mich macht sie auch fast wahnsinnig!! (etwas länger)

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: mich macht sie auch fast wahnsinnig!! (etwas länger)

liebe biggi! danke für deine bisherigen antworten (hatte mal wg schnuller und zuneigegehen der milch gefragt)! lese auch sonst viel hier im forum und finde es wirklich klasse, mit wieviel mühe und herz du antwortest! und ja, vielleicht kann ich meine jetztige frage eigentlich selbst beantworten durch all das, was ich hier in der letzten zeit gelesen &gelernt habe, aber ich würde es eben doch gerne diskutieren. also, war heute mit unserem sohn beim 5monats wiegen&messen. 7700gr, 69 cm (bei geburt 3230 gr, 51 cm; 1 monat 4545gr, 57cm, 3monate 6700gr, 64,5 cm). da er jetzt bzgl seines gewichts etwas von seiner kurve abgefallen war, meinte die kinderkrankenschwester (wohne in schweden, da wird die vorsorge hauptsächlich von krankenschwestern gemacht), daß jetzt aber nun wirklich höchste zeit für zufüttern gekommen sei, ich solle mit instant hafer-bananen-brei anfangen (ist hier einheitsbrei für 5monate babies). außerdem seien gabriels eisenreserven bei null, und deshalb müsse er diesen mit eisen angereicherten brei bekommen. danach könne ich ja auch gemüsebrei einführen. man muss dazu sagen, dass hier fast niemand 6 monate voll stillt, sondern alle mit 4 monaten mit "geschmacksportionen" anfangen. das ist gar nicht so meine meinung. erstens finde ich, dass gabriel nach wie vor ein prima gewicht hat (ich selbst war nie ein richtig dickes baby, bei meinem freund weiß ich das nicht so genau, jetzt ist er zumindest lang und dünn!) und ich habe nicht das gefühl, dass er hungert. stillen und schlafen fallen oft zusammen, tagsüber stille ich alle 2-3,5h, nachts wohl auch, ich schaue nicht mehr auf die uhr : ) . meistens schläft er tagsüber bei/nach dem stillen ein, wobei er meist auch müde ist und sich in den schlaf nuckelt. er fängt schon an, uns beim essen sehr genau zuzuschauen und verfolgt manchmal jeden bissen. aber sitzen tut er noch gar nicht, da hängt er wie ein kleines säckchen. ich wollte eigentlich noch bis weihnachten warten und dann mit gemüsebrei oder banane anfangen. bzw selbstgemachtem hafer/hirsebrei mit obst ohne zwangsläufigen eisenzusatz. irgendwie bin ich selbst auch noch nicht so weit für das zufüttern, auch wenn ich ja weiß, dass es nicht das ende des stillens bedeutet. also, was meinst du: braucht der kleine absolut jetzt schon beikost? schade ich ihm, wenn ich noch ein paar wochen warte, bis er vielleicht besser sitzen kann und ich meine, daß wir beide soweit sind? soll ich versuchen, meine milchmenge zu steigern? liebe grüße, julia

Mitglied inaktiv - 24.11.2009, 14:28



Antwort auf: mich macht sie auch fast wahnsinnig!! (etwas länger)

Liebe Julia, Du kannst versuchen, dein Kind öfter anzulegen, vielleicht nimmt es dann besser zu. Die Gewichtszunahme verlangsamt sich mit zunehmendem Alter und nimmt auch mit Einführung der Beikost in der Regel nicht wieder zu, sondern wird eher noch langsamer. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. Es ist erst dann sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. "Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Bei der LLL Europakonferenz in Nottingham hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema "Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Lass dich wirklich von deinem Kind leiten und wenn es dir zeigt, dass es etwas anderes außer Muttermilch haben will, dann geh auf dieses Anzeichen ein. Wenn Du unsicher bist wegen den Eisenwerten, bitte den Arzt darum, den Eisenwert zu bestimmen, dann bist Du beruhigter. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 24.11.2009



Antwort auf: mich macht sie auch fast wahnsinnig!! (etwas länger)

danke für deine schnelle antwort! wenn ich das mal ausrechne, so hat er in den letzten 2 monaten 125 gr/woche zugenommen und das ist ja, so wie ich deine angaben verstehe, voll im grünen bereich. wenn ich ihn öfter anlege, trinkt er nur kurz, spielt dann mit meinem busen und lächelt mich an. nehme ich ihn dann hoch, spuckt er das eben aufgenommene oft wieder aus, tja. ich glaube auch nicht, dass er eisenmangel hat, er ist in seinen wachphasen nämlich munter und neugierig. ich werde wohl eben einfach noch ein wenig warten, um dann hoffentlich den richtigen zeitpunkt für den breistart zu erwischen! schönen abend noch und herzliche grüße aus dem dunklen schweden, julia

Mitglied inaktiv - 24.11.2009, 17:48



Antwort auf: mich macht sie auch fast wahnsinnig!! (etwas länger)

Liebe Julia, ich bin auch sicher, dass Du dir keine Gedanken machen musst und getrost abwarten kannst. Liebe Grüße zurück aus dem dunklen und heute sehr windigem Bayern ;-) Biggi

von Biggi Welter am 24.11.2009