Liebe Biggi,
mein Sohn ist mittlerweile gut zweieinhalb Jahre alt und immer noch ein leidenschaftlicher Stillfan. Ich habe es bisher auch immer genossen und mir gedacht, er wird sich schon selbst abstillen, wenn er soweit ist. Nur leider sieht es so überhaupt nicht danach aus. Besonders am Wochenende hängt er quasi fast ständig an der Brust. In der Woche geht er in den Kiga und da klappts tagsüber auch problemlos ohne. Nur sobald Mama in Reichweite ist, hat er sofort das dringende Bedürfnis zu trinken. Das geht langsam doch ein wenig auf die Nerven. Zumal er sich auch nicht ablenken lässt.
Ich habe ja schon alle Deine Tipps zum Thema gelesen, aber bei Chris fnktioniert nichts so wirklich.
Anbieten brauche ich ihm die Brust schon lange nicht mehr - er fordert sie ein.
Ablenkung klappt auch nicht, ihm ist egal wo wir sind - wenn er trinken wll, dann gibts Höllentheater, wenn ich versuche ihn zu vertrösten. Manchmal habe ich sogar den Eindruck in fremder Umgebung (Urlaub etc) verlangt er noch öfter nach der Sicherheit an Mamas Brust.
Verhalten in der Stillsituation ist ihm schnurzpiepe. Egal, ob ich sitze, stehe oder liege - Chris trinkt mit Hingabe in allen Positionen.
Verkürzen der Stillzeiten würde auch nicht viel bringen, dann hätte ich ihn wohl noch öfter als jetzt schon an der Brust.
Bietet man ihm was anderes zu essen oder trinken an, kommt zur Antwort: Nein, das ist nicht so lecker. Ich will nur Mama.
Tja und mit ihm drüber reden hab ich auch schon versucht - leider recht erfolglos. Die letzte "Diskussion" vor ein paar Tagen verlief in etwa so:
Ich: Chrissy, ich glaub Du bist langsam alt genug, auf Mamas Brust zu verzichten.
Chris: Nein!
Ich: Hast Du schon mal gesehen, dass irgendein kind im Kiga noch bei der mama trinkt?
Chris: Nein. Ich will aber noch trinken.
Ich: Mensch sogar der XY, der gerade mal halb so alt ist wie Du, trinkt nicht mehr bei der Mama. Aber letztens haben wir gesehen, wie die kleine Schwester von YZ gestillt wurde. Solche kleinen Babys trinken bei Mama.
Chris: Ich bin noch ein kleines Baby.
Ist ja eigentlich total süß und manchmal denke ich auch, wenn er absolut nicht verzichten will, dann soll er eben trinken, solange er möchte. Nur andererseits möchten wir eben gern noch ein zweites Kind. Tja, nun versuchen wir es schon seit fast 20 Monaten und nichts passiert, von daher denke ich, das es halt am Stillen liegt. (Meine FÄ ist zumindest fest davon überzeugt) Und mit mittlerweile 38 Jahren habe ich fürs Zweite auch nicht mehr ewig Zeit, von daher möchte ich meinen Schatz nun doch so langsam entwöhnen. Hast Du noch eine Idee, wie ich ihm den Gedanken schmackhaft machen kann????
Vielen Dank und liebe Grüße
Ines
Mitglied inaktiv - 27.06.2007, 20:42
Antwort auf:
Kleinkind abstillen
Liebe Ines,
wie Du selbst schreibst, bedeutet das Stillen deinem Sohn sehr viel und ich kann dir nicht sagen, wie Du ihn einfach abstillen kannst.
Wenn Du für dich sicher bist, dass Du nicht mehr stillen magst, dann wird das vermutlich nicht ganz ohne Trauer bei Chris gehen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen in diesem Alter damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
In diesen Gesprächen kannst Du Chris immer wieder darauf hinweisen, dass Du der Meinung bist, dass das Stillen in der Nacht nun eingeschränkt wird, dass Du ihn aber weiterhin genau so sehr lieb hast, wie schon immer.
Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir, dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal deinem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird Chris sich auf andere Weise beruhigen müssen. Du kannst Chris ja in der ersten Zeit zuerst stillen und dann deinem Partner übergeben.
Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich.
Wichtig ist, dass Chris spürt, dass Du ihm zwar die Brust entziehst, nicht aber deine Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was machen Sie, wenn Hannah nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Außerdem möchte ich dir das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) erhältlich.
Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt.
Ich wünsche dir wirklich, dass Chris sich überzeugen lässt und Du ganz schnell wieder schwanger wirst!
Ganz llliebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.06.2007