Liebes Stillteam,
ich muss ihnen heute noch einmal schreiben bzgl meines Babys. Ich möchte einfach gern von ihnen wissen, ob sich unsere Stillbeziehung normal anhört oder nicht. Vornweg: es ist mein drittes Kind. Ich habe die ersten beiden Kinder 1.5 und 2.5 Jahre gestillt, nie zugefüttert etc.
Mein Baby wurde Anfang Februar mit 4kg und 53cm reif geboren. Zur U3 am 17.4. wog sie 6255g bei 64.5cm. Der KiA war zufrieden. Meine Hebamme meinte nur kurz vorher zur Babymassage, dass sie sie gern wiegen würde, weil sie sie dünn fand. Das hat mich dann total verunsichert und tut es bis heute. Ich habe nun (hatte ich schon mal bei Kind Nr1, weil dieses teilw. nur im Halbschlaf trinken wollte) Windeln gewogen. Ich habe parallel sehr darauf geachtet sie viel anzulegen. Der Windeinhalt hatte über 24h ein Gewicht zw 400g und 530g.
Was mir generell auffällt, sind folgende Dinge:
- ich habe einen starken Milchspenderreflex, weshalb sie sich oft verschluckt (hatte) bzw manchmal irgendwann das Atmen vergisst. Das passiert ihr übrigens auch wenn sie an der Brust trinkt und dabei einschläft
- zeitweise stößt es sie oft auf, teilweise auch erst längere Zeit nach dem Stillen. Sie spuckt es nicht aus, sondern es steht ihr irgendwie im Hals, fast so als ist es in die Luftröhre geraten. Sie zappelt dann und wird rot und ich muss sie hochnehmen und auf den Bauch drehen.
- sie schimpft meist wenn ich sie anlegen will. Geht an die Brust und wieder ab usw , bis sie irgendwann trinkt. Überm trinken schiebt sie sich dann manchmal noch zusätzlich den Daumen in den Mund. Ist sie satt?
Meine Fragen wären:
- Was sagen Sie zu der Gewichtsentwicklung? Stimmt es dass Wachstum in die Länge wichtiger ist als in die Breite? Das hätte sie ja. Wir sind aber auch beide sehr groß.
- ich habe verschiedene Richtwerte in puncto Windeln wiegen in ihrem Forum gefunden. Einmal las ich 460-600g und einmal 400-500g. An manchen Tagen hatte sie nur 400g. Ist das okay oder zu wenig?
- was denken sie bedeutet dieses schimpfen? Kann sie einfach satt sein? (Siehe Daumennuckeln). Das Stillen läuft vom Prinzip her fast immer gleich ab. Sie geht an die Brust, wieder weg usw und schimpft dabei bis der MSR einsetzt. Dann trinkt sie den "Berg" ab und geht von der Brust ab. Das dauert natürlich insgesamt nicht lang und ich sehe an den Mundwinkeln etc dass da noch viel zu holen wäre. Also zu wenig Milch habe ich keinesfalls.
- könnte sie eine Blockade haben? Kopf halten in Bauchlage geht jedenfalls nicht so gut.
- stresse ich sie damit, wenn ich versuche sie oft anzulegen? Wenn sie abends zum Einschlafen beispielsweise gestillt wird, will sie irgendwann nuckeln, aber nicht mehr die Brust. Ich merke richtig die Unzufriedenheit. Wie als ist ihr die Milch zu viel. Dann gebe ich ihr den Schnuller und Ruhe ist.
Es ist wirklich viel Text geworden . Tut mir leid. Ich hoffe trotz allem sie können mir ein wenig die alte Sicherheit und Gelassenheit zurückgeben.
Liebe Grüße und vielen, vielen Dank
stardust
von
stardust82
am 29.05.2019, 20:45
Antwort auf:
Gewichtszunahme Baby
Liebe stardust,
ständiges Wiegen und erst recht die sogenannten Stillproben können eine Mutter in die Verzweiflung treiben und dann erst recht die Stillbeziehung und das Gedeihen des Babys gefährden. Allerdings gibt es halt Richtwerte für die nassen Windeln.
Es ist deshalb immer wichtig, den Gesamtverlauf zu beobachten, aber das bedeutet nicht nur, dass das Gewicht im Auge behalten werden muss, sondern dass das ganze Kind, sein Verhalten und seine Entwicklung angeschaut wird.
Die Urinmenge variiert sehr von Kind zu Kind, weil auch die Trinkmenge nicht immer gleich ist. Manche Babys trinken glatt doppelt so viel wie andere, und sind doch nicht "normaler". Die Urinmenge kann also zwischen 460 und 600 ml in 24 Stunden liegen.
In diesem Alter sind die nassen Windeln allerdings nicht mehr so wichtig, sondern das Gesamtbild.
Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby:
o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch
(kein Wasser, Tee, Saft usw.).
o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht
Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden.
o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein :-), ansonsten besteht tatsächlich Handlungsbedarf.
Auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind.
Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen.
Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger.
Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Gerade weil Dein Kind nach dem ersten MIlchspendereflex so reagiert, könnte das die Lösung sein.
Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau.
Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?
Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Das kann dann auch die Blähungen verursachen.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen.
Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:
erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter.
biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.
stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.)
lass das Baby oft aufstoßen.
vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird
Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht.
Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.05.2019