andere Möglichkeit besteht darin, ihrem Baby zusätzliches Vitamin B12 zu geben." Du solltest also bei deiner Ernährung gut auf die Vitamin B Versorgung achten. Ein Eisenmangel ist bei einem Stillkind im Alter von sieben Monaten extrem selten. Welchen Eisenwert eine Frau in der Stillzeit hat, ist für das Kind nicht von Bedeutung, da der Eisengehalt der Muttermilch nicht in Abhängigkeit vom Eisenwert der Mutter steht. Der Eisengehalt der Muttermilch lässt sich auch nicht über die Ernährung oder die zusätzliche Einnahme von Eisenpräparaten steigern und viele Babys reagieren auf Eisenpräparate, die die Mutter nimmt mit Bauchproblemen. Muttermilch hat nur einen sehr niedrigen Eisengehalt, dieses Eisen kann aber überaus gut verwertet werden. Zusammen mit dem gespeicherten Eisen, das das Kind hat, reicht dies meist für die ersten sechs bis neun Monate aus, wenn es sich um ein voll ausgetragenes Kind handelt Es ist nicht zu empfehlen, dass Du jetzt auf eigene Faust irgendwelche Nahrungsmittelergänzungsstoffe verwendest. Wenn Du ganz sicher gehen willst, dann lass dein Kind von Arzt untersuchen, der dir dann sagen kann, ob ein behandlungsbedürftiger Befund vorliegt oder nicht. Ob ein Baby/Kleinkind Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin C haltiger Bestandteil. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Ich denke nicht, dass Du dir Sorgen machen musst, aber vielleicht beruhigt es dich wirklich, wenn Du die Werte kontrollieren lässt. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 09.05.2008