HILFE! Total verwirrt... Reflux und Stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: HILFE! Total verwirrt... Reflux und Stillen

Halli Hallo nun bin ich total verwirrt... Ich hatte hier schon ein paar Mal geschrieben wegen meiner Tochter (nun 12 Wochen alt) weil sie die Brust beim Trinken oft anschreit nach einer bestimmten Zeit während dem Stillen und wir nie dahinter gekommen sind was sie stört und viel ausprobiert haben. Nun hatten wir eine Untersuchung in einer Kinderklinik und der Arzt meinte er wäre fast 100% sicher, dass es Reflux ist. Es spricht das Schreien an der Brust dafür, die Unruhe auch danach und sie schreit allgemein sehr viel, möchte nie im Maxicosi liegen bzw schreit dann erstmal sehr bei gekrümmter Haltung und auch oft im Liegen, sie nießt oft und hustet ab und an und hat seeehr oft Schluckauf und sie spuckt nach dam Essen immer wieder( wobei das fast nie schwallartig ist). Er meinte ich soll sie deshalb nicht mehr so oft stillen und dass sie dann keinen hunger hätte sondern was trinken möchte weil sie denkt das unangenehme Gefühl ginge dann weg und dann merkt sie das hilft nicht und schreit dann wieder an der Brust. Er meinte ich muss 2,5-3 Stunden abwarten bevor ich sie wieder anlege damit sich die Speiseröhre beruhigen kann. Er fand 8-10 Stillmahlzeiten nun viel zu viel. Im Internet liest man zu dem Thema aber man sollte öfter anlegen und kleine Mahlzeiten währen besser. Ich denke auch immer sie hält es keine 3 Stunden aus und ich kann sie immer nur durch die Brust beruhigen und weiß oft nicht ob sie wirklich hunger hat. Sie trinkt aber dann immer erstmal bzw meistens und beginngt dann am Ende der ersten Seite erst zu schreien und verweigert die zweite Seite dann oft komplett. Ich frage mich nun ob es ihr dann wirklich weh tut in der Speiseröhre und was man dagegen tun kann?? Ist es sinnvoll dann seltener zu Stillen? Reizt das viele Stillen die Speiseröhre noch mehr ?? Ich bin total verwirrt von den verschiedenen Aussagen. Ich hatte auch öfter mit einer Stillberatung telefoniert... Sie hat auch mal an Reflux gedacht aber das dann eher ausgeschlossen weil sie nie richtig viel spuckt und gut zunimmt. Der Arzt meinte das Gewicht wäre eher zu viel als zu wenig da sie das Geburtsgewicht nun nach 3 Monaten fast verdoppelt hat statt in einem halben Jahr. Wir haben sie eine Zeit auch gewogen wie viel sie pro Mahlzeit trinkt wenn sie beide Seiten nimmt. Es waren immer 80-100 ml. Kann man überhaupt sicher sein, dass es Reflux ist? Wie kann man das genau feststellen? Ich finde die Vorstellung schlimm, dass meine Kleine arge Schmerzen hat und auch die Vorstellung ihr erstmal 2-3 Stunden nicht die Brust zu geben falls sie doch hunger hat. Viele Grüße

von MamaSteffi1 am 14.05.2012, 16:04



Antwort auf: HILFE! Total verwirrt... Reflux und Stillen

Liebe MamaSteffi1, Stillexperten werden wohl zu kaum einer Nahrungsumstellung bei einem Reflux raten. Als Ursache für das Zurückfließen der Nahrung, wird eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels angenommen. Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird. Ich zitiere dir aus dem "Breastfeeeding Answer Book" Ausgabe 1997: "Eine Untersuchung oder Behandlung auf Reflux Ösophagitis sollte nur dann erwogen werden, wenn das Erbrechen von schlechter Gewichtszunahme, Gewichtsverlust, starkem Würgen oder einer Erkrankung der Lunge begleitet wird. Ein gastroösophagaler Reflux, das Zurückfließen des Mageninhaltes in die Speiseröhre, ist ein potenziell ernsthaftes, gesundheitliches Problem bei manchen Menschen. Dennoch stimmen die Experten darin überein, dass das Spucken bei vielen Babys während des ersten Lebensjahres als normal anzusehen ist und nicht notwendigerweise einen Hinweis für spätere Refluxprobleme darstellen muss. Gewöhnlich hört das Spucken mit zunehmender Reife des Babys unvermittelt auf (Sutphen, 1990). Die Untersuchung oder Behandlung des Refluxes bei spuckenden Stillkindern kann sich negativ auf das Stillen auswirken und zu einer unnötigen medizinischen Behandlung führen. Die Einführung von fester Kost, um die Nahrung "anzudicken" und so das Spucken zu verhüten, beeinträchtigt das Stillen bei einem Baby, das jünger als sechs Monate ist, da die Muttermilch im Speiseplan des Babys ersetzt wird und die Milchmenge der Mutter abnimmt. Eine zu frühe Einführung von fester Kost gefährdet das Baby auch deshalb, weil erbrochene, feste Nahrung, die das Körpergewebe reizt, möglicherweise in die kindlichen Lungen eingeatmet (aspiriert) wird. Nach Meinung von Reflux Spezialisten sind medizinische Tests auf Reflux bei Babys unter einem Jahr nicht angezeigt, es sei denn, sie leiden zusätzlich zum Spucken unter schlechter Gewichtszunahme, Gewichtsverlust, oder es kommt zu episodenhaftem schwerem Verschlucken, oder es gibt Anzeichen für eine Lungenerkrankung (Sutphen, 1990). Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie oft aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber nur für kurze Zeit, anzulegen. Vielleicht holst Du dir einfach noch eine zweite ärztliche Meinung ein, ehe ihr zu weitergehenden Maßnahmen greift. Alles Gute für dich und dein Baby. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.05.2012



Antwort auf: HILFE! Total verwirrt... Reflux und Stillen

vielen Dank für die Antwort. ich werde morgen nochmal zu ihrem Kinderarzt gehen. Ich habe etwas Angst, dass sie immer Schmerzen beim Trinken hat bzw auch danach oder überhaupt. Ich wüsste auch nicht wie man das feststellen kann oder ob dagegen dann etwas unternommen werden müsste. Gut zunehmen tut sie auf jeden Fall aber ich möchte natürlich auch nicht dass sie ständig Schmerzen hat. Und dazu hätte ich noch eine Frage "Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird" Heißt das nicht auch wiederrum, dass es besser ist wenn nicht immer wieder zu schnell Milch nachkommt ?? Auch Muttermilch??

von MamaSteffi1 am 14.05.2012, 18:22



Antwort auf: HILFE! Total verwirrt... Reflux und Stillen

Liebe MamaSteffi1, Reflux (gastro-ösophagaler-Reflux) bedeutet, dass der Muskel, der die Magenöffnung schließt und so verhindert, dass die Nahrung wieder zurückfließt, bis sie schließlich vom Magen in den Darm wandert, sich zum falschen Zeitpunkt öffnet. So kommt es dazu, dass die Nahrung zurück in die Speiseröhre gelangt. Beim Erwachsenen wird Relfux oftmals als Sodbrennen erlebt, bei Babys kann er zu Erbrechen, schmerzhaftem Weinen, plötzlichem nächtlichen Aufwachen und sogar zu einer Verweigerung der Nahrung führen. Das Problem ist also nicht nur, dass diese Kinder sehr oft massiv spucken (und in schlimmen Fällen nicht gedeihen), sondern dass der Rückfluss der Nahrung und damit auch der Magensäure zu Schmerzen und Unwohlsein beim Kind führen kann. In vielen Fällen wird der Reflux durch eine Unreife verursacht „wächst sich aus". Bis dahin besteht die Therapie darin, die Beschwerden des Kindes zu mildern, bis sein Verdauungssystem reifer ist und die Symptome verschwinden. Leider wird sehr häufig als Standardtherapie bei Reflux ein Andicken der Milch empfohlen, was bei Stillkindern aber mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist und außerdem nicht unbedingt hilft. Erste Hilfe ist in jedem Fall eine möglichst aufrechte Lagerung des Kindes, so dass die Schwerkraft mit hilft, den Mageninhalt unten zu halten. Besonders direkt nach dem Stillen, kann es hilfreich sein, das Kind einige Zeit aufrecht zu tragen (zum Beispiel im Tragetuch). Häufigere kleine Mahlzeiten können ebenfalls sinnvoll sein. Eine absolut korrekte Stillhaltung und richtiges Saugen des Babys sind sehr wichtig, um nicht noch zusätzliche Probleme zu provozieren, weil das Kind viel Luft schluckt. Stillen und Muttermilch haben viele Vorteile gegenüber anderer Nahrung bei einem Kind mit Reflux. Stillkinder haben seltener Probleme mit Reflux und der Reflux ist bei ihnen meist nicht so ausgeprägt wie bei nicht gestillten Babys. Das liegt unter anderem daran, dass Muttermilch leicht verdaulich ist und so den Magen zweimal so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung. Die schnellere Magenentleerung ist deshalb von Bedeutung, weil eine längere Verweildauer der Nahrung im Magen, den Reflux verstärken kann (das spricht auch gegen das Andicken). Je weniger lange die Nahrung im Magen verbleibt, um so weniger kann wieder in die Speiseröhre zurückfließen. Außerdem reizt Muttermilch die Speiseröhre weniger als künstliche Säuglingsnahrung. In seltenen Fällen, wird empfohlen, dass die Mutter ihre eigene Ernährung umstellt und auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet. Diese Empfehlung ist allerdings umstritten. Helfen Maßnahmen wie höher lagern und kleinere und dafür häufigeres Stillmahlzeiten nicht, so gibt es die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung. Hier werden Medikamente eingesetzt, die die Magensäure verringern und die Entleerung des Magens beschleunigen. Als allerletztes Mittel - wenn es zu schwerwiegenden Komplikationen durch den Reflux kommt, kann eine Operation in Frage kommen. Ich kann dir nur dringend ans Herz legen, dir von einer Stillberaterin vor Ort beim Stillen zuschauen zu lassen, so dass bei Bedarf die Stillposition und Anlegetechnik korrigiert wird und mit deiner Kinderärztin/arzt darüber zu sprechen, welche Möglichkeiten es gibt, deinem Kind zu helfen. Ich wünsche Ihnen, dass der Reflux bald verschwindet. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 14.05.2012



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