Hallo,
Wir kommen gerade vom Kinderarzt. Heute war die U4 fällig.
Der Arzt ist mit dem Gewicht von Timo nicht zufrieden und meint ich soll jetzt nach jedem stillen zufüttern. Timo ist seit gestern 3 Monate alt.
Hier mal die Gewichtsdaten.
10.11.13. 3100g Geburtsgewicht
12.12.13. 3900g
13.01.14. 4750g
11.02.14. 5200g
Er hat am Anfang gut zugenommen, jetzt aber die letzten 4 Wochen nur 450g.
Nach seiner Berechnung darf Timo am 20.02.14 zwischen 4900g und 5500g wiegen. Er will ihn ans Maximum bringen, was ich nicht verstehe.
So finde ich sein Gewicht nicht schlimm, nur die Zunahme der letzten 4 Wochen macht mir Bedenken. Der Arzt sagt, dass Timo jetzt mehr braucht und ich aber nicht mehr produziere. Aber er weint nicht nach dem Stillen, sondern ist gut drauf, lacht und sabbelt.
Meine Hebamme sagt, dass ich nicht zufüttern soll.
Ich will es auch nicht gerne, aber wenn es wirklich bedenklich ist, dann mache ich es natürlich.
von
wvxy82
am 11.02.2014, 13:01
Antwort auf:
Muss ich Zufüttern?
Liebe wvxy82,
schau doch mal hinten im gelben U-Heft nach, wo die Kreuze auf den Gewichtskurven liegen. Sind sie immer auf der gleichen Linie, oder gibt es da Veränderungen und er ist auf eine untere Kurve gerutscht?
Knapp 100 Gramm pro Woche sind tatsächlich nicht sehr viel, so dass du darauf achten solltest, dass Timo oft genug gestillt wird, und dann auch so viel Milch wie möglich abbekommt. Es gibt keinen Grund dafür zu vermuten, dass du nicht die nötige Menge produzieren könntest! Wenn Timo mehr trinkt, wirst du mehr bilden, das ist das natürliche Gleichgewicht, dass ja bislang auch gut funktioniert hatte bei euch.
Du könntest auch mal den Windeltest machen, der zeigt, ob die Milchmenge derzeit ok ist oder nicht. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser nich die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt.
Für die Ausscheidungen bei einem ausschließlich gestillten Baby gelten die folgenden Anhaltswerte:
Urin:
1. + 2. Tag: 15 - 60 ml pro Tag
3. - 10. Tag: 50 - 300 ml pro Tag
2. Monat: 250 - 400 ml pro Tag
3. - 12. Monat: 400 - 500 ml pro Tag
Probiere doch mal aus, deinem Timo mehr Milch zukommen zu lassen, in dem du die Technik der Brustkompression anwendest, ich beschreibe sie dir unten.
Schau auch, dass Timo keinen Schnuller nimmt, denn dann kommt er vielleicht häufiger an die Brust und bekommt auch beim "nur Nuckeln" ein paar zusätzliche Schluck Milch ab.
Mit deiner Hebamme stimme ich überein: Jetzt übereilt abzustillen ist nicht der richtige Ansatz. Erst solltet ihr sehen, ob es nicht klappt, dass er mehr trinkt. Dann am 20.2. nochmal zum Arzt zum Wiegen gehen und dann sehen wir weiter.
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 11.02.2014